Diese Geschichte mag ich so sehr...sie hat Tiefgang

dies von innen wunderschöne Gasthaus gibt es leider nicht mehr in Landsberg
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  • hochgeladen von Ursula Schriemer

Das Gasthaus

Ein wohlhabender Mann wollte den Menschen soviel Gutes wie möglich tun. An einem Ort , wo sehr viele Menschen vorbeikamen, richtete er ein Gasthaus ein mit allem, was den Menschen gut tut und Freude macht: mit gemütlichen, wärmenden Öfen, Brennmaterial, Beleuchtung; er füllte Vorratsräume mit jeder Art von Lebensmitteln, Gemüsen, und allen möglchen Erfrischungen; er stellte Betten auf, füllte die Schränke mit vielen unterschiedlichen Kleidungsstücken und Schuhen - all das in einem so reichen Maße, dass es für eine sehr große Menge von Menschen ausreichen konnte.
Nachdem alles fertig war, schrieb er eine sehr eindeutige Gebrauchsanweisung für dieses Gasthaus. Darin stand unmissverständlich, wie all die Dinge des Gasthauses benützt werden sollten: Jeder, der in das Gasthaus kam, sollte so lange bleiben dürfen, wie es ihm gut tat; nach Herzenslust essen und trinken und von allem , was im Gasthaus war, nehmen. Nur eine Bedingung war dabei: Keiner sollte mehr nehmen, als er im Augenblick brauchte; die Gäste sollten sich gegenseitig helfen und das Gasthaus so verlassen, wie sie es bei ihrer Ankunft vorgefunden hatten. Diese Anweisung nagelte der Mann deutlich sichtbar und für alle lesbar an die Tür des Gasthause; dann Zog er sich selbst zurück.
Aber wie es so geht: Menschen kamen ins Gasthaus, lasen aber die Anweisung an der Tür nicht. Sie fingen an, alles zu benutzen, ohne an ihre Mitmenschen zu denken. Sie versuchten, möglichst viel von den Vorräten für sich selbst zu sammeln und einzustecken, wobwohl sie die meisten Dinge gar nicht nötig hatten. Jeder dachte nur an sich selbst. Sie begannen, sich wegen der Güter im Haus zu streiten. Sie zerstörten sogar die Vorräte in der Absicht, dass die anderen sie nicht bekommen sollten. So zerstörten sie nach und nach alles, was im Gasthaus war. Sie fingen an zu leiden: Sie froren, hatten Hunger, sie litten unter dem Unrecht, das sie sich gegenseitig zufügten. Und sie begannen, über den Gastgeber zu schimpfen: Er hätte zu wenig Vorräte in das Gasthaus gegeben; er hätte Aufseher einsetzen müssen; er hätte allem Gesindel und allen schlechten Leuten erlaubt, ins Gasthaus zu kommen; das Gasthaus habe keinen Herrn und sei ein Unglücksort geworden.
Am Ende dieser Erzählung schreibt Leo Tolstoi: So wie die Menschen im Gasthaus , so verhalten sich auch die Menschen in der Welt.

Bürgerreporter:in:

Ursula Schriemer aus Greifenberg

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