Wer fährt...?

„Also, heute machen wir’s mal umgekehrt“, sagt sie zu ihm. „Hin fahre ich und du fährst dann zurück.“
„Weshalb denn, was soll das?“ fragt er erstaunt.
„Weil ich mich heute einfach amüsieren und mal ein Gläschen mehr trinken möchte, als sonst immer. Und du mein Lieber, du bleibst heute alkoholfrei und bringst uns beide wieder gut heim.“
Er ist sprachlos. „Na gut, wenn du meinst, hier hast du die Schlüssel, dann fahr halt du.“
Auf der Fahrt zur Feier fällt kein einziges Wort zwischen den beiden.

„Schön dass ihr da seid“, werden sie von der Gastgeberin begrüßt, „die Schönfeldts und die Möllers sind auch schon da. Kommt herein!“
Handschlag, Küsschen hie und Küsschen da, Umarmungen.
„Dann trinken wir doch zur Begrüßung erst mal ein Sektchen meine Lieben“, flötet die Gastgeberin, „wo sind die Gläser?“
„Für mich bitte nicht, ich muss heute fahren!“ sagt er bestimmt.
„Ach komm, ein Klitzekleines nur zur Begrüßung“, versucht die Gastgeberin zu beschwichtigen.
„Nein danke, wenn ich noch fahren muss, dann bin ich eisern. Bring mir lieber ein Wasser oder einen Saft.“

Der Abend verläuft für ihn in der Tat völlig alkoholfrei, dennoch ist es für alle eine schöne Feier und gegen halb drei Uhr machen sich beide wieder auf den Nachhauseweg.
Sie stehen vor dem Auto und er öffnet ihr die Beifahrertür.
„Nicht doch, mein Lieber, es ist doch noch so eine schöne warme Nacht! Ich geh’ heut’ lieber zu Fuß.“
„Mach’ keinen Unsinn, sieh auf die Uhr, also steig bitte ein! Hab’ ich denn umsonst heut den ganzen Abend verzichtet? Kein einziges Tröpfchen Alkohol hab ich im Blut. Also steig endlich ein, komm, mach endlich!“
„Ich will aber nicht“, sagt sie trotzig.

Was soll er machen? Gedanken jagen ihm durch den Kopf. Soll er jetzt einfach wegfahren? Soll er sie in stockfinsterer Nacht einfach so laufen lassen? Alleine bis nachhause? Würde sie überhaupt zuhause ankommen? Was also tun?

Er grollt, schließt die Autotür wieder, besänftigt seinen Zorn, geht mit, will ziemlich bald schon den Arm um sie legen, sie aber dreht sich heraus. Dann kräht sie wie wild, umarmt und küsst ihn, lässt nicht mehr ab von ihm.
Willig lässt er es geschehen, heftig bewegt, umsonst nichts getrunken! Er flucht vor sich hin, verflucht den Alkohol, verflucht die Polizei.
Doch dann gibt er auf.
Er geht, nein er schlendert..., tänzelt mit ihr über den Asphalt. Sie stehen und stehen, und der Heimweg wird lang und länger.
Er ist... nein, überhaupt kein Zweifel... er ist ganz einfach - berauscht.

Bürgerreporter:in:

Wolfgang Kreiner aus München

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