Medizin (2): Vom Vogelhändler zum Brillensammler. Grauer Star im Tierheim abgegeben?

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Sieben Uhr. Noch ist es stockduster. Antritt im Krankenhaus. Es hatte geschneit und gefroren. -18 ° und ich ging wie auf Eiern. "Machen Sie nur das was auf dem Zettel steht! Und dann legen Sie sich ins Bett! Aus hygienischen Gründen müssen Sie alles ausziehen".

Auf dem Bett lag ein nach hinten oder vorn offenes Kurz-Nachthemd und ein "Netzschlüpfer". Nein! Nicht in schwarz. Wir sind hier im Krankenhaus! Weiß wie die Wand und das Nachthemd.

Ich bin der Fünfte, der zu operierenden. Bin nackig, mit Operationshemd und Netzschlüpfer als Komische Figur. "Das OP-Hemd haben Sie verkehrt herum angezogen. Sozusagen vorne offen! Einmal umdrehen bitte!"

Kurz vor 9.00 Uhr bekomme ich einen "Schnaps" zur Beruhigung. Um 9.30 ist meine linke Pupille zum driiten Mal mit einem Tropfenmittel, direkt ins Auge,
so gut erweitert, das selbst die Krankenschwester tief in den Augenhintergrund sehen kann. Ich schau Dir in die Augen Kleiner!!! "Und nun noch schnell den Zahnersatz und sämtlichen Schmuck!" Ich hab nichts von alle dem . . . Schlüssel, Portemonnaie, Ausweise -

Kurz darauf bin ich ein wenig müde. Sehe im Liegen die Deckenleuchten verschwommen an mir vorbei huschen. Stehe gefühlte 15 Minuten in einem Raum, bekomme einen Schand (Eine Kunststoffweiche zum einleiten von flüssigen Medikamenten in die Blutbahn) auf die linke Handoberfläche montiert. Das Pieken der Frau oder des Mannes habe ich schon nicht mehr gemerkt. Ich hänge am Tropf. Das Betäubungsmittel fließt. Ich höre neben mir eine ältere Frau lallen: "Wann gehts denn endlich los? Wann denn? Dauerts noch lange? Wann gehts denn endlich los?" Sie liegt direkt neben mir. Ich kann mich nicht mehr rühren. Und sehen kann ich schon gar nichts mehr. Wie in einem großen Saal, mit viel Hall, höre ich eine weibliche Stimme: "Sie sind schon längst fertig. Sie sind im Aufwachrau . . . !" Ich werde in den Operationsraum geschoben. Ich bin die Schweinebacke Nr. fü . . .

Ich wache von meinem eigenen Schnarchen auf. Im Krankenbett auf meinem Zimmer. Neben mir liegt noch einer. Aber noch lebendig. Und der redet mit mir!

"Das kann höchstens 15 Minuten bei Ihnen gedauert haben. Schnitt in die Hornhaut. Mit Ultraschall die alte Linse (Original-Bauteil des Erstausstatters) in minimale Teile zertrümmern. Hinter der Hornhaut aufräumen (sauber machen) und die neue Linse, aus Kunststoff einschieben und ausrichten. Die klemmt sich von alleine fest und wächst dann wohl ein. Der Hornhauteinschnitt schließt sich von alleine. Das war es dann. Verband drauf und fertig ist das neue Auge."

"Wissen Sie, ich habe das linke Auge bei mir schon machen lassen. Heute ist das rechte dran. Und ich bin sehr zufrieden. Bin heute 57 und kann schon wieder gucken wie ein Elch, nä, ich meine wie ein Luchs. Und wenn das rechte auch noch operiert wird, dann kann ich wie ein Adler - sehen natürlich! Hatte von Kindesbeinen eine Brille mit Glasbausteinen. Acht und zehn Dioptrien! Ich bin heute der Einundzwanzigste."

Ich wundere mich noch, dass ich nach einer Augenoperation so gut hören kann. Mir fällt immer wieder das von Bruce Willis gebrauchte Wort Schweinebacke ein. Und ich kann es auch nicht verdrängen. Die Schwester spricht mich an: "Ich habe Ihnen einige Happen aus der Küche kommen lassen. Sie durften heute morgen ja nur nüchtern . . . " Im nächsten Moment schlafe ich vor Erschöpfung ein. Nicht ohne noch einmal an die Schweinebacke zu denken. Versuche schnell noch einen Gedanken - aber noch schnell meinen Gedanken zu Ende: Und das war alles. Hab gar nichts gemerkt. Und was mache ich nun mit meinem zweiten Auge, Schweinebacke?

Ich wache erneut auf, weil mich schon wieder etwas piekt. Ich denke es ist alles vorbei? Oder habe ich nur geträumt? Ich fasse unter mein Schlabberhemd in den todchicen Netz-Schlüpfer. Ach, da ist er ja. Der Schlüssel zu meinem Wertfach. Ich hab drauf gelegen. Die denken hier aber auch an alles.

Es ist 11.00 Uhr, stehe auf, kleide mich an und fülle meinen knurrenden Magen mit vier appetitlichen Schnittchen. Ab nach Hause. Ich fahre mit Bussen und Bahnen. Mit einem Tagesticket für 5 Euro 40. Die Leute starren mich an. Ich fühle mich wie ein Halbblinder ohne die gelbe Binde. Aber sonst fühle ich mich fit. Mädchen tuscheln und kichern. So einfach ist das heute. Kaum hast Du eine Augenklappe, denken die Girlys, man sei Peter Pan oder Käpten Huuk oder, na ist ja auch egal . . .

Zu Hause angekommen schaue ich in den Spiegel. Mein Gott! Ich sehe schrecklich aus - so leidend, mit dem verpflasterten Auge. Montag war die Operation. Heute ist Mittwoch. Ich kann es kaum erwarten. Pflaster ritsch ratsch weg . . . mein linkes Auge - ist bläulich grün verfärbt. Ich bekomme das Lid nicht auf. Und ich fühle deutlich einen Fremdkörper im Auge. Meine Frau gibt mir Tropfen. Ich spüre einen deutlichen Schmerz. Aber, ich trage keine Brille und ich kann deutlich und scharf sehen. es ist alles viel schärfer und heller. Aber ich darf noch nicht lesen. Der Augenmuskel soll sich erst erholen.

Ich hatte einen Geburtsfehler an beiden Augen. Eine Verkrümmung der Hornhaut. Dadurch wurde das Bild, das über die Linse auf den Augenhintergrund geworfen wird unscharf. Das konnte man bisher für Nah- und Fernsicht mit einer Brille ausgleichen. Jetzt kam aber noch ein grauer Star hinzu. Dabei wurden die Linsen des Auges eingetrübt - ähnlich einer Milchglasscheibe. Man kann dann nur noch hell und dunkel unterscheiden.

Die neue Kunststofflinse ermöglichte ein besonders helles Licht. Zuerst habe ich bei meinem Monitor die Helligkeit verringert. Und ich sehe die Farben jetzt auch ganz anders, viel klarer und massiver und scharf, sowas von scharf! Es ist jetzt eine Woche her, seit ich operiert wurde.

Abwarten und Tee trinken . . . ich berichte weiter über die Genese. austrianer

Bürgerreporter:in:

Wolfgang Amadeus Austrianer aus Langenhagen

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