OSTWÄRTS UM DIE GANZE WELT: TEIL 13 - ABSCHIED VOM PARADIES MIT EINEM GEBET

Über den Dächern von Vitahu auf der Insel Tahuata
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Vaitahu auf Tahuata. Einen Tag lang genossen wir die Südseeatmosphäre an Bord, während unser Schiff in Richtung Ost/Nordost auf die Marquesas Inseln zusteuerte. Dort war unser letztes Ziel in Französisch Polynesien geplant: die Insel Hiva Oa.

Hiva Oa hatte jedoch eine Überraschung für uns bereit. Als wir früh am Morgen des darauf folgenden Tages auf der Reede vor der Insel ankerten, rollte ein starker Schwell unter dem Schiff hindurch, sodass der Kapitän kein grünes Licht zum Ausbooten geben konnte. An anderer Stelle der Küste konnten wir nicht anlanden, weil es dort keine Mole gab, an der unsere Tenderboote festmachen konnten. Wir waren etwas enttäuscht, denn wir hätten gerne die Gräber von Jacques Brel und Paul Gaugin, die sich beide auf dieser Insel befinden, besucht.

Glücklicherweise war unser Kapitän sehr flexibel und kannte sich aus, sodass wir kurzerhand zur nächsten Insel dampften. Tatsächlich glättete sich das Meer schon nach fünf Kilometern vor der kleinsten bewohnten Vulkaninsel der Marquesas, genannt Tahuata, die uns grün und geheimnisvoll entgegen leuchtete. Dort in dem kleinen Ort Vaitahu gibt es tatsächlich eine kleine Pier, an der sogar unser „Spazierstockgeschwader“ aus unseren Beibooten aussteigen konnte.

Als wir uns der Insel näherten, brach im Ort Vaitahu Panik aus. Die Einwohner stürzten aus ihren Häusern und bauten blitzschnell einen kleinen Markt auf, um etwas Geld von uns einzunehmen. Wann verirrte sich hierher schon einmal ein Kreuzfahrtschiff mit mehr Menschen an Bord, wie diese winzige Insel Einwohner hat? Mit glänzenden Augen und voller Freude begrüßte man den unerwarteten Besuch.

Das Dorf bestand nur aus einer einzigen unbefestigten Straße, ein paar Hütten, einer kleinen Schule, Kirche mit Friedhof und einem Dieselmotor, der den Strom erzeugte. Dieses „Kraftwerk“ wurde von einem bärtigen Einwohner gewartet. Als wir durch das Dorf schlenderten und das etwas außerhalb gelegene Stromhäuschen erreichten, kamen wir mit dem „Kraftwerkbetreiber“ auf Französisch ins Gespräch. Francis zeigte uns stolz seine zwei Ziegen, die gegenüber angebunden waren. Er begleitete uns spontan auf unserem Spaziergang hinaus aus dem Dorf auf eine kleine Anhöhe, wo sich ein Heiligenbild befand. Francis kniete nieder und betete für uns auf Französisch. Als er geendet hatte, erklärte er uns, dass wir aufgrund dieses Gebetes eines Tages wieder auf seine Insel zurückkehren werden. Daraufhin bat ich ihn, das Gebet noch einmal auf Polynesisch zu sprechen, denn dann hätte es sicherlich mehr Gewicht. Francis war sehr gerührt von meiner Bitte und wiederholte das Vaterunser vernehmlich in der Sprache seines Volkes.

Auf unserem Rückweg zum Dorf schlenderten wir unter riesigen Mangobäumen entlang, deren reife Früchte zu Hunderten herab fielen. In einer Plastiktüte sammelten wir die besten Früchte auf. Anschließend besuchten wir den Friedhof mit angegliederter alter Kultstätte (neben dem christlichen Kirchlein) und den spontan aufgebauten Markt der Dorfbewohner, die großzügig mehr verschenkten als verkauften. Auf dem Weg zum Markt war unser Francis plötzlich verschwunden. Wir hätten ihm doch gerne noch ein ordentliches Trinkgeld für seine Freundlichkeit gegeben. Aber das werden wir dann nachholen, wenn wir auf die Insel zurück kehren.

Der Vorrat an wohlschmeckenden Mangas erfreute uns an Bord über eine ganze Woche. Nie zuvor (und danach) habe ich solch leckere Mangafrüchte gegessen. Unsere Kabine duftete sehr exotisch, bis wir schließlich nach sieben Seetagen in Acapulco/Mexiko ankamen. Dort wartete bereits das beste Grillhähnchen der Welt auf uns.

Bürgerreporter:in:

Hans-Rudolf König aus Marburg

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