Skaterhockey: Die Gebrüder Schenk

Es war ein mal ein Mädchen, das hatte den schönen Namen Eishockey. Dieses Mädchen gibt es noch heute. Inzwischen hat es eine kleine Schwester namens Skaterhockey. Die beiden ähneln sich sehr stark. Ein Ball und Inlineskates ersetzen Puck und Schlittschuhe. Bodychecks gegen die Bande bietet auch der neue Rollhockeysport, der noch in den Kinderschuhen steckt. Erlaubt ist bis auf Halten und Bein stellen fast alles. Gegner verschieben die Tore, Gegner donnern in die Werbebande. Skaterhockey ist kein Sport für Weicheier. Aber Fans des TV Augsburg bezahlen weniger Eintritt als Panther-Anhänger. Dabei spielt der TVA derzeit wesentlich erfolgreicher als die Kufencracks im Curt-Frenzel-Stadion. Anstatt ausländischer Einkäufe agieren auf dem Spielfeld sogar einheimische Eigengewächse. Eines davon ist Fabian Schenk - „ein Kind der ersten Stunde“. Der Zivildienstleistende aus Neusäß steht in der Startelf der Bundesligamannschaft des TVA. Seine Mitspieler heißen Nies, Kastenmaier, Gerstenberger, Fettinger... und wenn einer von ihnen alles riskiert, um einen Ball an der Bande abzufangen, werden Gegner mit bösartigen Absichten mit vollem Körpereinsatz blockiert.
Die Aufgabe des 20-Jährigen, der seit einem knappen Jahr sein Abiturzeugnis in den Händen hält, ist es, gegnerische Angriffe im Keim zu ersticken und eigene zu initiieren. Als Assistenzkapitän sucht er immer wieder das Gespräch mit dem Schiedsrichter. Fabian strahlt Ruhe und Sicherheit aus. Der agile Defensivakteur spielt sichere, präzise Pässe. Zudem leistet der Verteidiger souveräne Abwehrarbeit und versucht zu verhindern, dass die Kontrahenten dem Gehäuse des Augsburger Torwarts zu Nahe kommen.
Der Torhüter, das ist sein Bruder. Patrick Schenk ist die unangefochtene Nummer 1 beim TVA. Obwohl seine Trikotnummer 30 einen anderen Eindruck vermittelt. Aber auch Tim Wiese (18) oder Sven Neuhaus (30) sind Stammtorhüter wider der Zahl auf ihrem Rücken. Deutschland ist eine Torwartnation. Bei uns stehen nicht die schlechtesten Feldspieler im Kasten, sondern die Spieler mit den besten Anlagen für diese Position. Für einen 18-Jährigen hält der junge Mann, der noch dieses Schuljahr sein Abitur schreibt, wirklich beeindruckend. Dass der TVA am heutigen Tag überhaupt noch erstklassig ist, ist nicht zuletzt der Verdienst von Patrick Schenk. In den Playdowns des Jahres 2005, lief der damals 16-Jährige als Notlösung zwischen den Pfosten zur Form seines Lebens auf und rettete gegen die Moskitos Essen den kaum für möglich gehaltenen Klassenerhalt. Als Schlussmann lebt er dabei keineswegs ungefährlicher als seine Vorderleute. Angreifer rasen auf ihn zu und ihre Schläger attackieren durchaus seine bekleidete Fanghand, die den Ball binnen weniger Sekunden wieder loslassen muss. Für überragend vereitelte Chancen spendet das eigene Publikum Applaus, während das gegnerische anerkennend die Parade lobt. Ja, das Augsburger Publikum. Wie in anderen Sportarten auch, zählt es im Skaterhockey zu den ganz friedlichen. Es jubelt über Treffer der Heimmannschaft, äußert lautstark seinen Missmut über Entscheidungen des Schiedsrichters, versteckte oder brutale Fouls. Aber Fangesänge werden auf der Tribüne schmerzlich vermisst. Vielleicht, weil es gar keine Tribüne gibt. Dafür stehen Hockeybegeisterte direkt neben dem Spielfeld und sehen durch die Schutznetze hindurch jede Aktion ganz genau.
Aktionen, das sind meistens harte Rempler, stramme Schüsse, galante Wendemanöver und Befreiungsschläge von hinten. Taktiert wird eher selten und hinter dem eigenen Tor. Erfolgreich abgeschlossene Passkombinationen haben Seltenheitswert wie Tore auf dem Gladbacher Fußballplatz. Daher lohnen sich auch bei starken Torhütern gelegentlich Distanzschüsse – zum Beispiel so einer, wie Fabian Schenk ihn erstklassig zum 3:2 gegen die Düsseldorfer Rams versenkte. Mit seinen 20 Lenzen zählt er im Augsburger Bundesligakader schon fast zu den Routiniers. Seine Erfahrung, sein Talent und seine Fertigkeiten machen ihn zu einer wichtigen Figur im TVA-Team und zum aktuellen deutschen A-Nationalspieler.
Ihr sportliches Talent scheint im Genpool der Eltern verankert und wohlwollend kombiniert worden zu sein. Denn die beiden Schwestern Svenja und Tamina fiebern nicht nur mit, wenn ihre Brüder durch die Halle rollen. Svenja hütet das Handballtor in der Bezirksliga Ost, war früher auch an zwei Meisterschaften der Neusässer Crocodile-Mädels beteiligt und Leichtathletin Tamina sprintet die 800m zum Landkreismeistertitel der A-Schüler.
Skaterhockey ist Breitensport. Das bedeutet, die Schenk-Brüder sowie ihre Mitspieler und Trainer bekommen kein Geld. Obwohl sie in der höchsten deutschen Spielklasse, der Bundesliga Süd antreten. Trotz einer Unterteilung Deutschlands in zwei Spielhälften, dürfen Fahrten bis nach Düsseldorf aus der eigenen Portokasse bezahlt werden. Über weitere Sponsoren, die den ziemlich erfolgreichen Hockeytalenten finanziell unter die Arme greifen könnten, freut sich der TVA, der seinen Nachwuchs selbst ausbildet. Betreut und trainiert wird der Nachwuchs unter anderem von Fabian Schenk, der vor Spielen stets darauf bedacht ist, seinen Bruder warm zu schießen. Der Erfolg gibt dem Konzept Recht. In der abgelaufenen Saison schossen die jungen Bundesligaskater in rasendem Tempo auf den zweiten Tabellenplatz und zogen in die Playoffs ein. Dort scheiterten sie nach einem 7:2-Triumph gegen die Moskitos Essen auf deren Territorium und zwei denkbar knappen Niederlagen nach Verlängerung in der heimischen Arena. Torhüter Patrick trat bis dato parallel für die Junioren an, holte 2006 die Deutsche Meisterschaft und krönte diesen Erfolg 2007 sogar mit dem Junioren-Vizeeuropapokal.
Wer eine Alternative zum Eishockey sucht – egal, ob als Sponsor, Zuschauer oder Spieler -, der kann gerne beim TVA vorbeischauen. Denn in der soeben beginnenden Saison wollen die Skatercracks wieder oben angreifen.

Name: Patrick Schenk
Geboren: 27. Mai 1989
Wohnort: Neusäß
Sportart: Skaterhockey
Seit: 2001
Verein: TV Augsburg
Größter Erfolg: Deutscher Juniorenmeister 2006 und 2007

Name: Fabian Schenk
Geboren: 23. November 1987
Wohnort: Neusäß
Sportart: Skaterhockey
Seit: es Skaterhockey beim TVA gibt (2001)
Verein: TV Augsburg
Größter Erfolg: Junioren-Europameister 2005