Fußball: Deutschland - Türkei
Testspiel 2 : 3 verloren - verdient verloren! Da ist aber manches, das geht viel tiefer als eine sportliche Niederlage

Foto: Pixabay

Wenn ich es auch bedauere, dass Deutschland verloren hat, es bekümmert mich nicht. Die türkische Mannschaft hat verdient gewonnen, weshalb ich ihr die Freude gönne, und Deutschland gehört nun mal seit Jahren nicht mehr zur Weltspitze. Punkt!
Allerdings bekümmert mich vieles am Drumherum des gefühlten Auswärtsspiels in Berlin.

Die überwältigende Mehrheit der Zuschauer im Stadion dürfte in Deutschland leben, die meisten sogar in Deutschland geboren und im Besitz der deutscher Staatsangehörigkeit sein, Nachfahren der damals so bezeichneten türkischen Gastarbeiter, im emotionalen Spannungsfeld zwischen Deutschlandzugehörigkeitsgefühl und im vorliegenden Fall Türkeizugehörigkeitsgefühl.

Und da ist ein Ilkay Gündogan, der Gelsenkirchener Jung, eine vergleichbare Vita, Kapitän der deutschen Fußballmannschaft. Er wird wie ein Verräter gnadenlos ausgepfiffen. Ja, so etwas bekümmert mich, wirft es doch ein nachdenklich stimmendes Licht auf die Zuschauer.

Auch bekümmert mich, dass trotz des Testspielcharakters - das Wort Freundschaftsspiel erscheint mir da weniger passend - der 3:2-Sieg der türkischen Nationalmannschaft in manchen Städten, etwa in Berlin selbst oder auch in Duisburg, zum Anlass genommen wurde, den Fernseher zu verlassen, sich hinauszubegeben und Autokorsos sowie Hupkonzerte zu veranstalten, bei denen türkische Fahnen geschwenkt werden. Eine Demonstration, die, wie mir scheint, mehr ausdrücken will als sportliche Freude.
Bei einem deutschen Sieg hätte man auf den Straßen wohl nichts bemerken können.

Ich stelle mir gerade vor, es wäre ein Länderspiel zwischen Deutschland und Polen gewesen, das Polen gewonnen hätte. In Deutschland leben schließlich Millionen Menschen mit zeitlich nur wenige Jahrzehnte zurückreichenden polnischen Wurzeln, wo statistisch der Begriff Migrationshintergrund greift, oder mit weiter zurückreichenden polnischen Wurzeln, wo der Begriff statistisch obsolet ist. Die atmosphärischen Vibrationen im Stadion, aber auch die Reaktionen danach wären sicherlich andere gewesen.

Bürgerreporter:in:

Helmut Feldhaus aus Rheinberg

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