Schauspielgruppe Neusäß - Jahresrückblick 2022

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Ja, wir haben es tatsächlich geschafft. Am dritten Oktoberwochenende im Jahr des Herren 2022 hat unser „Romulus“ das Licht der Welt erblickt und wir durften uns (hoffentlich) gemeinsam mit unserem Publikum über sechs wunderbare Aufführungen in unserer AULA freuen.
Niemand hatte mehr so richtig daran geglaubt, dass wir es noch schaffen, Friedrich Dürrenmatts „unhistorische“ Komödie mit ihrer phantastischen Mischung aus weltpolitischem Untergangspathos und der Darstellung trivialster menschlicher Befindlichkeiten tatsächlich auf die Bühne zu bringen. Bereits im Herbst 2019 hatten wir mit den Proben begonnen. Aus den ab März 2020 geplanten Aufführungen wurde dann aber nichts. Einen Tag vor der Premiere machte der Corona-Lockdown die Arbeit eines halben Jahres zunichte. Weitere Anläufe mussten ebenfalls scheitern und so wuchs die Frustration von mal zu mal.
Aber Totgesagte leben ja bekanntlich am längsten und vielleicht lag es auch an der Qualität sowohl der Gruppe als auch des Stücks, dass wir so manche Rolle, deren Darsteller uns im Laufe der langen Zeit leider abhanden gekommen waren, doch wieder besetzten konnten. Gleichwohl: Dieses Mal war es sehr knapp und erst nach einem gelungenen Probenwochenende Anfang Oktober war uns klar: Das könnte doch noch was werden.
Tatsächlich konnte unser Publikum dann ab dem 15. Oktober miterleben, wie es zugegangen sein muss in den letzten Stunden des römischen Weltreichs. Man konnte der Kaiserin Julia ansehen, dass sie so gar nicht mehr zufrieden ist mit ihrem Romulus, dem letzten Kaiser Roms. Der sitzt nämlich den ganzen Tag beim Frühstück und interessiert sich anscheinend nur für seine Hühner. Und obwohl diese phantastischen, wirklich gutaussehenden Hühner mit ihren gold glitzernden Federkleidern ihm eigentlich viel Freude machen sollten, ist er voller Sorge. Die Hühner legen nicht so recht und wie das Hühnerfutter bezahlt werden soll, ist auch noch nicht klar.
Nach und nach entwickelt sich daraus eine sehr merkwürdige Geschichte mit einem ganzen Panoptikum aus skurrilen und tragischen Figuren. Unfähigen Ministern, einem asylsuchendem Mitkaiser aus Konstantinopel und einem hosenproduzierenden Großkapitalisten gelingt es aber ebenso wenig wie dem aus germanischer Kriegsgefangenschaft geflohenen Bräutigam der Kaisertochter Romulus daran zu hindern, sein Reich dem Untergang preiszugeben. Dieser Untergang sieht dann allerdings doch etwas anders aus als von ihm gedacht und so wird die Inszenierung von Gianna Formicone schließlich eine Gebrauchsanleitung für den Umgang mit dem Undenkbaren und eine praktische Lebenshilfe für Hühnerzüchter, Politiker, unzufriedene Ehefrauen, geliebte Töchter und andere, ganz normale Menschen.
Uns als Schauspielgruppe Neusäß hat die Arbeit mit Dürrenmatts Komödie sehr viel Freude gemacht und sehr viel gegeben. Hoffen wir, dass wir das das nächste Stück mit etwas weniger Hindernissen auf die Bühne bringen können. Wir freuen uns jedenfalls darauf, unser Publikum bald wieder begrüßen zu dürfen.

Bürgerreporter:in:

David Miller aus Neusäß

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