Klarheit ist besser
Offenheit statt Besoffenheit

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Ich bin der festen Überzeugung, dass Offenheit ein wesentlicher Baustein auf dem Weg zur Abstinenz ist. Täglich bekenne ich mich zu meiner Suchterkrankung, sei es beim Essen gehen, bei Einladungen oder in anderen Situationen.
Heutzutage scheint es so, als müssten wir uns entschuldigen, wenn wir nicht trinken möchten. Dies erlebe ich oft auf Feiern oder größeren Veranstaltungen. Die Frage nach dem Warum des Nichttrinkens wird zur Herausforderung – muss ich noch fahren, aber der andere trinkt doch, und bei Frauen kommt sofort die Frage: Bist du schwanger?
Es erscheint mir unhöflich, dass wir uns permanent verteidigen müssen und die Gesellschaft ein Nichttrinken nicht einfach akzeptiert. Die Welt ist voller Allergiker, Vegetarier, Veganer – keiner von ihnen muss sich für seine Entscheidung rechtfertigen.
Einer der wichtigsten Schritte im Leben eines Alkoholikers ist die Erkenntnis, dass er krank ist und der Entschluss, etwas zu ändern.
Ein großes Problem bei fast allen Alkoholikern ist die überholte Vorstellung, dass sie aus der Gosse kommen, wenig Charakter haben und zum Abschaum der Gesellschaft gehören. Seit den 1960ern entwickelt sich unsere Gesellschaft in eine andere Richtung, und Alkoholismus wird als anerkannte Krankheit betrachtet. Es ist bekannt, dass der Anwalt, der uns unterstützt, der Richter, der uns verurteilt, die Lehrer, die unsere Kinder unterrichten, und unsere Politiker ebenfalls stark betroffen sind. Der Alkoholismus erstreckt sich über alle Bereiche unserer Gesellschaft.
Die Öffentlichkeit sollte verstehen, dass Alkoholismus nicht nur das Problem von Randgruppen ist. Der Umgang mit der Krankheit sollte offener sein. Die motivierenden Gespräche von Ärzten und Therapeuten müssen den Alkoholkranken dazu ermutigen, offen mit seiner Krankheit umzugehen.
Man könnte argumentieren, dass nicht jeder seine Sucht öffentlich machen möchte. Aber in meinen über 30 Jahren der Trockenheit habe ich die besten Erfahrungen mit einem offenen Umgang gemacht. Je offener der Umgang mit dem Alkoholismus, desto geringer die Rückfallrate.
Lasst uns Offenheit predigen im Umgang mit unserem Suchtmittel, dem Verzicht auf Ausreden und dem Ende von Lug und Trug. Warum sollten wir den Umgang mit der Droge Alkohol schwerer machen als notwendig?
Der Alkoholiker muss erkennen, dass er kein Aussätziger ist, sondern ein Teil der Gesellschaft. Sein Wunsch, trocken zu werden und den Alkoholismus anzuerkennen, verdient Respekt.
Daher meine These:

Besser OFFEN als besoffen

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Bürgerreporter:in:

Burkhard Thom aus Nordrhein-Westfalen (Bundesland)

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