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Das Gemüt der Zuhörer berühren

  • Beim "Musikalischen Herbst" in St. Georg Nördlingen konnte der Kammerchor der Kantorei St. Georg nicht nur seine stimmlichen Qualitäten hervorkehren, sondern vor allem auch die gestalterischen Möglichkeiten ausschöpfen.
  • hochgeladen von Ernst Mayer

Musikalischer Herbst -- Konzert des Kammerchors St. Georg

„Es ist das Heil uns kommen her“ stand als Überschrift über dem Chorkonzert des Kammerchors St. Georg Nördlingen. Es trug damit bei zum Themenjahr „Reformation und Musik“ der „Lutherdekade“. Chorleiter KMD Udo Knauer erstellte dafür ein sehr stimmiges Programmkonzept, indem er mit der gregorianischen Psalmodie „Non moriar sed vivam“ zu Beginn und am Ende quasi eine Klammer um die geistlichen Werke des 15. bis 20. Jahrhunderts legte: „Ich werde nicht sterben, sondern leben!“
Mit der Choralmotette für vierstimmigen Chor von Martin Luther wurde mit dessen Choralwerk das Thema Reformation folgerichtig eröffnet. Eine wunderbare antiphonische Wirkung ergab der aus dem Rückraum vorangestellte Gesang einer kleineren Chorgruppe. Nach der Begrüßung von Dekan Gerhard Wolfermann erklang die Choralmotette von Luthers Zeitgenossen Arnold von Bruck mit dem zum Leitfaden des Konzerts erwählten Text „Es ist das Heil uns kommen her“. Bereits hier wurde deutlich, dass der Chor problemlos die Anforderungen an die chorische Polyphonie erfüllte und in den weiteren Werken bestens beherrschte. Das unspektakuläre, aber klare Dirigat Udo Knauers wurde dabei von der überwiegenden Mehrheit der Choristen aufmerksam angenommen, was bei dem sehr anspruchsvollen und anstrengenden Chorwerk zu einer angenehmen Homogenität des Gesangs führte. In der zunächst epochalen Weiterführung stellte die fünfstimmige Motette J. S. Bachs „Jesu meine Freude“ ein herausragendes Werk der Barockzeit dar, das in seinen verschiedenen musikalischen Erscheinungsformen vor allem mit einer konsequenten Orientierung am Text die theologischen Aussagen den Zuhörern nahe brachte. Hervorragend klangen die Figurationen in den Stimmen, mit dem Choralmotiv als stets präsente Grundlage, mit kanonischen Stimmführungen und Bachs meisterhaft gestalteten Fugen und anspruchsvollen chorischen Koloraturen. Innig wirkten die Choräle, vor allem das Schlusslied „Weicht, ihr Trauergeister!“ Darauf passten die traditionell registrierten Orgelchoräle aus Bachs Orgelbüchlein, die Judith Traulsen auf der Orgel darbot, die dem als roten Faden des Konzerts erkennbaren „Es ist das Heil uns kommen her“ mit der Choralbearbeitung „Ich ruf zu dir, Herr Jesus Christ“ ein weiteres Bachsches Orgelstück hinzufügte. Interessanterweise wagte Knauer nun einen größeren Sprung zu den moderneren Kompositionen. Hugo Distler lehnte sich als Erneuerer der evangelischen Kirchenmusik an frühere Vorbilder an und beanspruchte trotz beabsichtigter leichter Ausführbarkeit immer ein künstlerisch hohes Niveau. Das galt auch für die Choralmotette „Es ist das Heil uns kommen“, in der dieser Text eine ganz andere Gestaltung erfuhr, mit stärker betonter Rhythmik und sich von der Romantik abkehrenden klanglichen Mitteln des beginnenden 20. Jahrhunderts. Dies wurde noch deutlicher in der Chorimprovisation „Christ ist erstanden“ des Hans Darmstadt (geb. 1943), mit dem der Chor mit schwebenden Klängen einen interessanten Schritt in eine experimentell ausgerichtete Musik wagte, mit einer räumlichen Verteilung des Chores um die Zuhörer herum. Johann Martin Nepomuks Choralvariation „Nun bitten wir den heiligen Geist“ brachte mit den Versetzungen von Text und Musik eine interessante Variante ins Spiel, bevor Judith Traulsen noch einmal J. S. Bachs Orgelbüchlein mit dem Choral „Christ ist erstanden“ zitierte. Wenn Udo Knauer romantische Musik an den Schluss setzte, lässt es die Folgerung zu, dass vor allem die Chormusik des Johannes Brahms das Gemüt der Zuhörer berühren sollte. Mit den Motetten „Es ist das Heil uns kommen“ und „Warum ist das Licht gegeben“ konnte der Kammerchor nicht nur seine stimmlichen Qualitäten hervorkehren, sondern vor allem auch die gestalterischen Möglichkeiten ausschöpfen. Dies offenbarte sich vor allem in der sinnhaften musikalischen Deutung des Wortes „Warum?“, dem die bereits an den Anfang des Konzerts gesetzte Antwort folgte. „Non moriar sed vivam“. Der anhaltende Schlussbeifall bewies, dass die theologische Botschaft mit der Musik angekommen war. (emy)

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