Mei Corona

Unsere myheimat-Hefte und auch die Plattform leben von Ihren Bürgerrreporter-Beiträgen. Gerade in Zeiten von Corona und Ausgangsbeschränkungen passiert hier (wie natürlich auch im nicht-digitalen Leben) gerade nicht viel.

Eigentlich will ich aber wissen, wie es Ihnen allen geht. Was machen Sie so? Wie kommen Sie klar? Ist Ihnen langweilig? Mir schon irgendwie. 

Ich erzähle Ihnen deshalb mal, wie das bei mir gerade so aussieht. Wir, das myheimat-Team, sind seit jetzt beinahe drei Wochen alle im Homeoffice. Das bedeutet für mich folgendes: Ich falle morgens aus dem Bett und dann setze ich mich an meinen PC. Kein Arbeitsweg, kein Fahrradfahren, kein erster Kaffee morgens mit meiner Kollegin Vivian und kein "Morgen" Gebrummel von Max, meinem Redaktionskollegen.

Katzenjammer

Stattdessen ich an meinem Laptop in meiner Wohnung, zusammen mit einem überaus nervigen Kater, dessen Hauptbeschäftigung darin besteht, sich auf meine Arme zu legen, wenn ich gerade eine Email schreiben möchte oder auch gern einmal quer über die Tastatur des Laptops zu laufen, wenn ich Texte redigiere.

Manchmal bekomme ich Emails von Bürgerreporter/innen, über die ich mich sehr freue. Ich sehe dann, Ihnen geht es gut und fühle mich nicht mehr so isoliert von meinem 'normalen' Alltag.

Wenn der Kater dann endlich mal rausgeht, kann ich mir sicher sein, dass ich mindestens eine Stunde lang ungestört arbeiten kann - bis es an der Tür klingelt. Draußen steht die Nachbarin aus der Wohnung unter mir, die der Kater ebenfalls fest im Griff hat - er hat ihr antrainiert, ihn bis vor seine eigene Wohnungstür zu begleiten, wenn er wieder herein möchte.

Das Leben vor dem Fenster

Dieses Spiel spielen wir drei, Kater, Nachbarin und ich, zwischen Laptop, Geschäftshandy, Emails, täglich meistens drei bis vier Mal. Ich frage mich manchmal, wie groß die Katzenliebe der Nachbarin sein muss.

Jeden Morgen, um genau 9 Uhr, stehe ich inzwischen am Fenster meiner Küche, das auf eine ehemals belebte Straße hinausgeht und starre. Wieso? Ganz einfach, ich habe eine neue Freundin. Die ist eine alte Dame, die jeden Morgen (verlässlicher als die Deutsche Bahn und auch pünktlicher) an meinem Haus vorbeispaziert.

Die Welt ist dann für mich ein kleines bisschen mehr in Ordnung, denn jeden Tag, an dem ich sie vorbeilaufen sehe, weiß ich, sie kann und will rausgehen - und vor allem, sie hat sich nicht angesteckt. Sie weiß übrigens außerdem auch gar nicht, dass es mich gibt. Sie spaziert da einfach vor sich hin, egal ob die Sonne scheint oder es regnet - konzentriert auf sich spazierengehen reicht ihr vollkommen aus. Sie kuckt nie nach oben, rechts oder links.

Ich weiß, das klingt komisch - ist es vielleicht auch. Aber das sind so die kleinen Dinge, die man sich angewöhnt, wenn man eigentlich sonst nicht viel zu tun hat außer arbeiten und drin zu bleiben.

Quarantäne-Blues

Letztens habe ich meinen Tiefpunkt erreicht und mein Bücherregal nach Farben sortiert. Das ist leider kein Witz. Sind die Bücher nämlich eigentlich nach Sprache, Autor und Genre sortiert, und dann noch einmal entweder nach Erscheinungsdatum sowie Größe des jeweiligen Buches (obsessiv? Vielleicht), habe ich beschlossen, die derzeitige Situation schreit nach Rebellion, Anarchie, wirklich rücksichtslosem Verhalten (natürlich nur meinen Büchern gegenüber).

Jetzt stehen kleine neben großen, englische neben deutschen, Joyce neben Twain neben Pratchett neben Coetzee neben Kishon. "Jeder Tag ein Weg zum Glück" von Anselm Grün (eine Leihgabe meiner Oma) ist gelb und findet sich deshalb direkt neben "The Catcher in the Rye" von Salinger, das orange ist. Skandalös.

Am Schlimmsten allerdings ohne Zweifel das Regalfach, das ich nicht nach Farben sortieren konnte, da die Bücher zu groß sind, um so sortiert zu werden und deshalb extra stehen müssen - in meinem ansonsten wirklich augenbesänftigenden Regal ein Schandfleck.

Wie geht's Ihnen?

Sie sehen also, Sie sollten mir dringend mehr Mails schreiben oder mir von Ihnen berichten. Es ist sonst möglich, dass ich vielleicht schlussendlich ganz verrückt werde in einem erneuten Versuch, die Bücherregale umzusortieren. Erzählen Sie von sich! Ich freue mich. Ansonsten bleiben Sie bitte drin, gesund und munter. Und lassen Sie sich nicht von Ihren Haustieren auf der Nase herumtanzen.

myheimat-Team:

Katharina Soffer aus Augsburg

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