MARBURGS ELISABETH-MÜHLE IST EINE GANZ BESONDERE MÜHLE (TEIL 5)

L oder 4, das ist die Frage
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Teneriffa. Wie bei allen historischen Beiträgen liegt es in der Natur der Sache, dass eine lückenlose Aufzeichnung der Ereignisse nur dann erfolgen kann, wenn der Verfasser bei der Recherche auf Original-Dokumente aus den vergangenen Jahrhunderten zurück greifen kann. Es ist deshalb ein seltener Glücksfall, dass die traditionsbewusste Familie Lotz stets darauf bedacht war, alle wichtigen Dokumente und Zeitzeugnisse zu sammeln und für die kommenden Generationen zu bewahren.
Wenden wir uns heute zum Abschluß dieses Kapitels einem spannenden Rätsel zu, das im Familienwappen Lotz verborgen scheint. Dabei ist voraus zu schicken, dass es sich hierbei ausschließlich um eine Interpretation des Verfassers handelt.

Zunächst sehen wir unter einem weißen Ritterhelm, der von einem steigenden Einhorn, der Verkörperung von Keuschheit, alternativer Reinheit und Heiligkeit, Glaube und Kraft, überragt wird, einen blauen Schild zwischen blauen Ranken , der uns ein Doppelkreuz, getoppt von der arabischen Ziffer 4, auf einem grünen Dreiberg zeigt. Das Patriarchenkreuz auf den drei grünen Bergen (Tátra, Fátra und Mátra) kennen wir aus dem ungarischen Nationalwappen. Es stammt nachweislich aus dem 9. Jahrhundert. Das Doppelkreuz hat zur Zeit von Papst Sylvesters II. der erste christliche König Ungarns, Stephan, im Jahr 1000 am 27. März in die königlichen Abzeichen integriert, denn das Kreuz stand fortan für die apostolische Würde des ungarischen Königs. Nur 200 Jahre später wurde die Tochter Elisabeth des ungarischen Königs (* 1177; † 1235) und der Gertrud von Andechs schon als Neugeborene mit einem Sohn des einflussreichen Landgrafen Hermann von Thüringen Andreas II.erlobt und als Vierjährige an den thüringischen Hof gebracht, um in der Familie ihres zukünftigen Ehemannes aufzuwachsen. Wir alle kennen sie als “Heilige Elisabeth”, die als verwitwete Wohltäterin in Marburg wirkte. In ihrem Besitz befand sich auch die “Mühle beim Franziskus-Hospital”.

Nun fehlt uns noch eine Erklärung für die ominöse Ziffer 4 auf der Spitze des Patriarchenkreuzes. Leider gibt uns kein vorhandenes Dokument einen Hinweis auf die Bedeutung diese Ziffer. Versuchen wir sie deshalb nicht als Ziffer, sondern als den Buchstaben “L” zu sehen, der aus optischen Gründen ein wenig verändert wurde.
Das hier besprochene Familienwappen der Familie Lotz trägt die Jahreszahl 1352. In den Jahresbüchern der Landkommende Marburg des Deutschen Ritterordens (auf den wir bereits zu sprechen kamen, siehe Teil 1) werden zum Ende des 14. Jahrhunderts einige Namen der Ordensmühlmeister genannt, und es wird erwähnt, dass zur Erinnerung an einen als “großer Esels-Lohrey” genannten Vorgänger alljährlich am 30. Juni den Deutschherren Aale, Lauch und guter Elsässer Wein zu spendieren seien.

An Namen geht die Zeit bekanntlich nicht spurlos vorbei. So war lange Zeit der ganz große Bevölkerungsteil nicht in der Lage, den eigenen Namen aufzuschreiben. Daher wurden Namen nur mündlich überliefert. Die wenigen, die schreiben konnten, taten dies - in Ermangelung von Rechtschreibregeln – nach dem Gehör. Auf wie viele unterschiedliche Schreibvarianten hat man Namen also geschrieben? Versuchte die Familie Lotz Anfang des 19. Jahrhunderts hier eine symbolische Brücke zu den Lohreys zu bauen (L=L)? Hier sind wohl alle Heraldik-Forscher herausgefordert.
Siehe auch: http://www.myheimat.de/marburg/kultur/marburgs-eli...

L oder 4, das ist die Frage
Dekoratives Familienwappen der Familie Lotz
Bürgerreporter:in:

Hans-Rudolf König aus Marburg

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