Integration --- nur ein Wort

Handball: Integration nur ein Wort?

Fragte ich mich am Samstagvormittag, als eine emotionale Diskussion aufbrandete.
Inhalt: Darf ein Jugendlicher, der am Down – Syndrom leidet, in einer Mannschaft Handball spielen, auch wenn er bereits etwas älter ist als die anderen Spieler seiner Mannschaft? Eine Ausnahmegenehmigung, um beim jüngeren Jahrgang zu spielen, hatten seine Eltern für die vergangene Saison 2008/2009 beantragt und bekommen.
Als bekannt setze ich voraus, dass im Handball, wie auch in anderen Sportarten, Jahrgangs bezogen gespielt werden muss. Beispiel: B Jugend Jahrgang 1993/1994. Yannick ist Jahrgang 1994 und müsste daher in der B Jugend Mannschaft spielen. Aufgrund seiner Behinderung ist dies jedoch nicht möglich. Seine Eltern beantragten erneut eine Ausnahmegenehmigung, damit er weiter in der C Jugend spielen darf. Diesmal gibt es kein „Ja“ der Verantwortlichen im Handballbereich.
Während der Diskussion versuchte der Staffelleiter im Jugendbereich Handball dies zu begründen: Rechtsvorschriften, Regeln, Haftpflichtversicherung und zu guter Letzt, „unser Antrag blieb unbeantwortet, daher muss der Junge Jahrgangs bezogen spielen“. Auf die Frage, warum keine andere Möglichkeit oder in diesem Fall eine Ausnahme zu machen sei, wurde entgegnet „weil eben die Mannschaften nach Jahrgängen eingeteilt werden“. Warum? „Weil es eben so ist“. Alle beteiligten Vereine der Handballstaffel im C Jugend Bereich erklärten sich damit einverstanden und die Klärung der private Haftpflichtversicherung klären die Eltern gesondert (Verletzungen etc.).
Der betreffende Verein stellt weiterhin Anträge, damit Yannick in der nächsten Saison mit der C Jugend spielen darf. In der Regel steht er bei Punktspielen ca. 15 Minuten auf dem Spielfeld.
Besonders erschütternd fand ich die Aussage „es gibt Behindertensport, dann müssen Sie Ihren Sohn dort anmelden!“ Eine Welle der Empörung schallte durch den Sitzungsraum! Ein zufrieden stellendes Ergebnis – für Yannick und seinen Vater gab es nicht, leider!
Warum diese Diskussion? Warum lassen sie, der Handballverband hier nicht eine Ausnahme zu, damit Yannick gemeinsam mit dem gesunden Spieler, wenn auch nicht in seiner Altersklasse, mit Freude und Freunden Handball spielen? Kommt hier eine Integration von gesunden Spielern und einem kranken Spieler, in diesem Fall mit dem Down Syndrom, nicht in Frage? Darf es im Sport, nicht nur im Handball, keine Integration geben? Zählen – auch schon im Jugendbereich – nur Siege? Dabei gibt es doch schon verschiedene Projekte, gemeinsam gesund und behindert in der Schule zu unterrichten, genau wie in Kindergärten. Und der Sport?

Mich macht dieses Verhalten im Handballbereich sehr betroffen und zugleich wütend. Eine der schlechtesten Lösung sich nur auf Gesetzte, Regeln, Jahrgang und Versicherung zu berufen! Und es trifft einmal mehr die Schwächsten: Yannick ein liebenswerter Junge, der gern Handball spielt und für seine Verhältnisse nicht einmal schlecht, folgte dieser Diskussion, doch seine fragenden Augen schauen zu seinem Vater! Fragen und Unverständnis bleiben!
Ich wünsche sehr, dass der Antrag ein positives „Ja“ bekommt, damit Yannick auch 2009/2010 sein Trikot überstreifen kann, mit der Mannschaft trainiert und zu den Punktspielen fährt und durch seine Spielanteile ein fröhlicher Spieler wird. Ich drücke Dir die Daumen Yannick!

Bürgerreporter:in:

Gertraude König aus Lehrte

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