Freie Lesung beim Landsberger Autorenkreis

Eine Autorin und fünf Autoren hatten sich für die freie Lesung beim Landsberger Autorenkreis angemeldet, und wie üblich wurde die Reihenfolge per Los bestimmt. Den Lesereigen eröffnete der Hohenfurcher Schriftsteller und Bildhauer Hannes Kothe-Opperau. Mit sarkastischem Humor schilderte er die Einweisung seines Protagonisten in eine Heilanstalt, wo der Patient aber nicht geheilt wird, sondern umgekehrt seinen Therapeuten von der „Realität der irrealen Welt“ überzeugt; mehr noch: Die beiden ziehen anschließend missionierend von Haus zu Haus.
Helmut Glatz, in Landsberg bekannt als Kinderbuchautor und Verfasser von fantastischen Geschichten, las aus seinem Gedichtzyklus zu bekannten Märchen, wobei es ihm gelang, die Märchenfiguren in einen neuen, überraschenden Kontext zu stellen. So mutiert die Hexe im Lebkuchenhaus zur achtbeinigen, gefährlichen Spinne, und Rotkäppchens Wölfe treiben ihr Unwesen – sehr menschlich! – in „Vorstadtkneipen und Parteizentralen“.
Eine Gruselgeschichte par excellence trug der Buchloer Autor Boris Schneider vor. Geschickt verwob er das Beziehungsdrama eines jungen Ehepaares mit der Metamorphose einer Monsterspinne, bis sich schließlich beide Handlungsstränge zur finalen Katastrophe vereinigen.
Der Landsberger Klaus Köhler hat sich der Reimkunst verschrieben und fertigt kunstvolle Stanzen an. Diesmal schilderte er treffend und in wohlgesetzten Versen allerlei Arten von Arztpatienten, vom Angsthasen bis zum Hypochonder.
Joachim Giebelhausen ist bekannt für seine Nonsenserzählungen. In seinen Geschichten vom Autofahrer, der sich in sein Navigationsgerät verliebt und mit ihm durch Dick und Dünn geht, und in der sehr modern anmutende Neandertalergesellschaft von Wumm und Aga ist hinter allem vermeintlichen Unsinn eine pointierte Gesellschaftskritik versteckt.
Die Dame zuletzt, hieß es diesmal: Martje Herzog-Grohmann, im Fuchstal beheimatet, las ein Kapitel „aus einem Roman, den ich nie geschrieben habe“. Die – biographisch angehauchte - Geschichte entführt in das fiktive Dorf Rungholt in Schleswig Holstein und schildert den Schreck zweier Schulkinder, die auf einem Baum die Leiche eines von den Nazis erhängten „Kriegsverbrechers“ entdecken.
Zwei Stunden dauerte die abwechslungsreiche Lesung, und als Fazit konnte Moderator Helmut Glatz mit einem Blick durch das Fenster feststellen: Was gibt es Angenehmeres an einem sommerlichen Gewitterabend, wenn die Regentropfen an die Scheiben trommeln, als schöne und spannende Gedichte und Geschichten zu hören!

Bürgerreporter:in:

Helmut Glatz aus Landsberg am Lech

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.