MARBURGS ELISABETH-MÜHLE IST EINE GANZ BESONDERE MÜHLE (TEIL 1)

Wilhelm Lotz pflegt Erbe und Familientradition in der "Lotze Mühle"
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  • Wilhelm Lotz pflegt Erbe und Familientradition in der "Lotze Mühle"
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Teneriffa. Wie ich hier schon an anderer Stelle berichtete, hatten wir Kinder in Marburg viele Abenteuer als Räuber und Gendarm in den Trümmergrundstücken, als Seeräuber auf den Mühlgräben oder gar als Ritter in den unterirdischen Gängen Marburgs zu bestehen.

Wir alle kannten natürlich die grausige Geschichte von Max und Moritz, den beiden Bengels, die eines Tages in den Mahlwerken einer Mühle ihr Ende als Hühnerfutter fanden. Umso aufregender war es für uns, am Wehrdaer Weg in der “Lotze Mühle” herum zu stöbern. Dort rumpelte und pumpelte es den ganzen Tag so laut, dass sogar unsere nicht gerade leisen Kinderstimmen übertönt wurden. Geheimnisvolle weisse Männer bewegten sich wie Silhouetten durch den dicken Mehlstaub, der Alles unter sich begrub und selbst die Luft wie ein Leichentuch erschienen ließ. Von Pferden gezogene Wagen kamen und gingen schwer beladen und das Wasser hinterm Haus rauschte seine beeindruckende Melodie über die Mühlräder.

Hier konnten wir Kinder auf die Ortskenntnisse unseres Freundes und Spielkameraden Wilhelm Lotz zurück greifen, denn dies war “seine Mühle”. Er wohnte hier sogar und kannte jeden geheimnisvollen Winkel des alten Gebäudes und der angrenzenden Schuppen. Wilhelms Vater, der Müller, tolererierte mehr oder weniger das chaotische Spielen und Toben von uns Kindern, solange wir nicht den Geschäftsbetrieb störten. Eines Sonntags lud er uns sogar zu Limonade und Kreppel ein und erzählte uns die spannende Geschichte der Elisabeth-Mühle. Diese Geschichte geht über viele Jahrhunderte und ist so lang, dass ich sie hier in mehreren Teilen wiedergeben werde.

Den aufregenden Auftakt seiner Erzählungen bildete die Geschichte von einer Wassernixe. Denn im Graben hinter der Mühle, dessen Wasser die Mühlrader antreibt, konnte man vor langer Zeit manchmal eine wunderschöne Fischfrau sehen. Sie hatte einen schlanken vielfarbigen Fischkörper, der sich schlangenhaft bewegen konnte. Ihre nassen blonden Haare zog sie wie einen Schleier hinter sich her, wenn sie aus dem Wasser auftauchte, um Menschen am Ufer zu beobachten. Sie sang mit einer himmlichen Stimme und war nicht böse, solange man sie ungestört lies. Doch wenn sie beunruhigt oder belästigt wurde, schwieg ihre schöne Stimme. Sie verschwand Hals über Kopf in den Fluten. Der Störenfried rutschte am Ufer aus, fiel ins Wasser und musste elendig ertrinken. So lernten wir Kinder, dass man Leben, egal in welcher Erscheinungsform, zu achten und respektieren hat.

Fortsetzung folgt.

Bürgerreporter:in:

Hans-Rudolf König aus Marburg

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