Filmtipp: Der letzte schöne Tag

„Jedes Jahr müssen in Deutschland 10.000 Familien damit fertig werden, dass sich ein Angehöriger das Leben genommen hat.“ Diese Information erhält der Zuschauer von „Der letzte schöne Tag“ direkt vor dem Abspann. Wie gehen die Hinterbliebenen mit Selbstmord um, ist die zentrale Frage, die Regisseur Johannes Fabrik und Drehbuchautorin Dorothee Schön im Film in knapp 90 Minuten behutsam, realistisch und dennoch zu Emotionen rührend behandeln.

Die depressive Anästhesistin Sibylle (Julia Koschitz) nimmt sich im Wald das Leben. Davor ruft sie ihre Familie an, jeden einzeln. Ehemann Lars (Wotan Wilke Möhring), die 14-jährige Tochter Maike (Matilda Merkel) und den achtjährigen Sohn Piet (Nick Julius Schuck). Keiner ahnt beim letzten Telefonat auch nur das Geringste. Auf den Schock hin muss das Leben dennoch weitergehen. Lars möchte schnell wieder als Landschaftsarchitekt arbeiten, sich um die Bestattung kümmern, bloß nicht rumsitzen und nachdenken. Maike schwankt zwischen Wut und Trauer, während Piet seine Mutter als Geist sieht. Natürlich macht sich die Familie Vorwürfe, denn wie es Lars ausdrückt: „Bei einem Selbstmord ist plötzlich nicht nur das Leben danach sondern auch davor nicht mehr okay.“

Preisgekrönt

Einen wirklich schönen Tag gibt es während der knapp 90 Minuten nicht. Trotzdem ist der Film „Der letzte schöne Tag“ großartig. Weil er an keiner Stelle übertreibt, nie zu pathetisch wird, sondern realitätsnah den Umgang mit Selbstmord beleuchtet. Leichenschmaus, Nachbarschaft, Schule, Arbeit, Abschiedsbrief, Verdächtigungen – alles, woran man bei der Verfilmung eines solchen Themas denken muss, wird von den Filmemachern überzeugend verarbeitet. Von den Schauspielern über die Musik bis zum Schnitt passt alles in diesem Film, der zum Nachdenken anregt. Nicht umsonst wurde die WDR-Auftragsproduktion von hager moss film national wie international mit Auszeichnungen überhäuft, unter anderem mit dem Grimme-Preis 2013. So stark der Film ist, so schwach ist DVD-Ausstattung. Sie beschränkt sich auf den Film, Hinweise auf andere DVDs und ein Booklet mit Cast-Interviews.

Bürgerreporter:in:

Michael S. aus Neusäß

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