Überlebenshilfe: Gewässer für die Kreuzkröte im Nationalpark

Ohne menschliche Unterstützung verliert die Kreuzkröte auf der Dreiborner Hochfläche immer mehr Lebensräume. | Foto: T. Hahn
  • Ohne menschliche Unterstützung verliert die Kreuzkröte auf der Dreiborner Hochfläche immer mehr Lebensräume.
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Nationalparkverwaltung hebt in der Managementzone Kleingewässer für gefährdete Amphibien aus / Info-Tafeln klären Gäste auf

Schleiden-Gemünd, 28. Februar 2012. „Bufo calamita", die in Nordrhein-Westfalen seltene Kreuzkröte, benötigt aktive Unterstützung. Sie findet immer weniger geeignete Tümpel im Nationalparkgebiet, um sich fortzupflanzen. Die Nationalparkverwaltung will ihr nun helfen: Biologen und Forscher suchten in der Managementzone der Offenlandschaft geeignete Stellen, um dort Kleingewässer anlegen zu lassen. Vor Ort informieren Text- und Bildertafeln über die Maßnahme für den Artenschutz im Nationalpark.

Die gefährdete Amphibie - in NRW steht sie auf der Roten Liste und in Europa soll sie durch die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der Europäischen Union geschützt werden - ist auf das Vorhandensein besonnter und weitgehend vegetationsfreier flacher Tümpel angewiesen. Männchen und Weibchen treffen sich dort zwischen April und August nachts zur Paarung. Aus den abgelegten Eiern entstehen innerhalb weniger Wochen Kaulquappen und schließlich Jungkröten. Die Kreuzkröte ist in Mitteleuropa zunehmend auf vom Menschen geschaffene Gewässer angewiesen, da ihre natürlichen Lebensräume in den Flussauen durch die Begradigung und Eindeichung der Fließgewässer verloren gegangen sind.

Früher befuhren Panzer den Truppenübungsplatz auf der Dreiborner Hochfläche. Die schweren Kettenfahrzeuge hinterließen dabei Bodensenken und Fahrrinnen unterschiedlicher Tiefe, die sich bei Regen rasch mit Wasser füllten. So entstanden immer wieder zahlreiche kleinflächige Gewässer auf Zeit. Sie sind Lebensraum für viele in ihrem Bestand in NRW und in der Eifel gefährdete Tier- und Pflanzenarten wie die Kreuzkröte. Sie wies früher eine gerade für die Eifelhochlagen bemerkenswert große Population auf. Seit der Aufgabe des militärischen Übungsbetriebes wachsen viele Tümpel zu und werden undicht.

In einem gemeinsamen Projekt mit der HIT Umwelt- und Naturschutzstiftung sowie der Stiftung Nationalpark Eifel und Vogelsang werden in der Managementzone auf der Dreiborner Hochfläche an verschiedenen geeigneten Stellen neue Tümpel angelegt. Der Löwenanteil der Finanzierung wurde durch die HIT-Stiftung geleistet. Neben der Rothirsch-Aussichtsempore bei Dreiborn ist dies ein weiteres Förderprojekt der Umweltstiftung. Die Nationalparkverwaltung begrüßt ein derartiges Engagement, das zur Umsetzung solcher Projekte beiträgt. Mit diesem Projekt kann der Lebensraum und damit das Überleben einer der größten nordrhein-westfälischen Populationen der Kreuzkröte gesichert werden. Die Nationalparkverwaltung verfolgt und dokumentiert die Entwicklung der Kleingewässer.

Hintergrundinformation:
In Nationalparks lautet das Motto „Natur Natur sein lassen". Ziel ist es, die heimische Tier- und Pflanzenwelt wieder in ihre eigenen, ungelenkten Kreisläufe zurück zu führen. Spätestens 30 Jahre nach Nationalparkgründung, also im Jahr 2034, sollen mindestens 75% der Fläche des Nationalparks Eifel in der Prozessschutzzone sich selbst überlassen bleiben. Auf kleinen Anteilen der Nationalparkfläche, der sogenannten Managementzone, werden artenreiche Kulturbiotope durch aktive Pflege dauerhaft erhalten.
Dazu zählt auch ein Teil der Dreiborner Hochfläche. Charakteristisch für den Bereich der offen gehaltenen Managementzone sind neben Mähwiesen und Schafweiden viele kleinflächige Gewässer, welche ganzjährig Wasser halten oder im Sommer trocken fallen.

Die Anlage der Gewässer muss im Herbst vor der Winterruhe oder zeitigen Frühjahr vor Beginn der Laichperiode durchgeführt werden. Als Grundlage dient ein Maßnahmenkonzept der Nationalparkverwaltung, das zuvor mit der Bundesimmobilienanstalt als Grundeigentümer des Nationalparkbereichs Dreiborner Hochfläche (ehemaliger Truppenübungsplatz Vogelsang), den Umweltverbänden, der Unteren Landschaftsbehörde des Kreises Euskirchen sowie dem Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW abgestimmt und in den Nationalparkgremien vorgestellt wurde. Vor Beginn der Bodenarbeiten müssen die ausgesuchten Flächen schließlich vom Kampfmittelräumdienst des Landes NRW überprüft werden.

Bürgerreporter:in:

Karl-Heinz Huber aus Langenfeld

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