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Es war selm in Nazareth hint ...

Die Sänger des MGV Hainhofen, hinten links Harry Blank, ganz links R. Holzhauser an der Gitarre | Foto: Copyright Ingrid Paar
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  • Die Sänger des MGV Hainhofen, hinten links Harry Blank, ganz links R. Holzhauser an der Gitarre
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Ludwig Thomas "Heilige Nacht" in der Pfarrkirche Hainhofen

... a Mo, der si Joseph hat gnennt
So brav, wia ma net oft oan findt
Und wia ma's net glei a so kennt.
Er hot als a Zimmamo glebt.
Und koa Geld war freili net do,
Mit da Arwat hot a's dahebt,
Daß a grad a so furt macha ko.

Es war ein ganz besonderer Adventsabend, den die Sänger des MGV Hainhofen für den 10. Dezember vorbereitet hatten. Der rührige Chorleiter Hans-Ulrich Höfle bringt vielfältige Erfahrungen  mit ähnlichen Events aus seinem langjährigen Schaffen mit und er verfügt zudem über hilfreiche Kontakte, die es ermöglichten, einen so bekannten Rezitator wie Harry Blank für Ludwig Thomas altbairischen Interpretation der "Heiligen Nacht" zu gewinnen. Der gebürtige Aichacher Schauspieler ist einem breiten Publikum durch Auftritte in diversen TV-Serien bekannt und vor allem durch seine Rolle als Tankstellenbesitzer Michael "Mike" Preissinger in der Vorabendreihe "Dahoam is dahoam" ist er werktäglicher Gast auch in vielen Neusässer Wohnzimmern.

Um 18 Uhr eröffnete Uli Höfle den Abend in der gut geheizten Pfarrkirche St. Stephan mit einer launigen Rede, da der Vorstand des MGV Johann Assum leider kurzfristig erkrankt war. Auch der Hausherr und Seelsorger Karl Freihalter sprach einleitende Worte und erklärte, daß er gerne einmal eine Messe in Bairisch halten würde, was aber daran scheitert, daß er des Dialekts nicht mächtig sei.

In der folgenden Stunde erlebten die Zuhörer einen besinnlichen und leisen Abend, wie er besser nicht in die vorweihnachtliche Zeit der Erwartung hätte passen können. Still zu sein, war durchaus gefordert vom Publikum, denn der authentische Vortrag von Harry Blank in der für manche Ohren ungewohnten altbairischen Mundart verlangte hohe Aufmerksamkeit von den Gästen. Doch es war gerade dieser dezente Vortragsstil des Künstlers, der den aufgeschlossenen Zuhörer in eine im besten Sinn "altmodische" weihnachtliche Stimmung versetzte, weitab vom Rummel der Christkindlsmärkte unserer Zeit, die ihren Namen oftmals nur noch als Leuchtreklame für eine Verkaufsveranstaltung mit Lichtershow tragen.

Im Woid is so staad
Alle Weg san verwaht
Alle Weg san verschniebn
Is koa Steigerl mehr bliebn
Alle Weg san verschniebn
Is koa Steigerl mehr bliebn

Umrahmt wurde die Lesung durch die Sänger des MGV Hainhofen, die von ihrem Chef für diesen ganz besonderen Abend an der Seite eines renommierten Schauspielers wochenlang trainiert wurden. Und die harten Proben an unzähligen Dienstagabenden und die mit auf den Weg gegebenen "Hausaufgaben" hatten sich ausgezahlt. Der Chor präsentierte sich an diesem Sonntagabend glänzend disponiert und das ausgewählte bayrische Liedgut erwies sich als kongenialer Gegenpart zu Ludwig Thomas Lyrik. Das feine Gitarrenspiel von Ruppert Holzhauser setzte zudem stimmige Akzente und verlieh dem gesamten Vortrag noch mehr das Flair von alpenländisch winterlicher Stubenmusi.  Das Wechselspiel zwischen Lyrik und Liedern verlief wie am sprichwörtlichen Schnürchen und verwandelte diese sechzig Minuten für die spürbar ergriffenen Zuhörer in eine Stunde innerer Einkehr.

Macht hoch die Tür, die Tor macht weit
Es kommt der Herr der Herrlichkeit,
Ein König aller Königreich,
Ein Heiland aller Welt zugleich

Für das abschliessende gemeinsame Lied machte sich Dr. Peter Frasch auf den Weg zur Kirchenorgel und ein vielstimmiges, leidenschaftliches "Macht hoch die Tür" setzte den temperamentvollen Schlußpunkt unter eine gelungene Veranstaltung, die man im kleinen Hainhofen so noch nicht erleben durfte. Der lang anhaltende begeisterte Applaus galt einem volksnahen professionellen Schauspieler und dem Chorleiter Uli Höfle mit seinen gut gereiften Amateuren, die "ihrem Dorf" einen ganz feinen, berührenden Abend beschert hatten, wobei der dazu passende Schnee leider eine Woche zu früh leise gerieselt war.

Das Spendenkörbchen wurde von einem zufriedenen Publikum am Ende gut gefüllt, aber mancher mag sich trotzdem wundern, weshalb so ein ansprechendes Programm im Advent nicht mehr Zuhörer auf den Kirchberg lockt. Sind wir in der heutigen Zeit nicht mehr bereit, weihnachtliche Stimmung auf ihre eigentliche Geschichte zu reduzieren, erzählt in schlichten Worten und untermalt von einfachen Liedern, die dem Grundgedanken dieses christlichen Festes viel mehr gerecht werden als ein verkitschtes "Adventsfest der 100.000 Lichter" im Samstagabendprogramm?

Bürgerreporter:in:

Helmut Weinl aus Neusäß

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