DAS DIEDORFER (L)EICHENTEIL IM HAINHOFER KELLER

Die Infotafel der Mooreiche am Alten Pumpenhaus
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Die „baum“starke Geschichte um einen uralten Hauptdarsteller

Die Geschichte der Diedorfer Moor(l)eiche liegt nun fast 50 Jahre zurück. Bei Kanalarbeiten an der Dammstraße im Jahr 1973 am Westrand der Marktgemeinde wurde der mächtige, damals ca. 8 Meter lange Stamm ausgegraben und fristete fortan ein relativ unbeachtetes Dasein am Rande der Schmutterwiesen. Einige Jahre später machte der Hobbyarchäologe und Fossiliensammler Rudolf Weinl aus Biburg zufällig die Bekanntschaft eines Baggerführers und dieser berichtete ihm von dem fast vergessenen schwarzen Baumstamm dort droben in Diedorf. Der Forscherdrang war sofort geweckt und so machte sich der neugierig Gewordene samt Ehefrau und Werkzeug auf den Weg zum Fundort. Und wie einst bei Wilhelm Busch „sägten die beiden gar nicht träge, heimlich mit der Säge, ritze ratze voller Tücke, in den Baumstamm eine Lücke“ und schmuggelten die abgeschnittene Reliquie zur weiteren Untersuchung nach Biburg.

Bald darauf war man umgezogen: der „Holzdieb“ mit Ehefrau und seinem Stück Mooreiche nach Hainhofen und der eigentliche Holzstamm hinauf zum Diedorfer Schulhof, wo er jahrelang den Schülern als willkommene Sitzbank fürs Pausenbrot und als Spielgerät diente. Für fast ein Vierteljahrhundert versank danach die ganze Sache im Dornröschenschlaf, aus dem die Diedorfer Eiche nur einmal geweckt und auf das Gelände des gemeindlichen Bauhofs verbracht wurde.

Da der Amateurforscher Rudolf Weinl enge Kontakte zum Archäologischen Heimatmuseum in Gablingen pflegte, ergab sich dort zur Jahrtausendwende eine Begegnung mit dem bekannten, vor kurzem leider verstorbenen Professor Wolfgang Csysz vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege. Dieser wurde um eine fachliche Expertise zum Alter des Fundstücks gebeten. Die anfängliche Skepsis des Fachmanns machte bald purer Begeisterung Platz, denn die akribischen wissenschaftlichen Untersuchungen seines Teams der Dienststelle Thierhaupten anhand von 211 Jahresringen ergaben, daß dieses Stück Holz zweifelsfrei aus dem Jahr 301 vor Christus stammt.

Im Jahr 2001 entschloß sich die Gemeinde auf Grund des vorliegenden Gutachtens, die steinalte Eiche an einen würdigeren Platz umzubetten und seither ruht sie mit einer entsprechenden Infotafel versehen in einem Schaukäfig am Ende der Schmutterstraße vor dem Pumpenhaus der alten Kläranlage. Da sie seit der Ausgrabung1973 dem Sauerstoff und sonstigen Umwelteinflüssen ausgesetzt sind, sehen nunmehr beide Teile einem begrenzten Lebensalter entgegen: die große „Moor(l)eiche“ droben in Diedorf und das kleine „(L)eichenteil“ drunten im Hainhofer Keller.

Ein wunderschöner Rest wird der Nachwelt dennoch erhalten bleiben. Rudolf Weinl ließ aus einem kleinen Stück der Eiche von einem befreundeten Handwerker ein Kruzifix fertigen, welches noch vielen Generationen Freude bereiten wird, auch wenn diese nicht wissen, welch baumlange Geschichte sich hinter seinem dunklen Holz verbirgt.

Bürgerreporter:in:

Helmut Weinl aus Neusäß

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