Streitbare Gedanken
Erdogan meets Scholz and Steinmeier - der Nahe Osten ist überall - und wo sind die Götter?

Ach ja, manche träumen von Deutschland als eine Welt für sich, manche zumindest als eine Wagenburg, völlig losgelöst und abgeschirmt von dem, was sonst in der Welt geschieht; im wohlgemeinten Sinne Träumer, im vermeintlichen Sinne Nationalisten, im realistischen Sinne Weltfremde. Die Durchmischungen auf den verschiedensten Ebenen sind allerdings längst die Realität. Der Krieg Russlands gegen die Ukraine, der auf den terroristischen Anschlag vom 7.Oktober erfolgte Rachefeldzug Israels gegen das seit 18 Jahren unabhängige Hamastan, zwei derzeit herausragende Phänomene, wirken auch in Deutschland, in der Gesellschaft, auf den Straßen, in der Politik.

Ach ja, Recep Tayyip Erdogan, der Staatschef der Türkei, war heute in Deutschland. Das ist der Mann, der die Hamas, seit fast zwei Jahrzehnten ohne zwischenzeitliche Wahlen den Gazastreifen diktatorisch beherrschend, als Befreiungsorganisation bezeichnet und Israel nicht wegen kritikwürdiger Politik entsprechend kritisiert, sondern das Land faschistisch nennt und ihm das Existenzrecht abspricht. Bundespräsident Steinmeier empfing ihn mit versteinerter Miene, Kanzler Scholz lächelte diplomatisch. Ob der Besuch irgendetwas gebracht hat? Vielleicht in Bezug auf die Genehmigung von Flugzeuglieferungen an den Nato-Partner Türkei oder in Bezug auf die Flüchtlingsabkommen. Wer weiß es genau. Apropos Nato-Partner. Das scheint die einzige echte Verbindung zwischen Deutschland und der Türkei zu sein, was für die Deutschen mit türkischem Migrationshintergrund zur Zerreißprobe werden dürfte. Ihr Präsident? Steinmeier oder Erdogan? Beides geht wohl immer weniger.

Deutschland mit der offiziell bedingungslosen Unterstützung Israels - falsch, wie ich finde. Existenzrecht? Keine Frage. Aber manches andere verlangt nach Kritik. Justizreform in der Netanjahu-Vorstellung? Nein. Die Siedlungspolitik mit aggressiven Siedlern? Abzulehnen. Die Luftangriffe gegen und die Bodenoffensive in Hamastan? Suboptimal, in gewisser Weise kontraproduktiv. Da hätte es in Anbetracht der weltweiten Aufmerksamkeit zielführendere Strategien gegeben, ohne Zivilisten zum Opfer zu machen. Bedingungslose Unterstützung ist nicht richtig.

Türkei mit der Belobigung der Hamas und dem Abstreiten des Existenzrechts Israels - beides falsch und absurd. Israel Faschismus zu unterstellen, ist Unsinn, aber wohl Kalkül. Erdogan hat im Hinterkopf vermutlich nicht nur den Siegeszug des Islams, sondern auch eine Wiederaufstehung des Osmanischen Reiches in neuer Gestalt unter seiner Führung, gehörte das gesamte Palästina doch mal zum Osmanischen Reich. Erdogan, ein gefährlicher Mann, wie ich finde, ein Machtmensch, der sich Allah dienstbar macht.

Sollte es Jahwe, Gott oder Allah geben, sollten sie oder er sich mal zum offenbarenden Klartext entscheiden, so dass Menschen sich nicht mehr anfeinden, sondern umarmen. Nebenbei: Vertreter des Judentums waren niemals auf Welteroberung aus, Vertreter des Christentums waren es mal, inzwischen aber nicht mehr, und Vertreter des Islams? 

Ich hoffe, dass das morgige Fußballländerspiel zwischen Deutschland und der Türkei bei aller Leidenschaft ein freundschaftliches Event wird.

Bürgerreporter:in:

Helmut Feldhaus aus Rheinberg

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