So erlebte ich in den Neunziger Jahren die Adventszeit in Niederösterreich - Teil 2

Der Heilige Augustinus am Nordeingang des Kirchenparks. Im Hintergrund der Turm der Stadtpfarrkirche.
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  • Der Heilige Augustinus am Nordeingang des Kirchenparks. Im Hintergrund der Turm der Stadtpfarrkirche.
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Kapitel 51. 11.: Der 4. Dezember 1994

Der Sonntagmorgen hatte mit einem Auftritt des Cantate Chamber Chors aus Johannesburg in der regulären Vormittagsmesse in der Stadtpfarrkirche begonnen. Auch hier war ich nur wegen eines Bildes gekommen.
Im Anschluss bestand für die Messteilnehmer die Möglichkeit, die mitgebrachten Adventskränze segnen zu lassen.

Danach bewegte ich mich unmittelbar zum Bahnhof. Ein historischer Dampf-Nostalgie-Sonderzug aus Wien traf ein. Begrüßt von einem Platzkonzert der Retzer Stadtkapelle.
Die Gäste gingen direkt in den Althof, wo ein Nikolobrunch auf sie wartete. Ich folgte ihnen am Rand.
Als wir den Hauptplatz überquerten, fiel mir auf, dass der Weihnachtskarpfenverkauf nach wie vor in vollem Gange war. Ich erinnerte mich, wie ich am gestrigen Vormittag bei seinem Start zugesehen hatte. Die Fische, welche im Marktbrunnen ausgesetzt worden waren, wurden dort mit einem Käscher lebend rausgeholt und an die Kunden verkauft.
Im Althof fotografierte ich das Servicepersonal des Hotels hinter der Buffettheke.

Auf dem Rückweg ging ich in die Rathauskapelle, wo die Altenburger Sängerknaben auftraten. Im Rahmen der normalen Sonntagsmesse der zweiten katholischen Gemeinde in der Stadt, die von den Dominikanern betreut wurde.
Auf dem Hauptplatz zwischen den Ständen war die Gästefrequenz ungefähr wie am Vortag.

Am frühen Nachmittag war ich dann in der Säulenhalle des Althofes erschienen. Die "Saitenhüpfer" aus Breitenwaida hinter Hollabrunn kurz vor der Bezirksgrenze traten auf. Sie hatten sich in ihrem Konzert auf Adventsmelodien aus Niederösterreich spezialisiert. Ich machte auch hier mehrere Aufnahmen.

Zwei Stunden danach war ich noch einmal an die gleiche Stelle zurückgekommen. Die ebenfalls aus dem Bezirk kommende "Ziersdorfer Stubenmusi" gab im Anschluss an die "Saitenhüpfer" ein weiteres Adventskonzert.

Ich war bis dahin zu allen Veranstaltungen nur kurz erschienen, um ein Bild zu machen. Einzig bei der am frühen Abend stattfindenden Lesung adventlicher Texte im Café Wiklicky war ich von Anfang bis Ende geblieben.

Als letztes vom Tag war ich nach Um Acht noch einmal wegen eines Bildes in der Stadtpfarrkirche gewesen. Der Gemischte Chor des Retzer Männergesangsvereines gab ein Adventskonzert.

Kapitel 51. 12.: Der 7. Dezember 1994

Ich war bereits Um Fünf aufgestanden. Ich wollte zumindest einmal eine Rorate-Andacht mitmachen, die in der Adventszeit jeden Werktag um sechs Uhr morgens in der Stadtpfarrkirche stattfand.

Es herrschte nach wie vor stockfinstere Nacht, als ich den Fußgängerweg über die Kirchenstraße erreichte. Sämtliche Straßen ringsherum waren vollkommen autofrei. Insbesondere bei der sonst so belebten Kreuzung Kirchenstraße/Höfleinerstraße/Wallstraße wirkte das befremdlich. Lediglich von ganz weit weg hörte man ein paar verworrene Motorengeräusche. Menschen waren auch keine zu sehen. Ebenso wenig brannte in keinem der Häuser ringsum Licht. Umso intensiver wirkten als Lichtquellen die Straßenlaternen und die Sterne am Firmament über dem Kirchenpark.

Der Kirchenraum war nur von Kerzen erleuchtet, als ich ihn betrat.
Danach bemerkte ich die fast lebensgroßen Krippenfiguren der Pfarre, vorn im Altarraum. Auf dem Adventskranz brannten zwei Kerzen.
Und schließlich fiel mir auf, dass vor dem Altar eine Schale mit entsprechender Anzahl von Lebkuchensternen aufgestellt worden war.

Zur Eröffnung wurde "Gotteslob" 812 "Tauet Himmel, den Gerechten" gesungen.

Das Kreuzzeichen folgte.

Lesung: Jesaja 45, Vers 1 bis 8.

Meditative Musik.

Gedanken zum Schrifttext von Pfarrer Groll.

Als Lied mit Sternenbezug war "Gotteslob" 818, 1-2 "Ein Stern mit hellem Brande" ausgewählt worden.

Es folgte die Segnung von Lebkuchensternen für die Mitfeiernden:
"Der Name des Herrn sei gepriesen!"
"Von nun an, bis in Ewigkeit!"
"Lasst uns beten!"
Stilles Gebet.
"Gott, der Du Dunkelheit machst als Zeit der Erholung und Licht erschaffst für die Arbeit des Tages und die Freude des Festes: Segne diese Lebkuchensterne, die wir zu Deiner Ehre mit Freude verzehren werden. Lass uns Mitmenschen begegnen, die uns zum Licht werden; lass allen Menschen Gerechtigkeit und Heil aufstrahlen durch Jesus Christus, dessen Geburts(tags)fest wir in diesen Tagen erwarten, Deinen Sohn, unseren Herrn und Gott, der in der Einheit des Heiligen Geistes mit Dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit."
"Amen."

Fürbitten.

Vaterunser.

Gebet.

Segen.

Entlassung.

Kapitel 51. 13.: Der 8. Dezember 1994

Maria Empfängnis. Ich ging zur Messe in die Stadtpfarrkirche.

Kapitel 51. 14.: Mitte Dezember 1994

Die Zeit zwischen der Adventsmarkteröffnung und Heiligabend war traditionell auch die Zeit der Adventsfeiern der Vereine. Auch hier erhielt ich überall Einladungen. Was hinterher stets mit einem ausgiebigen Abendessen verbunden war.
Die Feiern fanden stets in einer Gaststätte oder einem Heurigen statt. Beginn meistens um 20:00 Uhr. Auf die Begrüßung der Anwesenden durch den Vereinsobmann oder die Vereinsobfrau folgte der obligatorische Rückblick auf die Aktivitäten des vergangenen Jahres. Weihnachtliche Lieder wurden gesungen, entsprechende Texte vorgetragen, wenn ein musikalisch begabtes Vereinsmitglied vorhanden war, griff dieses zu seinem Instrument.
Nach dem offiziellen Teil machte ich dann immer ein Gruppenbild. Anschließend wurde dann bis kurz vor Mitternacht gegessen und getrunken.
Der erste Verein, bei dem ich aufkreuzte, war die Katholische Frauenbewegung. Es folgten noch der Sportclub Retz und die ÖVP-Frauen.

Kapitel 51. 15.: Der 22. Dezember 1994

So wie es in unserer Familie seit Generationen Brauch war, wurde das Schittchen kurz vor Weihnachten gebacken, aber erst Heiligabend angeschnitten. Auch hier im fernen Österreich wahrten wir diese mitteldeutsche Tradition.

Bürgerreporter:in:

Christoph Altrogge aus Kölleda

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