Aus der Jubiläumsschrift einer Schule
30.Januar 1933: Machtübernahme der Nationalsozialisten - zwei Monate bis zur Vollendung der Diktatur

Aus einer Jubiläumsschrift einer Schule anlässlich ihres 80-jährigen Bestehens, geschrieben vor vierzig Jahren:

"... erfasste die schlimmste Epidemie und Seuche das deutsche Volk und den deutschen Staat, die je auf dieser Erde ihr Unwesen getrieben hat: Der Nationalsozialismus. Hitler, seit Beginn der Zwanziger Jahre schon um Macht und Einfluss kämpfend, war am Ziel seiner verhängnisvollen Träume angelangt. Mit der Entlassung Brünings durch den Reichspräsidenten Hindenburg war die Weimarer Republik schon im Mai 32 gestorben. Über die Präsidialregierung Papens und Schleichers führte der Weg geradewegs von der gescheiterten Demokratie in den Totalitarismus.

Hindenburg ernannte am 30.Januar 33 Adolf Hitler zum Reichskanzler. In seiner Person trafen die Hoffnungen vieler Deutscher zusammen. Die Mystifikation seines Charismas fesselte die meisten Deutschen, auch wenn ihre Mehrheit ihm bei den bisherigen Wahlen die Stimme versagte. Die Ernennung zum Reichskanzler war der Grundstein zur umfassenden Machtergreifung Hitlers. Welche teilweise noch unter der Oberfläche brodelnden Gefühle der Deutschen mit dem 30.Januar an den Tag gebracht wurden, vermittelt uns Schulleiter G. in seiner Chroniknotiz:

"Der 30.Januar 33, der Tag der nationalen Erhebung des deutschen Volkes, als Generalfeldmarschall von Hindenburg dem Kämpfer des 3.Reiches, Adolf Hitler, das Reichskanzleramt übertrug, erfüllte die Schule endlich wieder mit deutschem Geiste. Die neue Reichsregierung erließ einen Aufruf an das deutsche Volk, der den Geist von Weimar der Vergessenheit anheim gab, der deutsche Einheit forderte und Mithilfe aller am großen Werke der Errettung des deutschen Volkes. Scharfer Kampf galt dem Marxismus und dem Klassenkampf, geeint werden sollte das Volk werden auf den Fundamenten von Rasse - Wehr - Volk - Gott."

...

Kurz nach den Wahlen Anfang März, die der NSDAP wiederum nicht die Mehrheit der Stimmen einbrachten, so dass sie vorerst noch auf die 8% der DNVP angewiesen war, verfolgte die Schule am Rundfunkempfänger den Tag von Potsdam. Beklemmung erfasst uns bei nachstehenden Zeilen:

"Im festlich geschmückten Klassenraum erlebten die Kinder den Festakt aus der Garnisonskirche in Potsdam, hörten den Vorbeimarsch der braunen Kämpfer des 3.Reiches, die große Rede des Volkskanzlers Adolf Hitler, das klingende Spiel, den unendlichen Jubel des deutschen Volkes, den Aufbruch aus der Nacht und Not zur lichten Zukunft des deutschen Volkes."

Am Abend des gleichen Tages nahm die Schuljugend an der größten Kundgebung, die bis dahin auf Walsumer Boden stattgefunden haben soll, einem Fackelzug, in Aldenrade teil.

Zwei Tage später, am 23.März, verabschiedete der Reichstag in Berlin das Ermächtigungsgesetz, mit dem er sich selbst außer Funktion setzte. Der Totalitarismus wurde damit endgültig perfekt gemacht. ..."

Bürgerreporter:in:

Helmut Feldhaus aus Rheinberg

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