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Gier schaltet Hirn aus

Blicken wir zurück. In der Börsengeschichte stolpern wir in regelmäßigen Abständen auf Übertreibungen und in der Folge auf mehr oder weniger intensive Börsenzusammenbrüche. Die Ursachenforschung ist nicht allzu schwierig. Dummheit, Leichtgläubigkeit, Aussetzen des gesunden Menschenverstandes und Vertrauensseligkeit. Als Basis für unser Fehlverhalten erweist sich immer wieder eines: Die Gier.

16. Jahrhundert: Der Geldhunger Karl V., in dessen Reich die Sonne nie unterging, war unermesslich. Über Anleihen besorgte er sich Unsummen für die aufwändige Hofhaltung und immer wieder notwendige Kriege. Die Rückzahlung sollte mit den Gold- und Diamantenbergen des neu entdeckten Amerika erfolgen. Das ging so lange gut bis zurückgekehrte Seeleute berichteten, dass sie solche Schätze nie gesehen hätten.

Zu Beginn des 17. Jahrhunderts wurden an der Amsterdamer Börse einzelne seltene Exemplare der aus der Türkei eingeführten Tulpenzwiebeln zum Preis großer Häuser oder mehrfacher Jahresverdienste eines Handwerkers gehandelt. Die Gier trieb die Preise immer höher bis ganz plötzlich die Nachfrage einbrach. Die Tulpenbörsianer blieben auf ihren oft mit Krediten finanzierten Zwiebeln sitzen und viele standen über Nacht vor dem Ruin. Der sogenannte Tulpencrash von 1637 ist exemplarisch für viele der folgenden Börsenzusammenbrüche.

Der Schwarzen Freitag im Oktober 1929 ist die bisher größte Finanzkatrastrophe. Diesem Börsencrash ging ein regelrechter wirtschaftlicher Boom in Amerika voraus. Es war eine Zeit des Umbruchs und der Technisierung. Die Produktivität stieg enorm, Aufbruchstimmung herrschte. Viele Produkte wie Kaffeemaschinen, Bügeleisen, Radioapparate und Autos wurden durch die Serienproduktion erstmals für große Teile der Bevölkerung erschwinglich. Von Anfang 1927 bis Herbst 1929 verzehnfachte sich ihr Vermögen. Durch den Kursanstieg der Aktienmärkte wähnte man sich schon im „ewigen Wohlstand“. Viele Anleger finanzierten ihre Aktien mit Krediten.

Auf warnende Stimmen wurde nicht gehört.

Der 24. Oktober 1929, ein Donnerstag, gilt als Auslöser der Börsenpanik. Die Verluste an der Wall Street waren so groß, dass viele Anleger bereit waren, zu jedem Kurs zu verkaufen. Dazu kamen noch die Zwangsverkäufe der Aktien, die über Kredite finanziert waren.

Der Börsencrash war der Auftakt zur großen Depression der 30er Jahre. Milliarden von Dollar wurden vernichtet. Es kam zur Weltwirtschaftskrise, die 1932 ihren Höhepunkt erreichte.

Die Spekulationsblase am Neuen Markt ist noch vielen in guter, bzw. schlechter Erinnerung. Nicht selten übertrafen die in diesem Börsensegment gehandelten Unternehmen die Marktkapitalisierung großer Daxunternehmen. Dabei waren es vormals unbekannte Firmen, oft mit nur wenigen Mitarbeitern. Sie schrieben rote Zahlen und Gewinne waren weit und breit nicht in Sicht. Aber sie hatten Ideen. Und je besser die Vorstände diese Ideen verkaufen konnten, desto höher wurde der Börsenkurs getrieben.

Am 10 März 2000 erreichte der Neue Markt sein All-Time-High bei 8569 Punkten. Die Euphorie machte der Realität Platz und zahlreiche Unternehmen der New Economy mussten Konkurs anmelden. Am 31.12.2000 stand der Kurs bei 2742 Punkten.

Die Geschehnisse des 11. Septembers 2001 taten ein Übriges und die Leitbörsen der Welt verloren massiv an Wert.

Die Globalisierung und die schnellen elektronischen Verarbeitungsmöglichkeiten bei Tag und bei Nacht ermöglichen eine Unzahl von Transaktionen in kürzester Zeit. Immer mehr Kapital suchte nach lukrativen Anlagemöglichkeiten. Ob Fonds, Pensionskassen, Banken, sogenannte Heuschrecken, Broker oder Privatanlager, jeder wollte an der grenzenlosen Geldvermehrung teilhaben.

In der derzeitige Krise werden erstmals Stimmen laut, die eine Kontrolle und Beschränkungen des Finanzmarktes ohne Grenzen einfordern. Wegen der unvorstellbaren Summen, die die Steuerzahler jetzt aufbringen müssen, um die Weltwirtschaft vor dem Kollaps zu retten, scheint bei Politikern und sogar in den Vorstandsetagen der Banken rund um den Erdball die Einsicht zu wachsen, dass nur noch gemeinsam erarbeitete, internationale Regeln und die Hinwendung zur Sozialen Marktwirtschaft unser Finanz- und Wirtschaftssystem retten können.

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13 Kommentare

@Roland

Wie du richtig anmerkst, wurden 1,2 Billionen mal eben so "verbrannt", ohne große Anstrengung. Ich frage mich dabei schon, wie diese 1,2 Billionen vorher entstanden sind? Wie konnten Milliarden an Börsenkapitalisierung bestehen, wenn die Investmentbanken so viele faule Papiere besaßen? Werte, deren Grundlage Lug, Trug und Schein sind, müssen korrigiert werden.

Solange unsere Gesellschaft zahlen- und gewinngetrieben bleibt, egal um welchen Preis, werden sich diese Spielchen in regelmäßigen Abständen wiederholen. Es kommt nur darauf an, wie lange wir uns das gefallen lassen.

Vorerst scheint dieses Gebaren in der Welt zu klappen. Zum anderen glaube ich auch, dass hier kein reales Geld fließt, sondern es sich um Schein handelt. Einfach nur auf dem Papier geschrieben, sonst nichts. Während die Einwohnerinnen/Einwohner immer wieder die Zeche zahlen. Ich habe bisher noch nirgendwo gelesen, dass die Manager zur Rechenschaft gezogen werden und damit in Regress genommen. Sollte ich mir dies einmal im kleinen Stil erlauben, schon läge eine Pfändung oder ähnliches in meinen Briefkasten.
Nun hat es auch eine bayrische Bank erwischt und ich hoffe sehr, dass die Regierung kein Päkchen schnallt, um hier zu helfen, denn zahlen muss es sowieso der Steuerzahler. Wie zum Beispiel bei den Krankenksassenbeiträgen.
Es müsste eine Diskussionen zu den Managern beginnen mit weitreichenden Konsequenzen und nicht das sie als Belohnung obendrauf noch eine Abfindung bekommen.

Es wird oft der Eindruck erweckt, dass die Milliarden, die täglich rund um die Welt geschickt werden, nur auf dem Papier stehen und mit dem Euro oder dem Dollar in unseren Geldbörsen nichts zu tun haben. Angesichts der enormen Summen wird vergessen, dass es sich um Gelder in Händen riesiger Unternehmen wie Fonds und Pensionskassen handelt, die die Spargroschen ihrer Kunden verwalten. Mit dem "Buchgeld" lösen sich auch die Träume und Hoffnungen von Millionen von Menschen auf, die ihre Ersparnisse gut verwaltet glaubten. Die Null auf deren Kontoauszügen ist real.

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