WELTREISE 2013 – TEIL 10: STAUBLUNGE UND SEE-ELEFANTEN

GUANACOS
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Teneriffa. Durch den Golfo Nuevo erreichten wir nach einem Seetag Puerto Madryn in Argentinien. Dieser Hafen ist das Eingangstor zu den Ebenen Patagoniens und zur Halbinsel Valdés. Mitreisende Passagiere, die schon einmal hier waren, schwärmten bereits vom dortigen absolut sehenswerten Naturschutzgebiet mit seinen gar nicht scheuen See-Elefanten, Pinguinen und Guanacos.

Also ließen wir die unscheinbare Stadt Puerto Madryn links liegen und traten zu viert in direkte Preisverhandlungen mit der am Pier wartenden Taxi-Mafia ein. Man bedeutete uns, dass die Fahrt durch das Naturschutzgebiet mindesten sechs Stunden dauern werde und verlangte einen horrenden Fahrpreis. Glücklicherweise stießen weitere vier Passagiere zu unserer heftig feilschenden Gruppe, sodass wir jetzt mit einem zweiten PKW einen Trumpf aus dem Ärmel ziehen konnten. Schließlich wurden wir uns handelseinig und auf ging’s frohen Mutes in Richtung Halbinsel Valdés.

Nach einer kurzen Fahrt durch triste Industrieviertel wurde die Gegend außerhalb der Stadt immer trockner und hässlicher. Nach einer halben Stunde erreichten wir mitten im Nichts eine Abzockstelle für Touristen am Eingang zum Naturschutzgebiet. Neben der Mautstelle grasten friedlich einige Guanacos. Jeder von uns musste für den Eintritt noch einmal tief in die Tasche greifen, denn diese Halbinsel ist ja schließlich einmalig in der Welt. Wir kauften reichlich Wasser auf Empfehlung unserer Taxifahrer. Für diesen Tipp waren wir gar nicht viel später sehr dankbar.

Kaum hatten sich unsere beiden Gefährte wieder in Bewegung gesetzt, ging die asphaltierte Landstrasse in eine staubige Sandpiste über. Das Innere der Halbinsel präsentierte sich als eine trockene, heiße Steppenlandschaft mit kniehohen Sträuchern und von der Sonne verbrannten, dürren Grasbüscheln. Das vor uns fahrende Taxi wirbelte eine riesige Staubwolke auf, die uns Verfolger einhüllte und durch die Klimaanlage ins Innere des Wagens und unsere Lungen eindrang. Das sollte sich auch die nächsten fünf Stunden nicht ändern.

An der „Punta Pirámides“, einem Aussichtspunkt hielten wir an, um Luft zu schnappen. Zu sehen gab es jedoch nur eine blendend weiße Steinwüste mit erodierten Höhenzügen bis hinab zum blauen Meer. Dort aalten und tummelten sich lautstark unzählige Seelöwen und See-Elefanten in ihrem bestialischen Gestank. Wir besuchten den hässlichen Ort Puerto Pirámides, der scheinbar aus einem Italowestern heraus gesprungen war. Am Ortseingang lagen viele Autowracks – wir sollten ein paar Kilometer später noch erfahren warum.

An der „Punta Delgada“ mit ihrem Leuchtturm hielten wir vergeblich Ausschau nach den angekündigten Schwertwalen und Südkapern (Bartenwalart). Hier an der Steilküste leben die zutraulichen Magellan-Pinguine. Wir konnten uns ihnen bis auf Armlänge nähern. Inzwischen waren wir schon mehr als drei Stunden unterwegs und mussten die Rückfahrt antreten.

Wieder steckten wir in einer riesigen Staubwolke und banden uns feuchte Tücher vor den Mund, denn das Atmen wurde immer schwerer. Unsere beiden Taxis mussten das Tempo erheblich herunter nehmen, denn die Sandpiste, die wir jetzt befuhren war grundlos, d.h. der Kies war nicht fest gefahren, sodass die Räder bis zur Nabe im Dreck versanken. Bei geraden Strecken schlingerten die Wagen haltlos durch den Kies, schlimmer als unser Schiff bei Sturm. Jetzt wussten wir, warum im Ort so viele Autowracks lagen. Bei den geringsten Steigungen blieben die Wagen sogar stecken, weil die Räder im Schotter durchdrehten. Also noch einmal rückwärts das Gefälle hinab und mit einem erneuten Anlauf den Hügel hinauf. Hier wäre wohl ein Vierrad-Antrieb empfehlenswert gewesen.

Nach sieben Stunden erreichten wir hustend und keuchend das Schiff und verfluchten die Halbinsel Valdés mit ihren Stinktieren. In den kommenden Wochen hatten alle Teilnehmer der teuren „Wüsten-Safari“ unter argentinischen Staublungen zu leiden. Es dauerte einen Monat, bis wir schließlich den ganzen Patagonien-Dreck wieder ausgehustet hatten.

Fortsetzung folgt.

Siehe auch: http://www.myheimat.de/marburg/freizeit/weltreise-...

Bürgerreporter:in:

Hans-Rudolf König aus Marburg

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