So bleibt man jung

So bleibt man jung.
Aus dem Tagebuch einer 78 zigjährigen.

Montag den 23.3.09. Heute ist mein Geburtstag
Ich lade meine Enkelin Gina und meinen Urenkel Marvin ein, um in der Obermühle, einem schönen alten Gasthof im Bieberer Feld Eis zu essen. Vorher noch schnell in der Apotheke die bestellte Medizin abholen und damit wir alles zeitlich auf die ,Reih kriegen‘ schnell ins Auto. Was ein Glück, vor der Apotheke ein wunderbarer Parkplatz! Ich zack zack rein, damit meine Lieben nicht so lange im Auto warten müssen ich den schnellsten Rentnergang eingelegt und husch über die Straße. Mit meinem Beutelchen Pillen unter dem Arm zwischen den Autos ,husch‘ zurück, rein ins Auto, Schlüssel rum drehn, und----nichts…..nochmal, nichts…..was soll denn das? Nochmal, nochmal, endlich geht der Rückwärtsgang rein und schaffe, ½ Meter zurück, Motor aus. Ich sag: „Kinder mit der Obermühle wird es nichts, bin froh wenn wir zuhause im Hof mit dem Karren stehen.“ Es ist nicht mehr das Auto, es ist der Karren. Endlich sind wir aus der Parklücke raus, wir hätten höchstens zwei Stunden dort parken dürfen, bleibt die Kiste doch mitten auf der Straße wieder stehen. Ich den Warnblinker an, die Leute hinter uns hupen wie verrückt, schütteln beim Überholen den Kopf, wer kann sich schon so , 'dappich’ auf die Straße stellen! Eine alte Oma mit grauen Haaren natürlich. Sowas gehört doch von der Straße runter!!
Ich zu mir: „ Immer ruhig bleiben“.-Endlich, er springt wieder an. Im ersten Gang und mit Warnblinker schleichen wir nachhause. Ich bat Gina den Garagenschlüssel aus meiner Hosentasche zu fingern und das Tor zu öffnen, um den Unwilligen anständig zu behandeln. Ich vermutete, die vergangenen Regentage im Freien waren nicht gut für ihn.
Dienstag den 24.3.2009
Mit gemischten Gefühlen betrete ich in der Frühe die Garage und frage mich im Geist: „Ob er‘s wohl tut“?
Und er tat es. Beim ersten Versuch sprang mein Twingo‘chen an und ich versprach ihm, dass er nie mehr bei Regen draußen ausharren muss. Dienstags war für meine Freundin und mich immer Sauna Tag. Ich hole sie ab, verstaue ihre große Tasche im Auto, dreh den Schlüssel rum---nichts. Nochmal, nochmal, nichts. Ich sage nicht mehr Twingo‘chen zu ihm, ich sag: „So ein Mist----der Karren springt schon wieder nicht an. Liebe Hilde es tut mir leid, dass war‘s für heute, ich muss mit ihm in die Werkstatt“.
Mit viel Zureden hab ich endlich den ersten Gag drin und zockel nachhause. Im Hof bleibt er auf seinem Stammplatz stehen. Peng machts, ein Ruck noch und ich brauch ihn noch nicht mal ausschalten, er hat alles ganz allein gemacht. Ratlos über so viel Eigenmächtigkeit hole ich Hilfe. Aber auch der Fachmann kann nichts ausrichten. Ich bitte die gelben Engel um Beistand und trete sofort in den ADAC ein. Der gute Mann steht kopfschüttelnd da, sein Prüf- PC zeigt 36 Fehler an. „Sehr ungewöhnlich“ ist sein Kommentar, er muss in eine Renault Werkstatt, ich ruf den Abschleppwagen, aber den Transport müssen Sie selbst bezahlen, da es sich um einen Schade von vor der Mitgliedschaft handelt. Wir haben 14 Uhr, in etwa zwei Stunden wird er da sein. Ergeben nickte ich mit dem Kopf, räume alles Unnötige aus dem Auto und setze mich vor das Telefon und warte.
Mir geht durch den Kopf was in den nächsten Tagen erledigt werden muss. In die Stadtbücherei, der Termin wird schon knapp. Immer donnerstags um neun Uhr dreißig habe ich in einem Atelier in Obertshausen Malunterricht. Staffelei, Leinwand Farben Pinsel…Wie geht das ohne Auto?? Ja und am Freitag drauf die Lesung im Forum Nord in Sprendlingen. 7 Ölbilder und 7 Staffeleien, Bücher und Unterlagen sind zu transportieren. Mir wird klar, dass ich in einer ganz schönen Zwickmühle sitze. Ich kann noch nicht mal mit dem Fahrrad in die Stadtbücherei fahren, ich muss auf den Abschleppdienst warten. Es wird drei Uhr, vier Uhr, fünf Uhr. Ich rufe wieder beim ADAC an und erfahre, dass sie schon gleich um 14 Uhr kommen wollten, mich aber am Telefon nicht erreichen konnten. Kein Wunder, da hab ich gerade im Hof das Auto ausgeräumt. Man vertröstete mich auf Mittwoch früh um 8 Uhr. Um ½ 8 bringe ich meinen Urenkel in den Kindergarten, habe in jeder Hosentasche ein Telefon, der gestrige Tag hatte mich schlauer gemacht, ich wollte erreichbar sein. Ein Auto parkte ungünstig, der Abschleppwagen würde nicht in den Hof können, unsere Straße ist sehr schmal. Als der Platz frei wird stelle ich mich hin und sorge dafür, dass er auch frei bleibt. Es wird 9 Uhr. Eine Stunde über der Zeit. Wieder beim ADAC anrufen und erfahre, das zwei Aufträge von der Polizei dazwischen gekommen seien und diese vor gingen. Endlich, ich bin schon ganz durchfroren, kommt ein riesiger Abschleppwagen um die Ecke. Ja und dann erklärte er mir dass er das Auto gar nicht transportieren könne. Dadurch das er Automatik hat und der 1. Gang drin war als er seinen Geist aufgab, sind die Vorderräder blockiert , und somit könne er ihn nicht mit seinem Kran hochziehen. Ich muss ganz schön dumm aus der Wäsche geschaut haben. Nun steht der Karren schon den zweiten Tag auf dem Hof und keiner der Fachleute konnte ihn noch nicht mal einen Meter bewegen. Er versprach ein Spezialauto und endlich waren wir um 14 Uhr in der Werkstatt.
Für alle Fälle hatte ich einen Rucksack, Brot und Wasser bei mir. Das Auto steht und ich gehe. Um meinen Ärger zu kompensieren, gehe zu Fuß von Obertshausen nach Bieber. Mit dem Auto keine Zehn Minuten. Aber zu Fuß? Der Weg zieht sich. Ein Butterbrot nach dem Anderen wird vertilgt und hier und da Sprossen von dem frischen Grün, welches gerade in die Märzsonne blickt wird mit gekaut. Löwenzahn, Sauerampfer, sogar Schnittlauch standen am Wegesrand. Alles etwas von den Auroabgasen vergiftet aber darauf kommt es jetzt auch nicht mehr an,
Ich bin müde, der Ärger ist verbrannt und nun warte ich zuhause am Telefon auf einen Anruf aus der Werkstatt. Nichts…….
Mittwoch den 26.3.

Bürgerreporter:in:

Waltraud Meckel aus Offenbach

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