Die Bibel und das Bibellegat

Portraitzeichnung Ernst Christoph Böttcher, Böttchersche Familienchronik
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Das Wort "Bibel" ist griechischen Ursprungs und bedeutet "Buch". Die einzelnen Bibelteile  (Bücher) wurden im Laufe vieler Jahrhunderte verfasst.

Das Judentum verehrt nur die Hebräische Bibel (Tanach oder Tenach). Sie besteht aus Tora (Weisung = 5 Bücher Mose), Nevim (Propheten) und Ketuvim (Schriften, z.B. Psalter, Hiob).

Das Christentum hat diese Schriften in anderer Anordnung als Altes Testament übernommen. Die später hinzugekommenen griechischen Schriften (Lehre Jesu) heißen das Neue Testament. Beide Bibelteile bilden die Heilige Schrift des Christentums.

Bis zum 3. Jahrhundert war festgelegt (kanonisiert), welche Schriften als offizielle Lehrmeinung des Christentums in die Bibel aufgenommen werden sollten. Jüdisch-christliche Schriften, die nicht zum offiziellen Kanon gehören, aber dennoch in die Bibel aufgenommen wurden, bezeichnet man als Apokryphen.

Mit der Ausbreitung des Christentums ergab sich die Notwendigkeit, die ursprünglich hebräisch-aramäischen Texte des alten Testatemtes ins grieschische zu übersetzen. So entstand zusammen mit den griechischen christlichen Schriften die griechische Septuaginta. Mit dem Aufkommen des römischen Papsttums wurde die lateinische Vulgata geschaffen.

Über viele Jahrhunderte war die Bibel nur dem Klerus zugänglich, ihr Besitz den Laien sogar untersagt.
Nur der Papst hatte das Recht, die Bibel zu interpretieren, was schließlich in dem Anspruch von der Unfehlbarkeit des Papstes gipfelte. Alles Andere galt als Ketzerei.

Dessen ungeachtet gab es schon immer Bestrebungen, die Bibel in die Volkssprachen zu übertragen.

Im deutschen Sprachraum entstanden zahlreiche Übersetzungen, die sich meistens auf Teile der Bibel beschränkten. Ihnen allen gemeinsam war die vorwiegend wörtliche Übertragung der Vulgata ins Deutsche, was zu schwer verständlichen, sperrigen Texten führte.

Dr. Martin Luther hatte den Anspruch, die Bibel so zu verdolmetschen, dass sie von jedermann verstanden werden konnte. Er übersetze nicht wörtlich, sondern schaute den Leuten aufs Maul, beobachtete ihre Lebens- ihre Denkweise, ihr Fühlen und schuf auf diese Weise ein einzigartiges Werk, die Deutsche Bibel.

Er übersetzte auf der Wartburg das neue Testament anhand des griechischen Urtextes in der Rekordzeit von 10 Wochen. Das Werk erschien im September des Jahres 1522 und wurde deshalb Septemberbibel genannt.
Später folgte die Übersetzung des alten Testamentes aus den Urtexten. Das war eine ungleich schwierigere und langwierigere Aufgabe, an der ein Stab von hochkarätigen  Mitarbeitern teilnahm.

Dank Gutenbergs Buchdruck mussten die Bibeln nicht mehr abgeschrieben werden. Sie wurden durch diese Technik in bisher unbekannter Schnelligkeit und Menge verbreitet. Dennoch war eine Bibel für das gewöhnliche Volk, wenn es denn lesen konnte, unerschwinglich. Daran änderte sich in den folgenden Jahrhunderten nur wenig.

Um die Familie und das Gesinde unterrichten zu können, sollte jeder (protestantische) Hausvater im Besitz einer Bibel sein. Die konnte sich aber nicht jeder leisten.

In Groß Lafferde gab es  ein Bibellegat,  welches der hier geborene, in Hannover lebende Kaufmann Ernst Christoph Böttcher  am 23.09.1748 gestiftet hatte. Er verkündete:
"Aus Liebe zu Gott und seinem Werke, auch zu meinem Geburtsorte Gr. Lafferde, .... habe ich  ...  den sämmtlichen Einwohnern dieses Ortes ...  ein Legat von 200 Thalern vermacht, mit der Bedingung, dass von den jährlichen Zinsen neue in Leder gebundene, doch auf dem Schnitt nicht vergoldete Bibeln, gekauft und den jungen Eheleuten, die hier copuliert werden, bei ihrer Copulation ausgetheilt werden sollen, mit der gegebenen Vermahnung, solche als eine Hausbibel zu lesen und zu ihrer Erbauung zu gebrauchen".

In der Böttcherschen Hauschronik ist auf Seite 214 von der Cansteinschen Bibel die Rede. Sie wurde bei der Cansteinschen Bibel-Anstalt zu Halle gedruckt.

Bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts sollen 700 Bibeln ausgegeben worden sein. Zahlreiche Randvermerke zu den Heiratseinträgen im Kirchenbuch von Groß Lafferde dokumentieren, welche jungen Paare eine Bibel erhalten haben.

Durch die nach dem 1. Weltkrieg einsetzende Inflation ging das Legat-Kapital verloren. Ab 1923 konnten keine Bibeln mehr beschafft und verschnekt werden.

Zwei schöne, in Leder gebundene Cansteinsche Bibeln sind erhalten. In Goldschrift ist eingeprägt "Bibel Legat-Casse zu Gr. Lafferde" (siehe Abbildungen).

Bürgerreporter:in:

Wilhelm Heise aus Ilsede

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