Auenschutz ist effektiver Klima-, Hochwasser- und Naturschutz

Foto: ©Huber

Deutschlands Flussauen sind mehr als attraktive Landschaften und nationale Hotspots der biologischen Vielfalt.

Bonn/Leipzig, 15. Januar 2013:Sie erbringen einen großen Nutzen für die Gesellschaft. Bei Hochwasser schützen Auen als natürliche Rückhalteflächen Vermögenswerte entlang von Flüssen von über 300 Milliarden Euro.

Jahr für Jahr halten sie bis zu 42.000 Tonnen Stickstoff sowie über 1.000 Tonnen Phosphor zurück und leisten so einen wichtigen Beitrag zur Reinhaltung der Flüsse sowie zum Schutz der Meere vor weiterer Überdüngung. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ, Leipzig) und das Institut biota (Bützow) im Auftrag des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) erstellt haben. Das Bundesumweltministerium hat für die Studie mehr als 180.000 Euro aus dem Umweltforschungsplan zur Verfügung gestellt. Die Wissenschaftler erstellten erstmals einen Überblick über ausgewählte Ökosystemfunktionen der Flussauen Deutschlands. Dazu wurden Auenflächen von rund 15.000 Quadratkilometern an insgesamt 79 Flüssen ausgewertet.

Von den ursprünglichen Überschwemmungsflächen an Deutschlands Flüssen ist durch den Bau von Deichen nur noch rund ein Drittel übrig geblieben.
"Menschliche Eingriffe, die zur Verbesserung des lokalen Hochwasserschutzes gedacht waren, führten zur Vergrößerung des Hochwasserrisikos flussabwärts und zum Verlust wertvoller Ökosystemdienstleistungen. Umso größer ist die Bedeutung der verblieben Auenreste für die Artenvielfalt und die Volkswirtschaft", sagte Prof. Beate Jessel, Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz, bei der Vorstellung der Studie. Ihr Wert wurde in der vorgelegten Studie erstmals bundesweit beziffert. Aus Sicht der Wissenschaftler sind die Ergebnisse ein Plädoyer für Deichrückverlegungen und Renaturierungsprojekte: "Auen, die dem natürlichen Wechsel von Trockenheit und Flut unterliegen, können ihre Funktion als Räume zur Hochwasserrückhaltung, als Grundwasserreservoir, als Filter für Sedimente und gelöste Nährstoffe, als lebendige Kohlenstoffspeicher, als Erholungsraum und als natürliche Lebensräume für hoch spezialisierte Pflanzen- und Tierarten besser erfüllen als Auenbereiche, die durch Deiche vom Hochwasserregime abgeschnitten sind", erläuterte Studienleiter Mathias Scholz vom UFZ.

Dienstleistungen von naturnahen Auen sind zum Beispiel die Speicherung von Kohlenstoff und die Verringerung von Treibhausgasemissionen. Beides funktioniert nur richtig, wenn die Böden zeitweise wassergesättigt sind.
Durch Entwässerung und intensive Landwirtschaft sind stark genutzte Auen aber inzwischen zu einer bedeutenden Quelle für Treibhausgase geworden und erzeugen pro Jahr so viel an CO2-Emissionen wie über eine Million Autofahrer jährlich mit ihren PKWs. Durch Renaturierung, das Anpflanzen von Auenwäldern und angepasste Bewirtschaftung der Auen könnte Deutschland seine Treibhausgasemissionen senken und somit Folgekosten des Klimawandels von etwa 177 Millionen Euro pro Jahr einsparen. Daneben spielen Flussufer und Auen auch eine wichtige Rolle im Wasser- und Stoffkreislauf. Sie wirken als Filter und verhindern eine weitere Überdüngung der Flüsse und der Nord- und Ostsee. Rund 42.000 Tonnen Stickstoff und über 1.000 Tonnen Phosphor halten sie zurück, was in etwa einem Zehntel der jährlich transportierten Menge dieser Pflanzennährstoffe in Deutschlands Flüssen entspricht. Diese Reinigungsleistung der Auen entspricht einem Betrag von rund 500 Millionen Euro pro Jahr, den man für ähnlich wirkungsvolle Maßnahmen zum Nährstoffrückhalt in der Landwirtschaft einsetzen müsste.

Diese Zahlen zeigen, dass es auch aus ökonomischer Sicht gute Gründe für Maßnahmen zum Schutz und zur Wiederbelebung von Auen gibt. "Mit der Umsetzung der nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt in Gewässern und Auen profitiert nicht nur die biologische Vielfalt erheblich. Auch der Nährstoffrückhalt durch Flussauen lässt sich um 20 Prozent erhöhen, Treibhaus-gasemissionen in Flussauen gehen um über 30 Prozent zurück und der vorsorgende Hochwasserschutz wird nachhaltig verbessert. Diese Vorteile sollten in Zukunft verstärkt mit in die Diskus-sion einbezogen werden, wenn wir uns Gedanken um nachhaltige Formen der Gewässerbewirtschaftung und Auennutzung machen", so Prof. Beate Jessel.

Bürgerreporter:in:

Karl-Heinz Huber aus Langenfeld

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