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Frontal21 berichtet - Heute 4.12.2012 - über die Thematik "Blei- und bleifreie Munition"

DJV hat Fragen und Antworten aufbereitet

djv Berlin - Das Magazin “Frontal21” des ZDF berichtet heute Abend um 21.00 Uhr über die nicht ganz einfache Thematik bleihaltiger und bleifreier Büchsenmunition. Der Deutsche Jagdschutzverband (DJV) hat im Rahmen der Recherchen Informationen geliefert: Für den Verband zählen Fakten und eine wissensbasierte Entscheidung der Politik.

Die Vorschau zur Sendung lässt jedoch Zweifel aufkommen, ob die Medienmacher objektiv berichten. Der DJV hat ein Frage-Antwort-Dokument zusammengestellt, das die wichtigsten Hintergründe zum Thema erläutert und bittet die Jäger, sich an der Diskussion im Internet im Anschluss an die Sendung zu beteiligen.

Wie steht der DJV derzeit zur Verwendung von Bleimunition?

Die Entscheidung, welche Munition zum Einsatz kommt, muss der einzelne Jäger je nach Jagdsituation selbst treffen.
Unabhängig vom Geschossmaterial muss Jagdmunition bestimmte Kriterien erfüllen, die der DJV in einem 5-Punkte-Papier zusammengefasst hat: Sie muss schnell töten und möglichst sicher sein für Schütze, Verbraucher und Umwelt.
Dies fordert der DJV auf Basis der gemeinsamen Erklärung aus dem Jahr 2009, die unter anderem NABU, ÖJV, Landesforstbetriebe und Ministerien verabschiedet haben.

Nachdem eine „Empfehlung“ des Bundesinstitutes für Risikobewertung (BfR) im Herbst 2011 fälschlicherweise in den Medien als „Warnung“ bezeichnet wurde, folgte eine erhöhte mediale Aufmerksamkeit. Es bleibt jedoch faktisch festzuhalten: „Bei Normalverbrauchern (Schwangere und Kleinkinder ausgenommen) sind sowohl Durchschnitts- als auch Hochverzehr von Wildbret, das mit Bleimunition erlegt wurde, mit keinem erhöhten gesundheitlichen Risiko verbunden.“
Der DJV fordert die Politik auf, keine Entscheidungen zu Jagdmunition zu treffen, bevor nicht alle Fakten auf dem Tisch liegen und hält somit an einer wissensbasierten Entscheidung fest. Diese ist nicht vor 2013 möglich.
Verbraucherschutz ist entscheidend – auch bei Wildbret. Deshalb unterstützt der DJV derzeit ein Projekt zur Lebensmittelsicherheit des BMELV und des BfR – personell und finanziell. Hier stehen die Ergebnisse noch aus.

Sonderfall Schrot:

Seit mehreren Jahren wird fast bundesweit auf die Verwendung von Bleischroten an und auf Gewässern verzichtet. Bei der Wasserwildjagd gibt es Alternativen zu Bleischroten.
Bei der Jagd in Feldrevieren ist die Gefahr von Querschlägern und Abprallern hoch. Das Risiko von Alternativmaterialien ist ungeklärt und wird im Moment innerhalb eines weiteren Forschungsvorhabens an der Deutschen Versuchs- und Prüfanstalt für Jagd und Sportwaffen (DEVA) untersucht. Auch hier stehen die Ergebnisse noch aus.

Wie beurteilt der DJV die Gefahr, die von Bleimunition für Seeadler und andere Greifvögel ausgeht?

Blei in elementarer Form – egal aus welcher Quelle – stellt ein Risiko für Seeadler dar, da es aufgrund der stark sauren Magensäfte (anders als beim Menschen) in Lösung gehen kann und Vergiftungserscheinungen hervorruft.
Zum Schutz von Seeadlern ist es wichtig, dass der Aufbruch oder nicht verwertbares Wild so entsorgt werden, dass sie für Vögel nicht zugänglich sind.
Der Seeadlerschutz ist den Jägern wichtig. Die Art unterliegt dem Jagdrecht und ist ganzjährig geschützt. Daraus ergibt sich die Pflicht zur Hege. In den letzten drei Jahrzehnten haben Jäger mehrere 100.000 Euro für Schutz und Forschung eingesetzt. Ein nicht unerheblicher Beitrag, der dazu geführt hat, dass der Seeadler 2009 von der Roten Liste genommen wurde.
In den 1980er Jahren haben die Jäger in Absprache mit Vogelschützern den Aufbruch im Winter bewusst liegen lassen, damit die Vögel über den Winter kommen. Damals gab es in Deutschland nur etwa 150 Brutpaare. Inzwischen sind es wieder mehr als 600 Brutpaare.
Die Gefährdung durch Blei muss in Relation zu anderen Gefährdungen gesehen werden. In 10 Jahren (1996 bis 2007) starben 80 Seeadler an Bleivergiftung und 60 durch den Bahnverkehr, weitere 30 durch Windkraftanlagen.

Wie beurteilt der DJV Warnungen, der Verzehr von Wild durch Splitter von Bleimunition sei für den Menschen schädlich? Wie gefährdet sieht der DJV die Jäger selbst als Vielverzehrer an?

Entscheidend ist die Fleischhygiene. Der Schusskanal muss großflächig entfernt werden. Wenn alle Bereiche mit Blutergüssen am erlegten Stück entfernt werden, bleibt zumindest kein sichtbares Blei zurück. Die aus den Medien bekannten einschlägigen Röntgenbilder des Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) zeigen lediglich erlegtes Wild mit einer Splitterwolke in den Innereien. Diese werden ebenso wie der Schusskanal nach dem Erlegen entfernt und gelangen nicht in den Handel.
Die BfR-Meldung wurde in den Medien im vergangenen Herbst leider aufgebauscht. Fakt ist: Die BfR-EMPFEHLUNG, kein Wildfleisch zu essen, bezieht sich ausschließlich auf Schwangere und Kleinkinder. Die Datengrundlage ist allerdings sehr brüchig. Es wurden Hochrechnungen angestellt auf Basis weniger Wildschweinproben unbekannter Herkunft. Das BfR selbst weist in seinen Ausführungen auf die unzureichende Datengrundlage hin.
Um diese Wissenslücke zu schließen läuft derzeit ein Projekt des BMELV und BfR zur Lebensmittelsicherheit, das der DJV finanziell und personell unterstützt, weil dem Verband die Verbrauchersicherheit und die Unbedenklichkeit des Produktes Wildbret extrem wichtig ist.

Wie wird die Lebensmittelsicherheit untersucht?

Das Forschungsprojekt zur Lebensmittelsicherheit befindet sich in der Phase der Probenahme, der Abschluss ist im ersten Halbjahr 2013 geplant. In sechs Regionen (Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern) werden 8.640 Proben insgesamt genommen.

- darunter zwei mittel, zwei leicht und zwei schwer belastete Regionen (Blei)
- Pro Region werden jeweils 120 Stück Rehwild sowie Schwarzwild bleifrei und bleihaltig erlegt. Gesamtzahl 480 Stück Wild pro Region.
- 3 Proben pro Stück (Schusskanal, Keule, Rücken):

Ziel 1: Einfluss der Hintergrundbelastung (durch Nahrung) mit Blei
Ziel 2: Eintrag von Metallen durch Munition (Zink, Kupfer und Blei)

Welches Ziel hat die DJV-Umfrage zu Jagdmunition?

Der DJV will die Erfahrungen der Jäger mit Büchsenmunition – bleihaltig und bleifrei – ermitteln. Die Ergebnisse sollen die BMELV-Studie zur Tötungswirkung ergänzen.
Zudem wurde abgefragt, wie viele Jäger sich zu einer Vielverzehrerstudie bereit erklären. Von den 1.700 Teilnehmern haben sich 700 dafür gemeldet.
Das BfR hat Interesse an der Studie angemeldet, derzeit fehlen aber die finanziellen Mittel.
Das schwedische Pendant zum BfR wird in Kürze zusammen mit Jägern eine Vielverzehrerstudie durchführen. Die Norweger haben gerade eine Studie zu Bleiblutwerten von Vielverzehrern (Jägern) abgeschlossen. Sie konnten keine erhöhten Bleiblutwerte bei Jägern finden.

Welche Bedingungen muss bleifreie Munition erfüllen, damit sie für den DJV eine Alternative zu bleihaltiger Munition darstellt? Was erwartet der DJV von den Munitionsherstellern?

Unabhängig vom Geschossmaterial muss Jagdmunition bestimmte Kriterien erfüllen, die der DJV in einem 5-Punkte-Papier zusammengefasst hat: Sie muss schnell töten und möglichst sicher sein für Schütze, Verbraucher und Umwelt.
Die Energieabgabe im Wildkörper ist entscheidend. Sie beeinflusst, ob ein Tier leiden muss oder schnell stirbt. Die derzeit gültige gesetzliche Vorgabe verlangt lediglich, dass Geschosse eine Energie von 2.000 Joule auf 100 Meter erreichen. Das ist dabei wenig hilfreich, da nicht geklärt ist, wie viel Energie das Geschoss tatsächlich im Wildkörper entfaltet.
Munition ist für Jäger ein Werkzeug, auf das Verlass sein muss. Jäger lehnen es ab, Munition am lebenden Wildtier zu testen – schließlich erlegen sie über 1,6 Millionen Rehe, Hirsche und Wildschweine jährlich.
Vielmehr sollte es zukünftig ein unabhängiges Prüfverfahren geben, das die Energieabgabe-Werte von Geschossen auf unterschiedliche Entfernungen feststellt. Für Jäger wäre es wichtig, wenn die maximale Einsatzentfernung JEDER Patrone auf der Verpackung kenntlich gemacht wird.

Welche Bedenken hinsichtlich Abprallverhalten, Tötungswirkung, Toxizität usw. haben sich in Bezug auf bleifreie Munition bisher geklärt, welche Fragen sind noch offen? Sie wollen wissensbasierte Entscheidungen treffen – was gehört für Sie dazu, was fehlt Ihnen bisher?

Bisher geklärt ist nur das Abprallverhalten von Geschossen. Das hängt nicht vom Material ab, sondern von der Konstruktion.
Die Versuche zur Tötungswirkung von bleifreien und bleihaltigen Geschossen sind abgeschlossen, aber noch nicht veröffentlicht. Auf Basis des vorläufigen Abschlussberichtes, der dem DJV vorliegt, fordert der Verband eine Neubewertung von Büchsengeschossen. Die Tötungswirkungsstudie kommt zu dem Ergebnis, dass es sowohl bleihaltige als auch bleifreie Geschosse am Markt gibt, die tierschutzgerecht töten. Darüber hinaus gibt es jedoch auch Geschosse, die nicht tierschutzgerecht töten. Hier muss zukünftig ein unabhängiges Prüfverfahren die Spreu vom Weizen trennen.
Das Projekt zur Lebensmittelsicherheit befindet sich in der Phase der Datenaufnahme.
Ganz realistisch sind vor Mitte 2013 nicht alle Ergebnisse auf dem Tisch.
Wir Jäger fordern, dass die Politik dann nach Veröffentlichung die hochwissenschaftlichen Teilergebnisse zu Abprallverhalten, Tötungswirkung und Lebensmittelsicherheit zusammenführt und auch bewertet. Schließlich sind Jäger nur Anwender und keine Wissenschaftler.

Was erwartet der DJV von der Politik?

Für die Untersuchungen zu Jagdmunition wurden bisher 2 Millionen Euro investiert. Es muss also alleine aus diesem Grund im Interesse der Politik sein, die wissenschaftlichen Ergebnisse abzuwarten, bevor politische Fakten geschaffen werden.
Die Sorgen der Jäger hinsichtlich Jagdmunition sollten ernst genommen werden. Denn sie sind es, die letztendlich die verantwortungsvolle Aufgabe übernehmen, Wildbestände tierschutzgerecht zu reduzieren.

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20 Kommentare

> "Aber vor allem ein Satz bzw. zwei Wörter eines Jagdgenossen haben mich aufhorchen lassen: "...tiergerechtes Töten..." Wieso regen sich darüber die Tierschützer (und auch Veganer bzw. Vegetarier) nicht auf, tun sie doch sonst immer so, als würden sie alles für das Wohl der Tiere unternehmen?"

Tun sie doch. Wenn das Töten/Jagen nicht mehr kuschelig genug ist, regen sie sich auf. Das dürfte EIN Grund für das Klammern am Blei sein: Ärger mit den Jagdhassern vermeiden.

> "Naja, soll ja auch Gegner der Jäger geben, welche nun überlegen, wie man einen Jäger am besten und am jägergerechtestens erlegen kann..."

Wieso "soll" - solche abartigen Menschenhasser haben wir doch sogar hier bei MH...

Seeadler hin, nicht "tiergerechter" Nachschuss her - Blei belastet die ganze Umwelt für Mensch und Tier und sollte vermieden werden.

ZDF missachtet eigene Richtlinien
„Frontal21“-Beitrag zum Thema „Blei im Wildbret“ ignoriert und polemisiert

djv Berlin - Die Richtlinien des Fernsehsender ZDF sehen unter anderem den „vorbehaltlosen Willen zur Wahrhaftigkeit und zur Sachlichkeit“ vor. In dem am vergangenen Dienstag ausgestrahlten Beitrag zum Thema „Blei im Wild“ in der Sendung „Frontal21“ sind nach Ansicht des DJV diese Richtlinien missachtet worden.

Grundlegende Fakten wurden wissentlich ignoriert und Zitatpassagen aus dem Zusammenhang herausgelöst, beispielsweise Fragen zur Tötungswirkung von Büchsengeschossen. Die Autorin suggeriert in dem Beitrag, dass rund um die Fragen zu bleihaltiger und bleifreier Jagdbüchsenmunition alle Fragen geklärt seien und es keiner weiteren Forschung bedürfe, um bleihaltige Munition zu verbieten. Dabei befinden sich laut Tötungswirkungsstudie des Bundeslandwirtschaftsministeriums (BMELV) (vorläufige Ergebnisse) Patronen auf dem Markt, die entweder gar nicht oder nur bis 50 Meter tierschutzgerecht töten. Jäger können dies nicht erkennen.

Aus diesem Grund fordert der DJV eine Neubewertung von allen Büchsengeschossen sowie Angaben auf jeder Munitionspackung, die die maximale Einsatzentfernung des Geschosses benennt. Zudem fordert er eine wissensbasierte Entscheidung, denn nur die ist langfristig tragbar. Jagdmunition muss unabhängig vom Material schnell töten, sicher sein für Schütze, Verbraucher und Umwelt. Dies hat auch DJV-Vizepräsident Dr. Wolfgang Bethe im Interview mit der Autorin des Beitrags ausdrücklich betont. Das Zitat wurde jedoch nicht verwendet.

Der Bericht spiegelt eine vorgefertigte Meinung wieder und ist – entgegen journalistischer Grundsätze und der Erwartung an einen öffentlich-rechtlichen Sender – unausgewogen. Und das, obwohl der DJV der Autorin des Beitrages ausführliches Recherchematerial zur Verfügung gestellt und mehrere Ansprech- und Interviewpartner vermittelt hatte.

So bleibt ebenfalls unerwähnt, dass derzeit ein groß angelegtes Forschungsprojekt des BMELV und des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR), an dem der DJV beteiligt ist, zur Lebensmittelsicherheit läuft. Mehr als 8.000 Proben sollen klären, welchen Einfluss Zink, Kupfer oder Blei auf die Wildfleisch-Qualität tatsächlich haben.

Der DJV protestiert gegen diese Art der Berichterstattung, die Jäger zu Unrecht schlecht darstellt und durch das Weglassen wichtiger Tatsachen eine objektive Meinungsbildung zum Thema „Blei im Wild“ bewusst verhindert. Der Verband hat sich in einem Beschwerdebrief an die Verantwortlichen des Senders gewandt und in dem Schreiben detailliert seine Gründe für die Beschwerde dargestellt und die Hintergründe des Themas „Blei im Wildbret“, die in der Sendung oberflächlich bzw. falsch wiedergegeben wurden, nochmals erläutert.

Offener Brief an den Redaktionsleiter Dr. Claus Richter der ZDF-Sendung

> "Der Bericht spiegelt eine vorgefertigte Meinung wieder und ist – entgegen journalistischer Grundsätze und der Erwartung an einen öffentlich-rechtlichen Sender – unausgewogen."

Gut, wenn es da falsche Angaben bezüglich der Wirksamkeit der Alternativmunition gab, ist das blöd. Aber an sich war der Bericht doch ok.
Und dass Blei nicht in die Umwelt (und nicht in den Braten) sollte, darüber sind wir uns doch einig. Wenn Alternativen da noch erprobt werden müssen, muss das halt mal gemacht werden - notfalls auch Tests in der Praxis - und dann wäre das Problem endgültig vom Tisch und auch die Unsicherheit der Jäger.

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