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Auf Stelzen Hoffnung schöpfen

«Die Stelzer» führen im Südosten der Türkei einen Stelzentheater-Workshop mit syrischen Flüchtlingskindern und -jugendlichen durch.

Wieder einmal hieß es für das Landsberger Theaterensemble «Die Stelzer» Koffer packen für ein Projekt im Ausland: Am 6. Dezember machten sich Theaterleiter Wolfgang Hauck und Ensemble-Mitglied Leonhard Mandl aus Landsberg auf den Weg nach Mardin im Südosten der Türkei, nur wenige Kilometer entfernt von der syrischen Grenze, um hier für zehn Tage ei-nen Stelzentheater-Workshop zu leiten.

In der Türkei gibt es derzeit nach offiziellen Schätzungen mehr als 1,6 Millionen Flüchtlinge , vor allem aus den bürgerkriegsgebeutelten Ländern Syrien und Irak. Fast die Hälfte davon sind Kinder und Jugendliche, die sich nur zum kleineren Teil in organisierten Lagern, zum größeren Teil als Urban Refugees in den Städten der Ost-türkei und in den großen Metropolen wie Istanbul, Ankara oder Izmir befinden.

Die Flüchtlinge sind traumatisiert aufgrund der Gewalterfahrungen und Fluchterlebnisse. Der Alltag ist voller Entbehrungen, die Not ist groß, Lichtblicke gibt es kaum. Parallel zur Hilfsgüterversorgung– Zelte, Decken, Kissen, Kleidung, Verpflegung – ist es wichtig, soziale Programme und Maßnahmen zu ergreifen, die sich gezielt an Kinder und Jugendliche richten. Vor diesem Hintergrund haben sich das Auswärtige Amt sowie das Goethe-Institut an Wolfgang Hauck gewandt, um kulturelle Projekte zu entwickeln.

Eine der Konzeptionen wird nun mit «Theater auf Stelzen» umgesetzt. Dazu wird ein Stelzentheater-Workshop mit Jugendlichen aus dem Flüchtlingslager durchgeführt, der im Laufe des Jahres fortgesetzt werden soll. Am Ende soll ein Theaterbeitrag für ein Sommerfestival in Mardin stehen sowie die Verselbständigung dieser Arbeit mit lokalen Trainern.

„Für kriegstraumatisierte Kinder und Jugendliche sind gerade kreative Tätigkeiten, die der Sprache nicht unbedingt bedürfen, wie etwa gemeinsames Malen oder Musizieren, im Besonderen aber auch körperliche Aktivitäten wie Tanz, Akrobatik und Circus, ein erster Versuch, sich von den Traumata der Kriegserfahrung und der Flucht zu lösen und sich einer neuen emotional positiven Erfahrung auszusetzen“, erklärt Dr. Christian Lüffe, Leiter des Goethe Instituts Istanbul. „Stelzentheater ist dabei eine besonders gute Methode, neue Fertigkeiten zu erwerben, sich gewissermaßen aus der Schwere des Alltags emporzuheben und ein neues positives Körpergefühl zu entwickeln.“

Dies ist auch der Ansatz beim Workshop der Stelzer in Mardin – einer Stadt von ca. 115.000 Einwohnern, die derzeit fast ebenso viele Flüchtlinge wie Einwohner in ihrem Stadtgebiet aufgenommen hat.

Hoffnung und Perspektiven

Das Stelzer-Team unterstützt in Mardin das Circus-Team der türkischen Organisation „Her Yerde Sanat“, das mit ihrem Projekt „Sirkhane“ in verschiedene Flüchtlingscamps geht und jugendlichen Flüchtlingen Circus- und Jongliertraining anbietet. „Her Yerde Sanat macht eine phantastische Arbeit im Nirgendwo. Wir möchten nun mit unseren Erfahrungen mit Theater im öffentlichen Raum und mit Stelzentheater einen Schritt dazu beitragen“, so Hauck. „Und gemeinsam diese trostlosen Camps mitten in der Wüste zu einem bunten, fröhlichen Ort machen, an dem die Kinder und Jugendlichen Hoffnung schöpfen können und Perspektiven bekommen. Vielleicht sehen sie mit Stelzen ja mehr – und über die Zäune und Mauern der Lager hinweg.“

Es wird noch viel zu improvisieren sein. Schüler einer Schule im Flüchtlingslager sowie weitere Flüchtlinge aus anderen Lagern nehmen an dem Workshop teil. So kommen schließlich syrische, jesidische, türkische, irakische und afghanische Kinder und Jugendliche zusammen. „Wir trainieren sieben ältere Jugendliche zwischen 16-19 Jahren aus Syrien und dem Irak als Trainer, die dann unsere Arbeit fortführen sollen. In einer zweiten Gruppe unterrichten wir ungefähr 25 Kinder zwischen acht und 13 Jahren “, berichtet Wolfgang Hauck. Der Workshop wurde vor Ort spontan erweitert: „Wir stellen zusätzlich Spiele her und entwickeln eine Fotodokumentation sowie Fotogeschichten.“ Damit man sich verständigen kann, sind Helfer von „Sirkhane“ dabei, die Türkisch, Kurdisch, Arabisch und Englisch sprechen.

Am Samstag wird das gesamte Workshopteam mit dem Leiter des Goethe-Instituts in ein „kleineres“ Flüchtlingscamp mit 7.000 Bewohnern – davon 3.000 Kinder – fahren, um dort einen Auftritt zu machen. „Die Camps an sich sind strikt reguliert, und die Bewohner können nur alle zehn Tage für sechs Stunden das Camp verlassen. Unsere Jugendlichen haben nun eine Ausnahmegenehmigung, um die ganze Zeit bei uns zu bleiben“, erzählt Hauck.

Angesichts der hunderte oder tausende von Jugendlichen, sei das Projekt nur ein erster, kleiner Schritt sein, meint Wolfgang Hauck, dennoch: „Wenn wir mit unserer Erfahrung etwas für die Jugendlichen und die schwierige Situation der Flüchtlinge vor Ort tun können, sei es auch nur für wenige Stunden und Augenblicke, erreichen wir schon viel. Denn diese Augenblicke bleiben als Eindruck, und das ist es, was zählt.“

Informationen:
www.dieStelzer.de und auf Facebook unter „Die Stelzer“

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