„Yellow Hands“ begeisterten am 4.12.2010 mit ihrer Multimedia-Percussion-Show in Gersthofen mit Autohupen und Schubladen-Gitarren

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Die „Yellow Hands“ lieferten am Samstag, 4. Dezember 2010 in der Stadthalle Gersthofen eine Multimedia-Percussion-Show vom Feinsten ab. Die fünf Musiker Andy Asang (Ando), Michi Marchner (Micho), Daniel Neuner (Dano), Gregor Wittner (Grego) und Thomas Gugger (Thomo) sorgten mit selbstgebauten Musikinstrumenten aus Gartenwerkzeug, Autozubehör und Materialien aus dem Baumarkt unter der künstlerischen Leitung von Produzent und „Yellow Hands“-Schöpfer Toni Bartl für ein außergewöhnliches musikalisches Feuerwerk.

Schon der Leinwand-Text stimmte das Publikum auf die Show ein, amüsante Videoclips leiteten auf das nächste kuriose Instrument über und waren sogar auf die Sekunde genau auf das aktuelle Bühnengeschehen abgestimmt, soll heißen: Der Musiker, der im Clip einen Auftrag ausführte und aus dem Bild ging, war plötzlich live auf der Bühne zu sehen und interagierte auch dort noch mit den Protagonisten auf der Leinwand.

Das Publikum zeigte sich vom Dargebotenen unheimlich schnell begeistert, klatschte beim Auftritt des Autohupen-Motorbikes mit rumänischem TÜV, auf dem Dano „New York, New York“ hupte, mit. Ebenso bei der gemeinschaftlichen Darbietung auf der Popcornmaschinen-Harfe, bei der es ordentlich rauchte. Auch bei „Tequila“, gespielt auf Kaktusgitarre und Kanalrohrsaxophon, zeigte das Publikum vollen Einsatz, auch wenn Leinwändchen ganz spontan eigentlich „Weißbier“ statt Tequila haben wollte.

Die Percussion-Show der „Yellow Hands“ übertraf, was man sich von ihr erwartet hatte. Was die Musiker und ihr Team in Gersthofen boten, war innovativ, kreativ, musikalisch, unterhaltsam und multimedial. Oder, um es mit den Worten der Jugend auszudrücken: einfach nur geil! Dabei zeigten die „Yellow Hands“ vom Kanalrohr-Didgeridoo für 1,99 Euro über eine Melkschemel-Drehleiter bis hin zum Schaufelcello nicht nur eine unglaubliche Vielfalt an selbstkontruierten Instrumenten, sondern mit Klassik, Filmmusik, Jazz, NDW, Weltmusik, einem Weihnachtslied und Hard Rock auch eine breite Palette an Musik-Genres. Außerdem sorgten sie mit zahlreichen Medleys dafür, dass die Show kurzweilig blieb und sich die Zuschauer zu jeder Sekunde beglückwünschen konnten, das Eintrittsgeld sehr gut angelegt zu haben.

Auch die Interaktion mit dem Publikum stimmte, auch wenn die Musiker kein Wort sprachen. Dano holte eine junge Dame aus den Zuschauerreihen zu sich auf die Bühne und ließ sie die Düse einer Unkrautspritze halten. Während er sie erklingen ließ, schmachtete er seine Auserwählte an und trotzte ihr nach dem Lied ein Küsschen ab, das anstatt auf seiner Backe, durch eine schnelle Kopfdrehung auf seinen Lippen landete. Dieser Schelm war nach dem Auftritt ein gefragtes Fotomotiv, während die Kollegen fleißig Autogramme gaben. Diese Szene wurde übrigens als optisches Begleitmaterial bei der letzten Zugabe brandaktuell auf der Leinwand eingespielt.

So manches Mal bauten die Musiker ihre Instrumente gar auf der Bühne zusammen. So kombinierten sie eine Pumpe mit einer Tröte. Zwischen beiden Teilen war ein gelber Gummihandschuh, der aufgepumpt wurde. Nun hatte Micho einen Handschuhdudelsack, auf dem er die schottische Nationalhymne zum Besten gab. Als Musikinstrumente eignen sich aber auch Staubsauger, Fußbälle, Blumentöpfe und Luftballons. Von Letzteren braucht man übrigens nur fünf Stück, um die Grundmelodie von „99 Luftballons“ zu spielen. Viele Lieder waren aufgrund der akustischen Vorgaben der Instrumentenkreationen eine quietschende Angelegenheit, doch die „Yellow Hands“ schafften es, daraus Wohlklang mit Spaßfaktor zu machen. Beispielsweise verschwand Danos Gesicht vom Kinn bis zur Nase unter einem Klopümpel, während seine Kollegen ihn bei „Mein kleiner grüner Kaktus“ oder „Lummerland“ mit Klopümpel-Instrumenten begleitete.

Bei fetzigen Rocksongs unterstützten Schlagzeug und Keyboard die Klänge der Leitinstrumente. Ein mitreißendes Rock-Medley mit einer Abgas-E-Gitarre war jedoch nicht wie im Programmheft beschrieben das letzte Stück des Abends, schließlich drängten die Zuschauer auf eine Zugabe. Diese gab es dann auch im Stil von Fußgängerzonen-Musik in südamerikanisch anmutender Kluft mit einer Ölstab-Flöte, Schubladen-Gitarren und einem Schubkarren-Kontrabass. „Vielen Dank“, waren nach dem tosenden Applaus dann die ersten Worte seitens der Musiker – und zwar von Ando, der gleich nachlegte: „Ja, wir können auch sprechen. Aber nur, um euch zu sagen, dass wir nichts mehr ham. So viel passt in 'nen 40-Tonner auch nicht rein. Aber wir können noch was spielen auf den Instrumenten, die ihr schon kennt, wenn ihr wollt.“ Natürlich wollte das Publikum und belohnte die „Yellow Hands“ zum Abschluss mit stehenden Ovationen.

Die Idee hinter der Produktion stammt von Bartl. Musik und Basteln zählen zu seinen Hobbys, die dann, inspiriert von einem Freund, der das Löffelklopfen beherrscht, irgendwie zusammengefunden haben. Daraus entstand mit der Zeit eine Art „postpubertärer Zwangsmusikalismus, der sich von der Show auf das reale Leben übertragen hat“, sagt Bartl. Wohin die Musiker auch kommen, sie suchen krampfhaft nach neuen Gegenständen, auf denen man musizieren kann. Das Verblüffende an den „Yellow Hands“: „Ando, Dano und ich können keine Noten lesen“, gesteht Bartl. Doch sie zeigen eindrucksvoll, dass Autodidakten zu musikalischen Höchstleistungen fähig sind.

Eine Bildergalerie von Andreas Lode zu den „Yellow Hands“ gibt's auf augsburger-allgemeine.de.

Bürgerreporter:in:

Michael S. aus Neusäß

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