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myheimat Neusäß: WER WAR ROLF VON HUMANN?

  • Mit Vornamen würde das Schild besser aussehen
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STRASSENNAMEN IN NEUSÄSS AUF DEN GRUND GEGANGEN Teil 9

Die Von-Humann-Straße führt auf den langgezogenen Hügel südwestlich des Hainhofer Zentrums und ist eng verbunden mit der Geschichte dieses Neusässer Ortsteils, vielleicht sogar etwas zu beengend für manchen Geschichtskundigen. Aber jede Straße hat bekanntlich zwei Seiten, beginnen wir mit der weiblichen und somit freundlichen:

Da wäre zunächst die Freifrau Emilie von Rehlingen, aus dem bekannten Adelsgeschlecht und der Besitzerfamilie des Schlosses in Hainhofen. Geboren im Jahr 1888 ehelichte sie den Rolf von Humann und gebar ihm 1917 den gemeinsamen Sohn Walter, der nicht aus dem Rußlandfeldzug im 2. Weltkrieg zurückkehrte. Von allen Hainhofern nur die „Baronin“ genannt, haben viele der älteren Bürger die elegante Dame in Erinnerung, wie sie die Sonntagsmesse stets distanziert in der eigenen „Loge“ hoch über dem Altarraum mitfeierte. Sollte die Straße nach ihr benannt sein, würde das wohl auch dem Lieben Gott gefallen.

Aber es gibt daneben diese männliche, dunkle Seite in Person ihres Gatten Rolf Egbert Wennemar Paul Anton Maria von Humann, geboren anno 1885 zu Hannover. Er wurde durch die Einheirat zum Schloßherrn, ließ sich 1923 als Gutsbesitzer in Hainhofen nieder und verpachtete die zugehörigen landwirtschaftlichen Besitzungen. Seine politische und militärische Laufbahn begann früh. Bereits im 1. Weltkrieg brachte er es als Offizier zum Bataillonsführer, war bis 1922 Großmeister des antisemitischen Jungdeutschen Ordens und später auch Mitglied der Deutschnationalen Volkspartei und der NSDAP. So richtig Fahrt nahm seine „Karriere“ mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten auf. Er war Mitglied des „Stahlhelm“ genannten Bunds der Frontsoldaten, wurde Brigadeführer des „SS Motorsturms“ und Führer der 29. SS-Standarte. Ab 1933 leitete er die Polizeibehörde Augsburg und forcierte spürbar den Polizeiterror gegenüber regimefeindlicher Personen. Von 1937 bis 1942 fungierte er als ehrenamtlicher Richter am Volksgerichtshof. Als Teilnehmer am 2. Weltkrieg geriet er 1944 in Kriegsgefangenschaft. Ungeachtet dieser „Bilderbuchkarriere“ eines überzeugten Nationalsozialisten wurde ihm 1955 in Hainhofen die Ehrenbürgerschaft zuteil. Zu dieser Auszeichnung wollte nicht so recht passen, daß er 1957 vom Landgericht Memmingen wegen eines geleisteten Meineids zu einer 9-monatigen Gefängnisstrafe auf Bewährung verurteilt wurde. Rolf von Humann verstarb im Jahr 1961 in Bad Kissingen.

Nun mag man ein ungutes Gefühl bekommen, wenn in Zeiten, in denen andernorts Stolpersteine für Opfer des NS-Regimes verlegt werden, im kleinen Hainhofen eine Straße immer noch einen Namen trägt, der mit dem finstersten Kapitel deutscher Geschichte behaftet ist. Aber ich denke, es ist trotz allem auch ein Stück Zeitgeschichte und eine stabile Demokratie sollte dies kritisch reflektieren und aushalten, zumal vielen Neubürgern vermutlich noch gar nicht aufgefallen sein wird, daß sich zwischen all den ringsum nach Amseln, Schwalben, Sperlingen und Staren benannten Wegen ein wahres Kuckucksei eingeschlichen hat. Umbenennen könnte man die Von-Humann-Straße ja immer noch, in diesem Fall würde es genügen, zusätzlich den Vornamen „Emilie“ auf den Schildern anzubringen um alle Zweifel zu zerstreuen.

  • Mit Vornamen würde das Schild besser aussehen
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  • Rolf und Emilie von Humann und der langjährige Hainhofer Pfarrer Böhler
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  • Die Familiengrabstätte derer von Rehlingen in Hainhofen
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  • Als letzte der Familie steht der Name der Emilie von Humann, weiter oben ihr Mann und der vermißte Sohn.
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  • Schloß Hainhofen war lange Zeit im Besitz des Adelsgeschlechts von Rehlingen
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