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Der Peiner Gröpern

Von den mittelalterlichen Töpfern, den „Grapenmachern“, leitet sich der Begriff „Gröpern“ ab. Die typischen Dreibein-Gefäße aus Keramik wurden Vorbildern aus Metall nachempfunden und dienten als Kochgeschirr auf den offenen Feuerstellen. Ob der Gröpern schon zum Zeitpunkt der planmäßigen Stadtgründung durch Gunzelin bestand ist fraglich, jedoch dürfte steigender Bedarf und das Marktwesen der jungen Stadtgründung sehr bald Töpfer aus anderen Regionen, wie dem „Pottland“ im Leine-Wesergebiet (Duingen) angelockt haben, denen man das Areal vor der Stadt anwies, wo sie ihr brandgefährliches Gewerbe ausüben durften. Bei Erdarbeiten im Gröpern fand man in der Vergangenheit stets nicht nur viele sogenannte Fehlbrände, also Ausschuss, der nie in den Handel gelangt war, sondern sogar einen Säulenofen aus der typischen blau-grauen Irdenware des 14. Jahrhunderts, der rekonstruiert im Kreismuseum Peine ausgestellt ist.

Bis der Archäologe Thomas Budde die Produktion von mittelalterlichem Steinzeug für Peine vor wenigen Jahren nachwies, waren die Experten lediglich von einer lokalen Irdenware-Produktion ausgegangen. Das Steinzeug erfordert jedoch Brenntemperaturen von über 1000° und wird durch die Salzglasur zusätzlich geschützt. Es ist seinerzeit aufgrund seiner Material-Eigenschaften ein begehrtes Handelsgut gewesen, das per Schiff durchaus auch auf andere Kontinente gelangte. Neu auch ist der Beleg für die typische bleiglasierte Ware des 16. Jahrhunderts und die Vermutung der spätmittelalterliche Ziegeltyp "Mönch und Nonne" wurden im Gröpern gefertigt, so jedenfalls lauten weitere Befunde von Budde.

Gewinner und Verlierer

Ohne Frage boomte das Geschäft mit den Töpferwaren, denn fast täglich wird etwas zu Bruch gegangen sein und insbesondere war das 16. Jahrhundert in Peine das Jahrhundert der Stadtbrände, wo ganze Haushalte neu eingerichtet werden mussten, was sich auch im Fundgut vieler Ausgrabungen in den Stadtgräben niederschlägt. Das Spektrum der Peiner Töpfer war breit und erschöpfte sich nicht nur auf die Herstellung von Grapen. Teller, Schüsseln, Kannen und Krüge wurden gleichfalls produziert. Dabei bediente man jedoch eher die ärmeren Leute, die auch Geschirr aus Holz nicht verschmähten, denn es gab durchaus schon kostbare Trinkgefäße aus Glas, selten sogar nach venezianischer Manier und natürlich das gegossene Metallgerät (Bronze, Messing, Zinn, Eisen), denn auch die sogenannten „Grapengießer“ bildeten eine eigenständige Zunft.
Aufgrund der besonderen Stadttopographie Peines war der Gröpern, der vor dem Stadttor und dem Graben am Ausgang der Breiten Straße lag, jedoch schutzlos jedem Aggressor preisgegeben. Wenn Landheere beispielsweise aus Braunschweig einrückten, wie in der Stiftsfehde (1519-21), wurde das kleine Töpferviertel überrannt.
Mit der Verbesserung der Verkehrswege und der Erfindung europäischen Porzellans setzte jedoch der Niedergang der eher groben Irdenwaren-Töpfereien ein. Porzellan, das „weiße Gold“, war seit dem 18. Jahrhundert Mode und nur noch die Landbevölkerung versorgte sich mit der schlichten Ware, die alsbald den abwertenden Beinamen „Bauernkeramik“ erhielt. Auch in Peine starb das Töpfer-Handwerk aus und der Gröpern mit seinen zahlreichen Ladengeschäften ist längst Teil der ausgedehnten Fußgängerzone geworden, Nur der Name weist noch auf die einstige Nutzung des Gebietes im Mittelalter hin.

  • Klassischer Grapen Anfang 16. Jahrhundert
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  • Gröpern 18 Geschäft Paul Klose um 1925
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