Kindheitserinnerungen - manches war wohl besser, wenn auch nicht alles

Foto: Pixabay

Ich erinnere mich, was ich als Kind für aus Elternsicht wohl waghalsiges Tun an den Tag gelegt habe.

Wir liebten es, auf Bäume zu klettern, je höher, desto besser. Es ist niemals etwas passiert, weil wir als Kinder das Risiko wohl einschätzen konnten. Ich selbst habe mich vom Stamm niemals weit entfernt. Als ich einmal auf einen überhaupt nicht hohen Birnbaum geklettert war, nicht weit von meinem Zuhause entfernt, kein Vergleich mit den hohen Eichen und Buchen, die ich oftmals okkupierte, entdeckte mich mein Vater, der, von Panik erfasst, mich anschrie, runterzukommen, dabei war doch keinerlei Gefahr in Verzug. Mein Verständnis für meinen Vater war gering.
Aufgefallen war meine Vorliebe für Kletterei darüber hinaus nur, als ich einmal mit zerrissenem, von meiner Mutter sicherlich mühevoll gestrickten Pullover nach Hause kam. 
Die Kletterei hat mir gutgetan, zumal ich nicht mit Vertrauen in meine Fähigkeiten und Vorschusslorbeeren überschüttet worden bin. 

Aber es waren Zeiten, in denen die Kinder aus durchaus ordentlichen Elternhäusern nicht dermaßen beobachtet wurden wie heute viele Kinder. Wir fühlten uns nicht so gelenkt wie viele Kinder heutzutage. Wir genossen trotz mancher Einengung unsere Freiheit, was unsere Freizeitgestaltung betraf.

So reizten uns noch nicht fertiggestellte Neubauten, die wir erkundeten, bauten mitunter wackelige Buden aus Baumaterialien. Passiert ist niemals etwas.

Ströpen, oft durch Getreidefelder, gefiel uns, dem Bauern sicherlich weniger. Wir fühlten uns frei.

Weniger waghalsig, aber fest in meiner Erinnerung, war das Knickern und das Drachensteigenlassen. Drachen, natürlich selbstgebaute, waren ein Steckenpferd für mich während aller warmen Monate. Ich erinnere mich an das tolle, reißfeste Schustergarn, das mir ein Onkel zur Verfügung stellte. Es waren oft Zeiten absoluter Ruhe und Zufriedenheit, als mein selbstgebauter Drachen, an extrem langer, oft durchhängender Schnur hoch am Himmel stand, dem man Papierbriefchen schickte, abends bei nachlassendem Wind länger als die Drachen anderer dort stehen blieb.

Bei allem autoritären Patriarchalismus vieler Elternhäuser und allen Entbehrungen der damaligen Zeit und etwa der Kälte im eigenen Schlafbereich, dessen Fenster im Winter oft mit Eisblumen übersät waren, hatten wir unsere Freiräume, die wir ausgefüllt haben, die uns geprägt haben.

Und ich frage mich: War die frühere Zeit für die Kinder vielleicht eine bessere Zeit als heute, da es neben der Regulierung der Freizeit hauptsächlich ums Abhängen und um elektronische Medien geht?

Bürgerreporter:in:

Helmut Feldhaus aus Rheinberg

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