Die zweite Expedition zum Baggersee: Das Rudel

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Waldperlach, 26.5.2011: Kaum hatte das Stockentenmännchen gepfiffen, kam Bewegung in die Enten: Die Löffelenten stutzten einen Moment, dann sammelten sich die Jungen bei ihrer Mama. Die Stockenten reagierten deutlich schneller. Die Entenmama saß bewegungslos im Wasser, die Kleinen schwammen auf sie zu. Als sich alle versammelt hatten, schwammen sie gemeinsam los in Richtung Schilf.

Und dann sah ich einen der Verursacher der Unruhe: Ein Hund! Ein relativ großer sogar. Da der Wind vom See her kam, konnte er mich nicht riechen, ich ihn aber genauso wenig. Nur war ich deutlich im Vorteil: Ich stand bewegungslos am Ufer, er lief auf Kies.

Die Stockenten paddelten sehr schnell über den See, wobei die Entenmama ihre Kleinen keinen Moment aus den Augen ließ. Im Schilf hatten sich bereits mehrere junge Blesshühner und ein erwachsenes Blesshuhn versammelt.

Von der Böschung des Ostufers lief jetzt ein zweiter Hund herunter, hatte aber nur Augen für den Ersten. Überhaupt machten die beiden nicht den Eindruck, als wären sie hier in ihrer natürlichen Umgebung. Zu den Enten hatten sie noch nicht einmal hingeschaut, schienen sie gar nicht wahrgenommen zu haben. Sie liefen ein Stück am schmalen Kiesufer entlang, der etwas größere voraus, der kleinere hinterher. Als sie bei mir vorbei kamen, schienen sie mich nicht zu bemerken. Der größere lief die Böschung an der Stelle hoch, an der ich herunter geklettert war, der kleinere orientierte sich an ihm, wäre fast mit mir zusammengestoßen. Und ich denk, der hat mich nicht einmal dabei wirklich wahrgenommen.

Von oben, vom Weg hörte ich die anderen Mitglieder des Rudels – drei Menschen. Inzwischen hatten die Stockenten das Schilf fast erreicht, die Blesshühner waren bereits darin. Die beiden anderen Blesshühner schwammen immer noch unbeeindruckt im nördlichen Teil des Sees, und wohin die Löffelenten verschwunden waren hatte ich leider nicht mitbekommen. War mit meinen Beobachtungen zu sehr mit den Neuankömmlingen beschäftigt.

Interessant fand ich den Geruch der beiden Hunde, als sie an mir vorgelaufen sind: Nicht der typische Hundegeruch, sondern Shampoo! Und nicht einmal Flohshampoo, sondern eine der Sorten, die auch Menschen verwenden. Vermutlich waren beide erst gestern gebadet worden. Wobei mir wieder die Geschichte mit dem Duschbad einfiel: Das war Ende der 90er Jahre. Ich hatte mich gerade unter die Dusch gestellt, als ich bemerkte, dass mein Shampoo leer war. Also hab ich durch den Duschvorhang nach draußen gegriffen, auf der Ablage herumgetastet und mir eine Flasche – vermutlich von meiner Schwester – geangelt. Das roch schon irgendwie merkwürdig, aber was soll`s? Hauptsache ich werd sauber...

Am nächsten Tag hab ich mich mit Freunden und Kollegen im Compbook Laden in München getroffen – wir wollten ein BoD Verlag gründen – und was passiert? Jeder der reingekommen ist, hat erst einmal an mir geschnuppert. Das kam mir schon ein wenig merkwürdig vor, vor Allem weil ich ein solches Verhalten bisher bei Menschen noch nicht beobachtet hatte. Als schließlich Lisa – ihr gehörte der Laden – hereinkam, schnupperte und grinsend meinte “Du riecht heute aber seltsam…”, worauf ich reflexartig antwortete „Frisch geduscht“, begann mir zu dämmern, dass es da wohl einen Zusammenhang mit dem Shampoo von gestern Abend geben könnte...

Später, als ich wieder zu Hause war, hab ich dann herausgefunden, dass die Flasche nicht von meiner Schwester, sondern von meinem Dackel war: Sein Flohshampoo stand noch auf der Ablage…

Inzwischen waren Menschen aus dem Rudel zum Ufer herunter gekommen, was die beiden Hunde sichtlich mehr begeisterte als der See und dessen Bewohner. Einer der Menschen warf einen Stock in den See, was bei den Hunden anscheinend einen Zwiespalt auslöste: Einerseits ist so ein geworfener Stock ein unwiderstehlicher Reiz, andererseits lag der Stock jetzt im See...

Nach kurzem Zögern sprang dann der größere Hund in den See und schwamm los. Das scheint den kleineren dann auch überzeugt zu haben.

Wenn ich die beiden mit Tini, meinem leider in den 90er Jahren im hohen Alter gestorbenen Dackel vergleiche... Tini hätte man nicht ohne Leine hier laufen lassen können. Wenn sie Wasser gesehen hat, war sie nicht mehr zu halten: Zuerst ein paar schlabbernde Schluck Wasser, dann einen Riesensprung hinein. Trotzdem war auch sie kein „Naturdackel“: Einmal ist sie – wie üblich – mit der Nase dicht über dem Boden schnüffelnd spazieren gegangen, stieß dann auf einen toten Frosch. Und was hat sie gemacht? Sich umgedreht und gekotzt!

Das Rudel hier war offensichtlich ein Stadtrudel. Die Enten hatten sie offensichtlich nicht bemerkt – weder die Hunde noch die Menschen. Ich war auch ziemlich sicher, dass die fünf mich nicht wahrgenommen haben. Eine Leine brauchen die Hunde wirklich nicht. Sie hätten vermutlich sogar ernsthafte Probleme, das Konzept von “Jagen” zu verstehen.

Nun waren die Enten in Deckung gegangen und würden vermutlich auch dort bleiben, solange das Rudel am See war. Also beschloss ich, weiter zu gehen und mir das Nordufer endlich einmal genau anzusehen...

Wird fortgesetzt...

Bürgerreporter:in:

B Göpfert aus München

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