Hospizverein und Wochenmarkt

Der Wetterbericht prognostizierte für den 22. März strichweise Niederschlag. Der für diesen Samstag geplante Infostand des Hospizverein Langenhagen würde somit im Regen stehen. Aber es erfolgte kein nasser Strich durch das Vorhaben. Unser Warenangebot der Mitmenschlichkeit wurde nicht aufgeweicht.

Ein kleines rundes Tischchen reichte aus, um so das Anliegen zu präsentieren. Das Mitteilungsblatt mit seinen Tätigkeitsberichten, ein Stück Einladungspapier für einen Gesprächskreis pflegender Angehöriger von Schwerkranken, die dort die sieben Tage währenden Sorgen der Woche mitteilen können. Zu den hier der vollständigkeitshalber aufzuzählenden Drucksachen sei für den besonders geneigten Besucher das unterschriftsreife Beitrittsformular nebst Satzungen noch zu erwähnen. Ein paar Blümchen, sagen wir gefühlte Vergissmeinnicht, schmückten das ganze Unternehmen. Den riesigen Rest musste unsereins im Kopf und Herz bewegen. Und der Idealfall wäre, wenn beim Gesprächsgegenüber die gleichen Regionen zum klingen kämen.

Natürlich ist in der Mehrzahl der entstehenden Spontankontakte die theoretische Schicksalsannahme zu erwarten. Für den mitten in der Kummerprüfung eines Lebensabschieds stehenden Menschen ist der geschützte Raum einer Einzelberatung besser. Für die besorgte Anfrage wäre die Betriebsamkeit eines bunten Marktgeschehens auch eher unpassend.

Aber bitte einmal genauer. Also die Antwort auf die Was-wäre-wenn-Frage. Im hier nur möglichen Anriss wäre formelhaft zu sagen, dass, wenn die Lebensnot am größten bedrückt, ist die Hospizbegleitung am nötigsten. Wobei unser Hinzukommen das ganze Bedrängungsgeschehen betrachtet. Das bedeutet nicht nur die Hinwendung zum lebensgefährdeten Patienten, nein, auch deren Familien einschließlich eventueller Beziehungskreise werden mit eingeschlossen. Unser Wirken besteht darin, Sprachlosigkeit und Denkisolierung von außen aufbrechen, Sorgenanhäufung von außen durch andersartige Gedanken aufzulockern, von außen die schweren Wartestunden durch ein Zeitgeschenk in Form des Dabeiseins zu erleichtern, von außen durch einen Besuch Mitmenschlichkeit anzubieten, solidarische Wertschätzung auszuüben. Zusammengenommen besteht der Hospizweg darin, als Außenstehender ins Sorgeninnere unserer Nebenmenschen hineinzuspüren.

So etwas haben wir am vergangenen Samstag mittendrin im Wochenmarkt- und Lebenstrubel angeboten. Dafür haben wir Zeit. Dieses Zeitgeschenk halten wir vor. Auch für ihre Regenzeit. Aber das möge noch lange, lange (Lebens)Zeit haben.

Bürgerreporter:in:

Hans-Joachim Walter aus Hannover-Vahrenwald

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