Frühling will es werden....

Frühling will es werden

Der Lockruf des Baumarktes

Der Winter war ein langer. Man saß in seinen vier Wänden, drehte die Heizung auf, oder machte es sich gemütlich am Kamin. Die Tage waren kurz und grau, die Abende lang.
Eine um sich greifende Müdigkeit und Letargie ergriff das Denken und das Herz.

Dann, unbemerkt, jeden Tag einen Hahnenschrei länger wurden die Tage, die Sonne hatte mehr Mut und schaute immer mehr hinter den Wolken hervor.
Das Gemüt wurde freier, das Denken leichter und schneller, die Stimmung wurde besser und hob sich, unbemerkt erst, aber immer deutlicher.

Die ersten Sonnestrahlen wurden genutzt, sich wieder im Freien aufzuhalten, die wärmenden Sonnenstrahlen aufzusaugen und der, der einen Garten hat, und sei er noch so klein, macht sich schon mal Gedanken über die „Frühjahrsbestellung“. Man will es ja schön haben.

Noch ist der Frost nicht aus dem Boden, schon strebt die oder der Gartenbesitzer/in dem Baumarkte zu.
Als wenn es der Betreiber des Stammbaumarktes gewusst hätte, stellt er auch schon die ersten Primeln und Stiefmütterchen vor die Eingangstüre, zum Kaufe angeboten. Dem kann sich kein Gartenbesitzer/in entziehen.

Noch bevor der Euro in den Schlitz des Einkaufswagen gesteckt ist, hat die Gartenbesitzerin so viele Pflanzen aus den Regalen gerissen, wie Sie nur tragen kann und oft genug auch noch mehr. Der mehr wie gelangweilte Ehemann muss den Einkaufswagen schieben. Alles wird eingeladen, ohne vorher geprüft zu werden oder jede Pflanze wird auf das genauste auf Mumms und Masern geprüft. DNA-Check nicht ausgeschlossen.

Oft muß der Ehemann dann auch noch einen zweiten Euro, für einen zweiten Einkaufwagen opfern, da die Ladekapazität für den ersten schon bei weitem überschritten wurde.
Blumerde ist dabei immer ein Renner, die ja jedes Jahr frisch sein muß.
Auch die Pflanzen sollen es ja schön haben.
Eigentlich müsste unsere Erde in Deutschland jedes Frühjahr um einige Millionen Tonnen Blumenerde schwerer werden und irgendwann mal ins trudeln kommen. Das wird bestimmt bald von Wissenschaftlern untersucht und die Abgabe von neuer Blumenerde rationiert, oder nur noch gegen die Abgabe der alten Blumenerde aus dem letzten Jahr, in gleicher Kilozahl ausgegeben.
Gut das solche Ladungen im Einkaufwagen nicht von der Polizei kontrolliert werden.
Überladung und ungenügende Ladungsicherung, würde jeden Kontrolleur die Tränen in die Augen treiben und sich veranlasst sehen, die Fuhre sofort still zu legen.

Im inneren des Baumarktes, werden alle Dinge, welche in an oder auf den Garten gehören , auf das genauste geprüft, sich beraten, ob man nicht doch eine neue Sitzgarnitur für die Terrasse brauche, denn die angebotene aus unempfindlichem Tropenholz aus regenerativen Anpflanzungen, kann auch mal im Regen stehen bleiben oder ob der Rasensprenger aus dem letzten Jahr, doch nicht einen neuen Platz machen sollte.
Für den Herren der Schöpfung, sind Schlauchschellen, Schlauchkupplungen, Schlauchwagen, Aufsitzmäher mit 5 cm mehr Schnittbreite und 2 PS mehr, wie der in der Garage, Motorsicheln mit 5 PS –Wankelmotor , um dem Unkraut Herr zu werden, wesentlich interessanter.
Sonnensegel, Terrassenplatten aus Bogissi-Holz, Rasenkanten , Palisaden, Bonsai- Berliner Straßenlaternen aus Taiwan aus Spritzguss, die Venus von Kilo aus Plastik für den Zierbrunnen, Putten in Weißbeton aus Russland, Vogeltränken aus Granit…. Alles findet seinen Käufer und darf für ein Jahr in den heimischen Garten einziehen.

Nach über 2 Stunden gemeinsamen Rundganges, mittlerweile den 2. Plattformwagen geordert, fährt die ganze Fuhre, mit dem Herren des Hauses als Lenker und Ehefrau in Richtung Kasse.

Jetzt wird es schwierig.
Schon beim Inhalt des ersten Wagens, stellen sich für die Kassiererin Schwierigkeiten ein.
Die eingekauften Priemeln, sind nicht edikettiert, bzw. mit einem Preis versehen. ( Die Preisschilder haben sich beim gießen der Pflanzen , ganz einfach verabschiedet.) Also muß der oder die Vorgesetzte kommen, Listen werden gewälzt, über die Sprechanlage, die Leiter der Pflanzenabteilung gesucht….. das dauert und dauert.
Das Ehepaar will den Platz an der Kasse aber auch nicht räumen, bis auch der Preis des letzten Stiefmütterchen ermittelt ist.
Die Brunnenfigur aus Gips, ist gar nicht im Sortiment, die Schlauchschellen sind nicht vollzählig, die Bogiss-Holz Terrassenplatten, sind so, bemerkt der Ehemann, in der Plastikfolie schimmelig… die will er nicht oder unschimmeligen Ersatz holen und entfleucht.
Mittlerweile hat die Kassiererin mit der Hilfe des Leiters der Pflanzenabteilung, der Chefin und dem Vorstand der Heilsarmee, heraus bekommen, was die Stiefmütterchen kosten.
Primeln und Rododendren bleiben erstmal aussen vor. Bei der Menge die eingegeben werden muß … der Strichcodemanager funktioniert natürlich nicht….. zieht sich die Sache hin.
Der Ehemann kommt auch nicht wieder mit seinen unschimmeligen Bogiss-Holz Terrassenplatten, aber man merkt es passiert etwas.
Auch der Ehemann lässt sich mit 2 Pakten der begehrten Terassenplatten sehen, läuft aber gleich wieder weg, da er noch 2 Pakte holen muß und zudem gesehen hat, das es nur heute, Fahrradschläuche zum Sonderpreis gibt… sicher ist sicher.
Endlich ist es geschafft, der Inhalt des vierten Plattformeinkaufwagen ist in die Kasse getippt,
Der Ehemann mit dem 12 Paket Terrassenplatten ( die waren ja so preiswert), wieder an der Kasse. Um Luft ringend sucht er seine Geldbörse, findet nicht genug buntes Papier um zu bezahlen und zückt die Plastikkarte. Beim Eintippen seiner Geheimnummer, stellt er fest, das er wohl zwischen Terrassenplatten und Fahrradschläuche , diese vergessen hat. Wüste Beschimpfungen an seine Ehefrau gerichtet machen die Sache auch nicht besser, denn die Geheimnummer weiß die auch nicht. Das die Ehefrau evtl. auch eine Plastikkarte hat und die Geheimnummer auch noch weiß, darauf kommt man erst nach endlosen Diskussionen.

Wenn man als 2. der 3. in der Schlange steht und nur ein Paket der letzten noch erhältlichen 60 Watt Glühbirnen ergattern wollte, hat man schon lange das Zeitgefühl verloren.

Nur daran, das man in den letzten Stunden 3 Zentimeter kleiner geworden ist, weil man sich die Beine in den Bauch gestanden hat, ist nachweisbar, das man Sonnabend Vormittag an einen Frühlingstag, in einen Baumarkt war.

Henning Lahmann 17.4.10

Bürgerreporter:in:

Henning Lahmann aus Edemissen

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