"Bürgerinformation und Bürgerdialog sind mir wichtig"

Herker: "Kultur ist für den Gewerbestandort Pfaffenhofen eine wichtige Bereicherung"
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Thomas Herker ist seit Mai 2008 als neuer Bürgermeister der Stadt Pfaffenhofen im Amt. Mit myheimat sprach er über seine politischen Ziele, seine Rolle als junger Bürgermeister, die Förderung des Kulturangebots und den Ausbau der Kinderbetreuung in Pfaffenhofen.

myheimat: Herr Herker, Sie leiten seit Mai 2008 die politischen Geschicke in Pfaffenhofen. Bei den Kommunalwahlen besiegten Sie mit knapp 61% Hans Prechter, der seit 18 Jahren im Amt war. Freuen Sie sich über diesen Vertrauensbeweis der Pfaffenhofener Bürger?
Herker: Natürlich freue ich mich sehr über das Wahlergebnis und das damit verbundenene Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in meine Arbeit. Mein Dank gilt allen, die mir ihre Stimme gegeben haben. Ich hoffe, dass ich in den nächsten sechs Jahren auch diejenigen, die ich bisher nicht für mich gewinnen konnte, davon überzeugen kann, dass Thomas Herker die richtige Wahl für Pfaffenhofen war.
myheimat: Können Sie kurz zusammenfassen, was sich seit Ihrem Amtsantritt im März in der Pfaffenhofener Politik getan hat?
Herker: Ich bin seit 1. Mai im Amt. Der Haushalt für 2008 war schon beschlossen. Ich habe also versucht, diesen Haushalt umzusetzen. Besonders wichtig für mich war aber das Thema Bürgerinformation und Bürgerdialog, das sich auch die nächsten Jahre wie ein roter Faden durch die Stadtpolitik ziehen wird. Das Aktionsprogramm „PAF und Du“ soll die Bürger dazu bringen, am Stadtleben mitzuwirken, sie über die aktuellen Entwicklungen informieren und so für größere Transparenz in der Stadtpolitik sorgen.
myheimat: Sie waren als Manager bei der Baywa tätig. Was hat Sie zu der Entscheidung bewogen, als Bürgermeister zu kandidieren? Waren Sie schon immer an Politik interessiert?
Herker: Ich wurde da sehr durch mein politisches Elternhaus beeinflusst, besonders durch meinen Vater, der bei der CSU aktiv war. Bei uns wurde immer viel über Politik diskutiert. Ich selbst bin seit 10 Jahren Mitglied der SPD, habe mich bei den Jusos engagiert und war Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Pfaffenhofen. Die Entscheidung, als Bürgermeister zu kandidieren, habe ich getroffen, weil ich gerne einen Beitrag für die Stadt Pfaffenhofen leisten wollte. Ich möchte durch meine Arbeit etwas in der Stadt bewegen.
myheimat: Welche Ziele haben Sie sich für Ihre Amtszeit und speziell für das nächste Jahr gesetzt?
Herker: Mein erklärtes Ziel ist es, mehr Transparenz für die Bürger zu schaffen. Wie schon erwähnt werde ich in den nächsten Jahren an der Bürgerinformation und dem Dialog mit den Pfaffenhofener Bürgern arbeiten. Nur durch deren Mitwirkung kann sich in der Stadt auch etwas bewegen. Es gibt allerdings auch einige Versäumnisse in der Infrastruktur, die behoben werden müssen. Besonders bei Wasserversorgung, Abwasser, Straßenbau und öffentlichen Gebäuden sind Sanierungen dringend nötig. Besonders denke ich da auch an die Pfaffenhofener Schulen, die renoviert werden müssen. Für die nächsten Jahre sind dafür rund 70 bis 90 Millionen Euro veranschlagt. Des Weiteren halte ich es für sehr wichtig, das kulturelle Angebot in Pfaffenhofen zu erweitern. Das funktioniert natürlich nur in Zusammenarbeit mit Vereinen etc. Die Weiterentwicklung des Kulturangebots ist auch wichtig für die Attraktivität des Standorts Pfaffenhofen. Was die Wirtschaft in Pfaffenhofen betrifft, werden wir in den nächsten Jahren vor allem an der Ansiedlung von Betrieben arbeiten, um mehr regionale Arbeitsplätze zu schaffen. Rund 2/3 der Pfaffenhofener Bürger sind Pendler, das Gewerbesteueraufkommen ist von wenigen Unternehmen abhängig. Die heimische Wirtschaft wird in Zukunft also ein wichtiges Thema sein, auch wenn sich die Auswirkungen erst mittelfristig zeigen werden.
myheimat: Sie sind mit 30 Jahren ein sehr junger Bürgermeister. Haben Sie deshalb ab und zu mit Kritik zu kämpfen?
Herker: Niemand kann etwas für sein Alter, deshalb ist Kritik unangebracht. Im Wahlkampf war mein Alter allerdings häufig ein Thema, weil viele Bürger sich gefragt haben, ob ich reif genug bin, um die Stadt Pfaffenhofen zu leiten und weiterzubringen. Aber Pfaffenhofen gibt es noch und ich denke wir sind auch auf einem guten Weg. Viele Bürger, besonders ältere, scheinen froh zu sein, dass ihre Stadt sich mit einem jungen Bürgermeister schmücken kann. Was ich allerdings unterschätzt habe, ist das Eigenleben von Gerüchten und Falschinformationen in der Lokalpolitik – gehört aber als eine der Schattenseiten dieses schönen Amtes wohl leider dazu.
myheimat: Im Wahlkampf sagten Sie, Pfaffenhofen brauche „neue Perspektiven“. Was ist ihr Konzept für ein „lebendiges Pfaffenhofen“ und welche Chancen sehen Sie für die Stadt?
Herker: Das Thema hat viele Facetten und lässt sich in wenigen Worten kaum umreißen. Essenziell ist auf jeden Fall die Teilnahme der Bürger am städtischen Leben, um ein lebendigeres Pfaffenhofen zu schaffen. Meiner Meinung nach hat Pfaffenhofen auf jeden Fall eine echte Perspektive, weil die Stadt mehr Potenziale hat, als zurzeit genutzt werden, sowohl wirtschaftlich als auch kulturell.
myheimat: Neben der „Kernstadt“ besteht das politische Gebilde Pfaffenhofen aus sehr vielen unterschiedlich strukturierten Ortsteilen, die ihre eigene Geschichte und Tradition aufweisen. Wie wollen Sie es schaffen, dass sich alle Bewohner des Stadtgebietes als „Pfaffenhofener“ fühlen?
Herker: Ich glaube, wir fühlen uns schon alle als Pfaffenhofener. Man sollte die Ortsteile nicht so auseinander dividieren, im Grunde besteht schon ein gutes Gemeinschaftsgefühl. Wichtig ist es, das Stadtleben auch in die Ortsteile zu tragen, um das „Wir-Gefühl“ der Pfaffenhofener weiter zu steigern. Ich denke da an kulturelle Angebote, zum Beispiel Lesungen oder Ähnliches. Das kann für das Stadtleben von Pfaffenhofen nur von Vorteil sein.
myheimat: Welchen Stellenwert hat für Sie die Förderung der Kultur und speziell der Jugendkultur in Pfaffenhofen?
Herker: Das Kulturangebot ist ein sehr wichtiger Attraktivitätsfaktor für jede Stadt. Sie dient nicht nur der Unterhaltung, wertvolle Kultur bereichert auch den Geist. Die Förderung ist also sehr wichtig, weil ein breiteres kulturelles Angebot nicht nur den Puls der Stadt verändert, sondern auch eine Außenwirkung hat. Kultur ist damit auch für den Gewerbestandort Pfaffenhofen eine wichtige Bereicherung. Wichtig ist dabei natürlich auch die Förderung der Jugendkultur. Statt über junge Leute zu schimpfen, ist es wichtig ihnen etwas zu bieten, denn die Jugend ist für Pfaffenhofen genauso wichtig wie für jede andere Stadt. Bei den Jugendangeboten ist Pfaffenhofen aber sowieso schon weit vorne mit dabei. Es gibt ein breites Spektrum an Jugendveranstaltungen, zum Beispiel „Seitensprung“; “Kino auf der Insel“, die „Konzerte im Atlantis“ und die „Schnupperlwochen“, bei denen sich Jugendliche in den verschiedenen Vereinen orientieren können. Auch das Jugendzentrum Utopia bietet ein breites Veranstaltungsangebot.
myheimat: Sie haben selbst eine kleine Tochter. Wird ein Ausbau der Kinderbetreuung in näherer Zukunft eine Rolle in Ihren politischen Plänen spielen?
Herker: Bereits im Mai wurde die neue Kindertagesstätte auf den Weg gebracht, sie wird voraussichtlich bis September 2009 fertig gestellt sein. Sie bietet zwei neue Kinderkrippen und vier weitere Kindergärten. Besonders wichtig ist es aber, in die Qualität der Betreuung zu investieren. Wir suchen nach pädagogischen Lösungen, um die „perfekte“ Kinderbetreuung zu schaffen. Dabei wird für jede Einrichtung ein Schwerpunktprofil erstellt, zum Beispiel die sprachliche Förderung, die den Kindern dann in diesen Einrichtungen zugute kommt.
myheimat: Im Oktober wurde nach langem Umbau das sanierte Rathaus wieder geöffnet. Ganze drei Tage lang wurde gefeiert. Wie erlebten Sie das Eröffnungswochenende?
Herker: Bei meinem Amtsantritt war ein kleiner Festakt mit einer Führung der Bürger durch das neue Rathaus geplant. Diese Planung schmiss der neue Stadtrat aber wieder um, weil wir ein Fest feiern wollte, bei dem sich alle Bürger wohlfühlen können. Ich denke das ist auch gelungen. Die Eröffnung war eine Feier mit vollem Programm, vom Kabarett bis zur Blaskapelle. Die insgesamt rund 20.000 Besucher des Festwochenendes bestätigen mir meinen Eindruck. Die Unterstützung aus der Wirtschaft hat zu diesem Erfolg beigetragen. Für mich war die Rathauseröffnung ein tolles lebendiges Fest.
myheimat: Noch eine persönliche Frage zum Abschluss. Was war Ihr schönstes Erlebnis als neuer Bürgermeister?
Herker: Ich glaube, Bürgermeister zu sein, ist der schönste Job der Welt, auch wenn es nicht immer nur Sonnenschein gibt. Es ist aber wichtig, dass man trotzdem authentisch bleibt und keine falschen Versprechungen macht. Was mir als Bürgermeister besonders gut gefällt, ist der Kontakt zu den Menschen. Am meisten freue ich mich, wenn kleine Kinder zu Besuch kommen. Sie sind natürlich und strahlen vor Freude. Das sind die schönsten Erlebnisse für mich.

Bürgerreporter:in:

Anna Riemann aus Augsburg

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