Der Weißstorch ist Tier des Monats Juli

Foto: LANUV/P. Schütz

Weißstorch in NRW im Aufwind

Zunahme von rund 100 Brutpaaren 2012 auf ca. 120 Brutpaare 2013 Mit einer Zunahme von rund 100 Brutpaaren 2012 auf 120 Brutpaare 2013 ist der Weißstorch in NRW weiterhin im Aufwind. Er ist Tier des Monats Juli des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV).

Zurzeit ziehen die majestätischen Vögel am Niederrhein, im Münsterland, im Lipper Land und im Großraum Minden ihre Jungen auf. Daher sieht man den großen Vogel mit dem roten Schnabel und den roten Stelzen dort durch feuchte Wiesen und Weiden schreiten, um Nahrung für seine Jungen zu suchen und zum Horst zu fliegen. Wie der diesjährige Bruterfolg tatsächlich sein wird, wird sich in etwa 3-5 Wochen herausgestellt haben.

Dr. Heinrich Bottermann, Präsident des LANUV: „Unterstützt durch den großen Einsatz örtlicher Naturschutzgruppen, Heimatvereinen, Biologischen Stationen, einzelnen Privatpersonen und vielen anderen hat die Anzahl der Brutpaare von drei im Jahr 1991 auf jetzt 120 zugenommen. Diese positive Entwicklung über zwei Jahrzehnte hinweg zeigt, dass sich der Einsatz für die Natur lohnt.“ Weißstörche sind wahre „Weltenbummler“ – Als Zugvögel überwintern sie im fernen Afrika und kehren jedes Jahr im April wieder aus ihren Winterquartieren südlich der Sahara zurück, um hier zu brüten und ihre Jungen zur Welt zu bringen. Die Entfernungen zwischen den Sommerlebensräumen des Weißstorches werden dabei von Jahr zu Jahr geringer. Davon konnten Naturfreunde und Weißstörche in den 80er Jahren nur träumen. Durch Entwässerung, Bodenversiegelung, Flussbegradigung und neue Strukturen in der Landwirtschaft wurde viel Grünland zerstört: Wo aber Frösche, Regenwürmer, Mäuse und Insekten fehlen, sucht Adebar vergeblich nach Nahrung! Experten des heutigen LANUV und Biologischer Stationen entwickelten Pläne zum Überleben des Weißstorchs, die auch anderen Arten wie Uferschnepfe, Kiebitz, Wollgras oder Breitblättrigem Knabenkraut zugutekamen. In einem Umkreis von rund 2,5 Kilometer um jeden Horst müssen etwa 200 Hektar extensiv genutzte, grundwassernahe Auen, Wiesen oder Weiden liegen, um die Nahrung für eine Storchenfamilie zu sichern. In Kooperation mit den Landwirten wurden bis heute 260.000 Hektar Land gekauft oder durch Auflagen in Verträgen gesichert, ein großer Teil davon im Feuchtwiesenschutz- und im Gewässerauenprogramm. Der Weg war frei, Flächen zu vernässen, Auen zu renaturieren und Kleingewässer anzulegen. Auch baute man Nistplattformen und verkabelte Stromleitungen.

Kaum bekannt ist, dass Flugpionier Otto Lilienthal vor über 100 Jahren bei Adebar wichtige Mechanismen abschaute. Durch intensives Studium des „Lehrmeisters im Schwebefliegen“ fand Lilienthal heraus, dass der Weißstorch nur beim Start und nur mit den schmalen Flügelenden schnelle Schläge ausführt. Einmal in der Luft, lässt er sich von warmen Winden in große Höhen tragen und gleitet majestätisch von Thermik zu Thermik. Außerdem erkannte Lilienthal, dass der Mensch nicht durch Bewegung diverser Kunstflügel vom Boden abheben kann. Mangels Motor kletterte er auf einen Hügel und legte 300 Meter im Gleitflug zurück. Und Lilienthal hat schon damals geahnt, dass Natur und Landschaft auf die Psyche und den Tatendrang des Menschen beruhigend und innovativ zugleich wirken, als er den Weißstörchen in die Schnäbel legte: „Der Flug macht uns keine Beschwerde; kein Flügelschlag stört die erhabene Ruh´. Oh Mensch, dort im Staube, wann fliegst auch du? Wann löst sich dein Fuß von der Erde?“ Diese Geschichte zeigt beispielhaft, wie sehr der Weißstorch (Glücksbringer für den Kindersegen, Stichwort „Klapperstorch“) mit der Kultur Mitteleuropas verbunden ist. Heute darf er sich wieder zum wie selbstverständlich zum NRW-Naturinventar zählen!“ Damit das auch so bleibt mahnt Dr. Bottermann: „Heute gibt es jedoch wieder einen schleichenden Verlust von Wiesen und Weiden – eine Entwicklung, die der bisherigen Erholung der Weißstorchbestände in NRW zunehmend entgegen steht. Besonders ärgerlich ist in diesem Zusammenhang der Grünland-Umbruch in Kombination mit starkem Düngemitteleinsatz und Neueinsaat in Schutzgebieten. Dadurch werden vormals artenreiche Wiesen und Weiden zu kurzfristig hochproduktiven monotonen Grasäckern. Dem Weißstorch und vielen weiteren Arten wird hierdurch schlichtweg die Nahrungsgrundlage entzogen. Eine der vorrangigsten und gemeinsamen Aufgaben von Naturschutz und Landwirtschaft ist es daher, die restlichen verbliebenen Wiesen und Weiden in Nordrhein-Westfalen zu erhalten und darüber hinaus Konzepte zu entwickeln, die es für den Landwirt attraktiv machen, seine Rinder wieder auf einer Weide grasen zu lassen statt sie in immer größeren Mastställen zu konzentrieren.

Bürgerreporter:in:

Karl-Heinz Huber aus Langenfeld

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