70 Jahre - Erinnerungen / Aniversary an ..

Jonny Cash auf dem typischen Jeep der Air Force, einem Willys MB | Foto: Quelle: Dr. E.Raim/S.Fischer Lit: Don't take your Guns to town"
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  • Jonny Cash auf dem typischen Jeep der Air Force, einem Willys MB
  • Foto: Quelle: Dr. E.Raim/S.Fischer Lit: Don't take your Guns to town"
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JONNY CASH in Landsberg/Lech (1951-1954)

… wer kennt ihn nicht … die „Rock’n Roll- & Country Legende“ Jonny Cash. Songs wie „Falsom Prison Blues“, „I walk the line“, „Ring of fire” um nur einige zu nennen. Die wenigsten aber kennen die Biographiegeschichte eines jungen US-Soldaten, der in den Bayerischen Nachkriegsjahren in der US-Base „Penzing“ bei Landsberg/Lech seinen 3-jährigen Militärdienst absolvierte, als er noch keine Rock’n Roll-/Country-Legende war.

Hier lernte er Land & Leute bei seinen Ausflügen kennen, hier besuchte er das „beschauliche“ Städtchen Landsberg, das durch seine Geschehnisse, in und im Landkreis traurige Berühmtheit, vor und während des Krieges erlangte.
„(K)Ein Ort wie jeder andere“, wie die die Historikerin Dr. Edit Raim mit dem geschichtlichen Hintergrundwissen der Stadt, in Bezug auf die damaligen Ereignisse wie „Hitlers Festungshaft 1923/24, KZ-Häftlinge im Kaufering, (größtes bayerisches KZ-Aussenlager von Dachau) für Zwangsarbeiter, in geheimen Rüstungsprojekten der NS-Diktatur, danach tw. Vollstreckungsort im „War criminal prison“ der Nürnberger Kriegsverbrecherurteile, sowie bayer. Hauptort für DP-(displaced persons) Rückführungen in Heimatgebiete, versucht hat zu beschreiben. Dies alles als Hintergrundinfo, weshalb die damalige US-Airforce-Base „Penzing“ (Vorort von Landsberg) hier verstärkt bis 1958 stationiert war, in der ein junger US-Soldat seine „Musikkarriere“ am Anfang der 50er-Jahre begann.

Dieser junge Mann „Jonny“ (* 26.2.1932; + 12. 9.2003) war als Funker und Abhörspezialist der „12. Mobilen US-Funkschwadron“ am Truppenstandort in den Jahren 1951 bis 1954 in den Anfängen des sogenannten „Kalten Krieges“ in Deutschland, stationiert. Mit seiner Ankunft 1951 in Bremerhaven, (ähnlich wie 7 Jahre später 1958 die Song-Legende Elvis Presley – nach Friedberg/Hessen), hatte er seinen ersten Kontakt mit Deutschland, von wo aus er nach Bayern, nach Penzing versetzt wurde. Während seiner Freizeitaktivitäten, zu denen der Besuch des Oktoberfestes in München genauso wie der Besuch des Schlosses Neuschwanstein bei Füssen, dem Landsberger Ruethenfest, aber auch der örtlichen Lokalitäten und Sportvereine gehörte, begann er auch Land und Leute und deren Lebensumstände näher kennenzulernen. Er sprach über sich selbst während seiner Dienstzeit in Landsberg, daß er (Zitat: „seine Arbeit geliebt, und sich wie ein Einheimischer gefühlt habe“.)

Während dieser Zeit, besuchte er auch oft die Landsberger Innenstadt, wo er sich sein erstes Musikinstrument – eine Geige besorgte, auf der er fleißig in seiner Freizeit in der Penzinger Kaserne übte, leider sehr zum Leidwesen seiner stationierten Kameraden, wie man bei einer späteren Führung des Militärpersonals der Kaserne hörte. Dies veranlasste ihn dann doch zu einem Wechsel des Musikinstrumentes, einer Gitarre, die er im Musikhaus Ballach (damals in der Landsberger Schulgasse) erstand, um darauf intensiver zu üben. Hier gründete er mit anderen US-Rekruten am 12.Sept. 1951 auch seine erste Gruppe die „Landsberg Bavarians“. Seine Erfahrungen aus dieser Zeit verarbeitete er in seinen ersten songs, wie bereits anfänglich erwähnt. Bei seinem Dienstantritt in Penzing sah er in einem US-Standortkino 1951 einen Film „Inside the walls of Falsom Prison“, der ihn in späteren Jahren zum Besuch und einem Konzert im gleichnamigen Gefängnis inspirierte. Auch trat er regelmäßig als Sänger in „Charity“- Veranstaltungen der US-Streitkräfte, meist zugunsten hilfsbedürftiger deutscher Kinder, auf. Seinen ersten Auftritt hatte er dabei am 1. Februar 1952.

Wer ihn als späteren Rock’n-Roll, Folk-/Country Sänger kennt, weiß vielleicht noch nicht so viel seiner anderen Seite, auch als Sänger von vielen Gospel Songs (Belshazzar, Holy Land, Daddy sang Bass), ebenso Songs zur ethnischen Minderheit der indigenen US-Bevölkerung (Ballad of Ira Hayes) und politisch Verfolgten, was ihm auch einen Namen in der US-Protestbewegung der 60/70er-Jahre einbrachte. Sein persönlicher Hintergrund während dieser Stationierungszeit in Landsberg, haben ihn einerseits als „Patriot“ andererseits aber auch als "gläubiger „Baptist“, sicherlich zur Creation seiner Songs zur Darstellung der amerikanischen Gesellschaft geprägt. Leider hatten die vielen späteren Konzerttourneen und die ständige Präsenz in der Musikszene auch negative Seiten, die er selbst in seinem Leben mit der Alkohol- und Medikamentensucht beschreibt. Die Filmbiographie seiner Lebensgeschichte „Walk the line“ schildert dies, und die Erfahrungen mit/und seiner Familie sehr ausführlich.

Nach seiner Rückkehr 1954 in die USA, heiratete er in Memphis/Tennessee seine erste Ehefrau Vivian Liberto, aus deren Ehe 4 Kinder stammen. Erste Konzerte in den Staaten, gab er neben seiner beruflichen Tätigkeit als Elektrogerätevertreter, bis er 1955 bei Sun Record unter Vertrag gestellt wurde. Erfolgssongs reihten sich aneinander, aber mit Beginn der 60er Jahre stellten sich auch gesundheitliche Einschränkungen und Probleme ein. Alkohol und Drogensucht begleiteten ihn in dieser Phase, ebenso seine Scheidung von Vivian Liberto. Nach einer Genesungsphase produzierte er mit Beginn 1968, sein erstes Live- „Folsom-Prison-Album“ in der Haftanstalt St.Quentin, heiratete seine 2. Ehefrau June Carter, und wurde 1969 berühmt durch sein Konzert in ausverkauften New Yorker Madison Square Garden, und erhielt 1980 im Alter von 48 Jahren die höchste Auszeichnung in der „Country-music“. Meistbekannt aber war er als „Man in black“ mit seinem markanten Bass-Bariton, seine Begrüßungsformel – „Hello, I’m Johnny Cash“, begeisterte er die Musikfans. Er spielte in div. Filmrollen, und wurde 1992 in die „Rock and Roll Hall of fame“ aufgenommen. In den späteren 90er Jahren bei Rockkonzerten, begleiteten ihn bei seinen Auftritten, Gruppen, wie U2, Tom Petty & the heartbreakers, Fleetwood Mac und andere Bands. Nach beginnender, diagnostizierter längerer Krankheit verstarb Jonny Cash am 12. Sept. 2003, im Alter von 71 Jahren, nur 4 Monate nach seiner 2. Ehefrau June Carter-Cash im US-Bundesstaat Tennessee.

Ihm, sowie seiner Zeit in Landsberg zu Ehren widmete in den Jahren 2015/16 das Landsberger Stadt-Museum eine eigenständige Ausstellung, in dessen Katalog seine ersten Fußstapfen und Erlebnisse in diesem Lande skizziert wurden. Eine ausführliche Recherche, veranlasste Frau Dr. Edit Raim, für die damalige Ausstellung Bild- und Archivmaterial aus Gesprächen mit ehemaligen Mitkameraden, zur Verfügung zu stellen. Ebenso Material und Interviews des Augsburger „Lehrstuhl für Neuere/Neueste Geschichte“ führten dann auch zu einer Literaturveröffentlichung „Don’t take your guns to town“.

Mit ihm als Sänger, Song-Komponisten, sowie klassischen Folk- und Gospel-Interpreten verlor die Musikwelt Anfang dieses Jahrtausends einen Menschen, der sich musikalisch für die Belange der Gesellschaftsprobleme und menschlichen Minderheiten in seinen Texten einsetzte, die ihre Wurzeln sicherlich auch in den Anfangszeiten seines Lebens in Deutschland/Bayern/Landsberg geprägt haben.

gez. Alfred Platschka



Bürgerreporter:in:

Alfred Platschka aus Igling

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