Otto Stedele beim Landsberger Autorenkreis

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Der Lechrainer Dialekt gehört zu den 16 Idiomen im deutschen Sprachraum, die akut vom Aussterben bedroht sind, stellte Moderator Roland Greißl zu Beginn der Veranstaltung zum Thema „Lechrainer Mundart“ fest. Die Zahl der interessierten und durchaus sprachmächtigen Zuhörer, die den Wirtshaussaal in Obermühlhausen bis auf den letzten Platz füllten, schien diese Aussage allerdings Lügen zu strafen.
Der Landsberger Autorenkreis hatte eingeladen und mit dem - in Obermühlhausen geborenen - Otto Stedele einen der profundesten Kenner der „Lejchruanr Schprooch“ gewonnen. In seinem Vortrag ging der Referent zunächst auf die Besonderheiten dieses urwüchsigen und kraftvollen Dialekts ein, der über einen besonders reichen und altertümlichen Wortschatz verfügt. Wer weiß zum Beispiel, dass das im Lechrainischen gebräuchliche Wort eikenta (anzünden) vom lateinischen incendere herkommt und noch aus einer Zeit stammt, als die keltischen Sklaven den reichen Römern im damaligen Rätien das Feuer für das Badwasser anschüren mussten?
Eine lechrainische Besonderheit waren Spottverse, die von Dorf zu Dorf hin und her gingen: „Deeschwanger deei Langa, deei reita auf di Stanga, deei reita aufn Hintrgstou, ziachds dr Deif all an d Hou“.
( Und hier die freie Übersetzung: Die Dettenschwanger, die Langen, die reiten auf der Stange, die reiten auf dem Hinterteil, der Teufel zieht sie alle in die Hölle).
Otto Stedele sammelt solche überlieferten Sprüche und bittet alle kundigen Lechrainer, ihm weitere Beispiele zuzusenden.
Im zweiten Teil des Abends zeigte der Referent, dass er auch spannende und humorvolle Mundartgeschichten zu schreiben versteht. Zusammen mit dem stimmgewaltigen Franz Vogt gab er zwei Erzählungen aus seiner Kinderzeit zum besten: Zahnziehen beim Dr. Brüderle in Thaining und Ministrantenausflug mit Pfarrer Niklas zur Benediktenwand.
Und wie kann der gefährdete Lechrainer Dialekt gerettet werden?
Auch hierzu macht Otto Stedele Vorschläge: In Kindergärten und Schulen sollten heimische Sagen im Dialekt gelesen und erzählt werden. Die hiesigen Volks- und Bauernbühnen sollten sich des heimischen Idioms bedienen; und Glückwünsche, Geburtstagsgrüße usf. könnten – statt sich in blutleeren hochdeutschen Reimen zu versuchen – in Dialektform verfasst werden. Wichtig sei, dass der Lechrainer Dialekt wieder selbstbewusst gelebt und gesprochen wird, und dass die einheimischen Lechrainer stolz sind auf ihre urwüchsige, kraftvolle Heimatsprache.
(Aus den Reihen der Zuhörer kam anschließend spontan die Anregung, einen „Kreis der Freunde des Lechrainer Dialekts“ zu gründen. Wer sich dafür interessiert, soll sich bitte an den Landsberger Autorenkreis wenden.)

Bürgerreporter:in:

Helmut Glatz aus Landsberg am Lech

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