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Hans-Jochen Vogel und Marburg - ein Gedenken 

Der SPD-Politiker Hans-Jochen Vogel ist mit 94 Jahren in einem Wohnstift in München verstorben. Alle Zeitungen brachten umgehend Berichte zu seinem Leben als Politiker und Mensch. Einige Blätter brachten die Information, dass Vogel in Marburg studiert hatte. Auch die Oberhessische Presse brachte einen kurzen Nachruf, allerdings ohne den Bezug zu Marburg einzufügen.

Vogel stellte sich als Münchner dar, war aber 1926 als Spross einer Professorenfamilie in Göttingen geboren worden. Ab 1935 lebte seine Familie in Gießen. Dort besuchte er das Gymnasium mit Abiturabschluss 1943. Das Jurastudium in München musste er mit seinem Kriegseintritt abbrechen. 1946 setzte er sein Jurastudium in Marburg fort. In Marburg lehrte nach Kriegsende bis 1947 noch immer der bekannte Jura-Professor Franz Leonhand (1870-1952).

Vogel promovierte und trat 1952 in den bayrischen Staatsdienst ein. Bereits 1950 war er Mitglied der SPD geworden. In der Partei war dem akribischen Arbeiter eine große Karriere beschieden. Bis 1972 war er Oberbürgermeister von München. Danach wurde er in der SPD Bundestagsabgeordneter und mit vielen Aufgaben betraut: Fraktionsvorsitzender, Bundesminister, Regierender Bürgermeister von Berlin, Partei-Vorsitzender, Kanzlerkandidat usw. In den 1990er-Jahren beendete er seine aktive politische Tätigkeit.

Wer kennt in Marburg noch Hans-Jochen Vogel?

Zu Marburg gab es für Vogel einige Verbindungen. Leider gibt es offensichtlich in Marburg niemanden, der zu Vogel die insgesamt sehr interessanten Beziehungen darstellen kann.(Fehlanzeige beispielsweise in der Oberhessischen Presse). Während seines Studiums in Marburg war Vogel bestens bekannt mit dem Jura-Professor Dr. Franz Leonhard. Der Jude Franz Leonhard war 1936 wurde an der Philipps-Universität nach 36 Dienstjahren emeritiert.

Professor Franz Leonhard überlebte das "Dritte Reich" in Marburg

Was oft zu Darstellungen von Marburg im „Dritten Reich“ verschwiegen wird, die Familie Leonhard konnte in ihrem Haus am Rotenberg den Krieg überleben– wie einige wenige andere jüdische Familien in Marburg. Die Juden waren finanziell von der Partei ruiniert worden, aber konnten zurückgezogen in ihren Häusern wohnen. Leider werden diese Schicksale der Marburger Juden – fälschlich – negativ berichtet 

Vogel heiratete die Enkelin von Leonhard

Vogel, der wie andere das Studium bei Leonhard absolvierte, war mit der Familie Leonhard bestens bekannt. Mit seinen Studienfreunden Alfred Dregger, später CDU-Ministerpräsident von Hessen, Siegfried Sorge, später Landrat des Kreise Marburg-Biedenkopf (FWG) war er oft zu Gast im Hause des Professors. Die Bekanntschaft führte sogar dazu, dass Vogel 1950 im Jahr seiner Promotion die Enkelin Ilse von Franz Leonhard heiratete. Mit Ehefrau und Familie lebte Vogel später in München. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor. Die Ehe wurde 1972 geschieden. Mit seiner zweiten Ehefrau Liselotte hatte der gläubige Katholik keine Kinder.

Im „Dritten Reich“ war in Marburg einiges anders als herkömmlich veröffentlicht

Zu der Verbindung von Vogel mit der Enkelin von Leonhard gibt es einige zusätzliche Details, welche vor allem die Familie der ersten Ehefrau von Vogel betreffen. Nachforschungen der Familie betreffen Verbindungen zu den Machthabern der NSDAP in Marburg, die ansonsten nicht geduldet wurden. Nach Recherchen meinerseits kann ich einige bisher völlig unbekannte Informationen der Geschichte von „Marburg im Dritten Reich“ hinzufügen. Dies wird geschehen in der geplanten Veröffentlichung der 4. Auflage meines Buches „Die Marburger Oberbürgermeister im 19. Und 20. Jahrhundert“. Diese Auflage wird weitere Ergänzungen beinhalten wie etwa die Recherchen zu Oberbürgermeister Dr. Drechsler aus dessen Stasi-Akten. Sie sind zwar unvollständig, aber immerhin über 110 Seiten stark.

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2 Kommentare

Sehr interessante Recherche-Ergebnisse, Karl-Heinz!

Danke Peter!

Man musste fast jede Woche beim Lesen der OP feststellen, wie unbedarft die Redakteure der OP mit Kenntnissen zur Marburger Geschichte sind. Die Zeiten mit Beiträgen von Bauer, Wißner, Dern und auch Mascos u. a. m. sind lange vorbei. Jetzt scheinen linke Ideologen den Takt zu geben.

Beispiel für Unwissen der OP-Redaktion: Am Samstag, 25. Juli 2020, schrieb Redakteur Herr Wisker (offenbar zuständig für Umbenennung der Bismarckstraße):

"... vor drei Jahren (wurde) der Walter-Voß- in Katharina-Eitel-Weg umbenannt - weil Voß der Nazi-Nähe überführt wurde."

Offenbar hatte der Redakteur vor einiger Zeit die Conze-Studie überflogen, die gerade zu Voß von Halbwissen strotzt. Dies Halbwissen hat der Redakteur zu seinem Wissen gemacht.

Denn: Voß war Pg und von 1933 bis 1945 als Nazi einer der Führer im Rathaus. Er setzte die Beschlüsse der NSDAP in Marburg um. Das wusste nach 1945 in Marburg jeder. Dass die Conze-Studie dies neu entdeckt hatte, ist eine der Ungereimtheiten aus OP-Berichten. Dass es trotzdem zu einer Straßenbenennung für Voß kam, ist eine andere Geschichte.

https://www.myheimat.de/marburg/politik/gedenken-i...

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