Meine Jugenderinnerungen aus den Neunziger Jahren: Fronleichnam auf dem Lande

Fronleichnamsprozession. Zeichnung von Maxi Herta Altrogge.
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Kapitel 28.: Fronleichnam und Weinwoche in Retz

Fronleichnamstag 1994

Kapitel 28. 1.: Die Fronleichnamsprozession

Kapitel 28. 1. 1.: Nach der Messe vor der Stadtpfarrkirche

Pfarrer Groll hatte den Schlusssegen gesprochen. In den Sitzreihen entstand allgemeiner Aufbruch. Auch ich verließ meinen Platz in Richtung Mittelgang. Dort strömten die Gästemassen bereits wieder nach draußen. Ich machte den Kniefall und begann mich ebenfalls in Richtung Ausgang zu bewegen. Zähflüssig schob sich die Masse nach hinten. Immer wieder geriet sie ins Stocken. Links und rechts zogen die Sträuße frischen Birkengrüns vorbei. Je ein Exemplar davon war an der Außenwand jeder zweiten Bankreihe befestigt worden.
Am Weihwassergefäß entstand wieder das gewohnte Gedränge. Die zahlreichen Anwesenden steckten in kurzer Folge hintereinander ihre Finger hinein. Von weitem drangen bereits die Gespräche der schon draußen Stehenden herein. Sie vermischten sich mit dem Spiel der Orgel, welches den Auszug begleitete.
Ich machte das Kreuz und verließ die Kirche durch die offenstehende linke Tür des Vorraumes. Hinter ihr fanden sich mehr und mehr Teilnehmer der Messe zusammen, um auf den Beginn der Fronleichnamsprozession zu warten.
Während des Hinausgehens fiel der Blick automatisch in Richtung Himmel. Die leichte Bewölkung vom Morgen hatte sich inzwischen völlig aufgelöst. Ein wolkenloser, blauer Himmel war an ihre Stelle getreten. Ganz leichter Wind ging, bewegte etwas die weißgelbe Flagge am Kirchentor.
Entlang der Mauer des Kirchenschiffs rechts von der Tür hatte man etliche mannshohe Äste Birkenlaub aufgestellt. Sie standen wachpostenartig zwischen den historischen Grabsteinen. Die Sonne fiel gerade stark auf sie ein. Dadurch kam das frische Grün auf der weißen Kalkfarbe der Kirchenwände besonders stark zur Geltung.
Ich beschloss, erst einmal dem Gedränge im Eingangsbereich der Kirche zu entkommen. Auf der Fläche unmittelbar vor den Grabsteinen standen die Prozessionsteilnehmer etwas weniger dicht zusammen. Ich durchquerte die dort versammelten Gästemassen bis zu ihrem Ende. Dort, wenige Meter neben der Tür, blieb ich dann stehen.

Kapitel 28. 1. 2.: Die Prozession beginnt

Ungefähr zehn Minuten später kam Bewegung in die unmittelbar vor der Tür Stehenden. Einen Augenblick später begann sich Stück für Stück der "Himmel" aus der Kirchentür zu schieben.
Schließlich befand sich das quadratische Stoffdach mit den unzähligen Stickereien und den vier Tragestangen zur Gänze außerhalb der Kirche. Dort stellte man es zunächst auf dem Boden ab. Wenige Augenblicke darauf begann man es vorsichtig auseinanderzufalten.
Kurze Zeit später traten die vier Träger hinzu, um das Gebilde in die Höhe zu heben. Als dies geschehen war, erkannte ich auch, um wen es sich dabei handelte. Rechts vorn hatte sich "Tourrrrrrrrrrrrismusstadtrrrrrrrrrrrat" Gruber postiert. An der Stange neben ihm stand Kulturstadtrat Wiesmann. Den Platz rechts hinten hatte Volksschuldirektor Zimmering eingenommen. Den links daneben Prokurist Behdorf von der Volksbank.
Pfarrer Groll betrat das Innere des zeltartigen Gebildes. Die Monstranz mit dem Allerheiligsten in ihrem Inneren vor dem Gesicht tragend. Spontan bildete sich eine Gasse. Der Aufmarsch bewegte sich durch sie bis zu den beiden Heiligenstatuen am Westausgang des Kirchenparks. Dort blieb er vorerst stehen. Rasch begann sich dahinter die Prozession zu formieren. Gleich nach dem "Himmel" sammelten sich die Ministranten in ihren langen, weißen Kitteln. Hinter ihnen wiederum traten in Reih und Glied die Mitglieder der Stadtkapelle an.
Mehrere Erwachsene holten daraufhin von allen Seiten her die Erstkommunionskinder zusammen. Alle trugen anlässlich des Tages ihre langen, weißen Erstkommunionskleider. Die Mädchen unter ihnen hatten außerdem noch Blütenkränze im Haar.
Nach und nach waren sie alle hinter den Musikern zu einer Gruppe zusammengestellt worden. Hinter ihnen formierten sich reihenweise die greisen Männer vom Gemeinde-ÖKB *. Wie immer bei solchen Anlässen waren sie in ihren grünen, jägeranzugsartigen Trachten gekommen. An der Spitze nahm der Vorsitzende Anton Riegler Aufstellung. Rechts neben ihm der Träger der über und über bestickten Vereinsfahne. Links ein weiteres ÖKB-Mitglied. Rasch entstanden hinter ihnen zahlreiche weitere Dreierreihen.
Die darauffolgende Gruppe bildete die Rugia Retz. An ihrer Spitze stand Verbindungssenior Emanuel Wiesmann, der Sohn von Kulturstadtrat Wiesmann. Die Verbindungsfahne neben sich haltend, gab er einige mir nicht verständliche Kommandos. Hinter ihm standen schon die in ihren farbenfrohen Uniformen erschienenen Rugen lose zusammen. Säbelrasselnd traten sie daraufhin so wie der ÖKB ebenfalls in Dreierreihen an.
Zahlreiche Eltern mit Kinderwagen schlossen sich an. Bereits bei der Bekanntgabe der Aufstellungsordnung am Ende der Messe war ihnen diese Stelle reserviert worden. Damit sie bei den einzelnen Stationen sich nicht zwischen den anderen Teilnehmern hindurchmühen mussten.
Schließlich folgten alle übrigen Teilnehmer. Nur wenige Minuten nach seinem Beginn war der ganze Vorgang der Prozessionsbildung auch schon wieder abgeschlossen.
Die Stadtkapelle stimmte eine getragene Weise an, der Zug setzte sich in Bewegung. In das Spiel der Musiker mischte sich irgendein klimperndes Geräusch, dessen Quelle ich aufgrund der Menschenmassen nicht erkennen konnte.

Kapitel 28. 1. 3.: In der Kirchenstraße

Nach wenigen Minuten erreichte auch mein Teil der Prozession das Ende des Kirchenparks. Links und rechts setzte sich dort im Spalier das Birkengrün fort, welches den gesamten Verlauf der Prozession markierte. Gleich hinter dem Park tat sich der schmale, langgezogene Bushaltestellenbereich vor der Volksschule auf. Mit ihm erschien auch gleichzeitig seine westliche Stirnseiten-Begrenzung, der "Goldene Hirschen" mit der Stohlgasse daneben.
Ich trat hinab auf die Fahrbahn der Kirchenstraße. Ein großer Teil der Prozession vor mir befand sich schon auf ihr. Links sperrte ein Gendarm die Straße in Richtung der Kreuzung mit der Wallstraße und der Höfleinerstraße ab. Hinter ihm hatte sich ein kleiner Stau von vier, fünf Autos aufgebaut.
Langsamen Schrittes bewegte sich der Zug nun in Richtung der ersten Station am Anger. Diktiert wurde dieser vor allem durch die getragenen Melodien der Stadtkapelle. Direkt vor mir ging eines jener Kinder mit seinen Eltern, welches bunte Blütenblätter zu verstreuen hatte. Knapp über dem Boden trug es ein kleines Körbchen an seinen kurzen Armen. Daraus verstreute es die Blätter auf dem Weg. Bald war die Straße übersät davon.
Auf der linken Straßenseite zogen sich unterdessen die langgestreckten, einstöckigen Häuser an der Außenseite der Stadtmauer entlang. Vor ihnen fand die Reihe der Birkenstämme ihre Fortsetzung.

Kapitel 28. 1. 4.: In der Znaimerstraße

Nach einer Weile war der Zug an der Kreuzung Windmühlgasse/Znaimerstraße/Kirchenstraße angelangt. Ungefähr zwanzig Meter vor uns lag die Gabelung Znaimerstraße/Fladnitzerstraße. Von weitem tauchte am Beginn der Fladnitzerstraße das Gebäude von Ofensetzer Beyer mit dem Club-Café "Kajak" auf.
Als wir es gleich darauf passiert hatten, erschien links auch schon wieder die Berggasse.
Mit ihr das Eckhaus Berggasse/Fladnitzerstraße mit der in Stein gehauenen Vater-Sohn-Heiliger-Geist-Allegorie genau an der Ecke. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite begann bereits der Anger.

Kapitel 28. 1. 5.: Erste Station: Anger

Die Prozession hatte den Anger entlang der Stelle vor dem alten Gemeindehaus passiert. Während sie an den einstöckigen Bauernhäusern auf der Nordseite des Platzes vorbeizog, verlangsamte sie ihren Schritt allmählich. In der Mitte der Angerwiese tauchte die Holzbrücke über den Entwässerungsgraben quer über den Platz auf. In ihren Blumenkästen entlang der beiden Geländer standen gerade Dutzende Geranien in voller Blüte.
Gleich darauf kam geradeaus die erste Station des Umzuges in Sicht. Sie befand sich an der Rückwand des Obelisken, der an die große Überschwemmung von 1874 erinnerte. Es handelte sich um eine aus Birkengrün bestehende, mehrere Meter breite, kirchenapsisartige Nische. Ein dichter Teppich roter Blütenblätter bedeckte das Gras in ihrem Inneren.
Ein kleiner, roter Teppich lag über dem rückwärtigen Teil des zweistufigen Denkmalsockels. Er reichte unter dem Grün hindurch. Auf der obersten Stufe des Sockels stand der kleine, schmale Feldaltartisch. Unmittelbar an der Rückfront des Monolithen. Er war zentrales Element in der Mitte des künstlichen Raumes.
Seine Vorderfront war zur Gänze durch eine Holzplatte mit irgendeiner religiösen Malerei bedeckt. Sie war jedoch nur zur Hälfte zu erkennen. Über sie hinweg hing eine gehäkelte Decke mit allen möglichen religiösen Symbolen. Diese lag auf der Oberfläche des Tisches ausgebreitet. Symmetrisch waren darauf das Kreuz, etliche kleine Blumenvasen mit Sträußchen und brennende Kerzen aufgebaut worden.
Ein altmodisches Gnadenbild hing etwas über der Mitte des Tischs. Befestigt an einer höheren Stelle der durch das Birkenlaub unsichtbar gewordenen Steinstele. Je ein weiteres Gnadenbild hing zur Linken und zur Rechten des Tischs inmitten der Birkenzweige. Diese waren etwas kleiner als das über dem Altar.
Darunter auf dem Boden standen jeweils zwei etwas größere Blumensträuße. Zu beiden Seiten des Altars, entlang der Rundungen der Nische. Vorn an den Enden der Nische je ein roter, dahinter, in unmittelbarer Altarnähe, je ein weiß-blauer.
Nachdem die Prozession gänzlich zum Stillstand gekommen war, trat der Pfarrer an den Altar heran. Ein Ministrant hängte ihm die Stola um. Die Stadtkapelle, welche kurz vor Erreichen der Station ihr Spiel unterbrochen hatte, begann die ersten Töne eines Kirchenliedes vorzutragen. Schlagartig kehrte Ruhe ein.
Neben dem Altar hatten inzwischen die Mitgliederinnen und Mitglieder des Gemischten Chors des Männergesangsvereines Aufstellung genommen. Wenige Sekunden später stimmten sie das zu der Melodie gehörende religiöse Lied an.

Als die Darbietung beendet war, trat Stadtrat Wiesmann nach vorn, um die Fürbitten zu verlesen. Der Pfarrer kniete sich zu der Handlung vor den Altar.
Nach deren Beendigung wiederum trat der Pfarrer abermals vor die Prozessionsteilnehmer hin und rief im Sprechgesang: "Der Herr sei mit Euch."
"Und mit deinem Geiste", antworteten die Anwesenden ebenfalls im Sprechgesang.
"Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus."
"Ehre sei dir, oh Herr", kam es aus dem Auditorium.
Ein anderer Ministrant als der, der dem Pfarrer kurz zuvor die Stola umgehängt hatte, trat mit dem geöffneten Brevier vor ihn hin. Danach begann der Pfarrer den entsprechenden Bibeltext daraus vorzulesen.

"Frohbotschaft unseres Herrn Jesus Christus", beendete Pfarrer Groll eine Weile später jenen Teil der Andacht, der zur Gänze in liturgischem Gesang erfolgt war.
"Lob sei dir, Christus", antworteten die Teilnehmer noch in der gleichen Weise.
Danach kniete sich der Pfarrer auf die Stufen vor dem Altar. Gleichzeitig trat Prokurist Behdorf nach vorn und begann wenige Augenblicke später ein zweites Mal Fürbitten vorzulesen.
Ein Ministrant reichte dem Pfarrer danach den blechernen Weihrauchkrug. Pfarrer Groll schwenkte das Gefäß zuerst nach links, dann geradeaus, zuletzt nach rechts. Alle Umherstehenden bekreuzigten sich in dem Moment, als das Gefäß in ihre jeweilige Richtung ausschlug.
Anschließend kniete der Pfarrer wieder vor dem Altar nieder und hielt sich die Monstranz vors Gesicht, um in liturgischem Gesang den Segen zu sprechen: "Mit himmlischem Segen sei gesegnet dieser Ort und alle, die hier wohnen." Er erhob sich, hielt dabei immer noch die Monstranz vorm Gesicht, und fuhr fort: "Im Namen des Vaters ...", bei diesen Worten drehte er sich wie schon beim Weihrauchspenden zuerst nach rechts, "... des Sohnes ...", dabei wandte er sich den vor ihm Stehenden zu, "... und des Heiligen Geistes", schloss er den Segen nach links ausgerichtet ab.
Ein Augenblick herrschte Ruhe. Dann setzte ein zweites Mal Chorgesang ein. Wiederum begleitet von der Stadtkapelle.

Kapitel 28. 1. 6.: Durch die Fenthgasse

Als der Punkt abgeschlossen war, begann sich auf dem Weg neben der Wiese die Prozession wieder in ihrer vorherigen Form zu ordnen. Wenige Augenblicke später nahm sie Kurs auf das nordöstliche Ende des Platzes. Die Stelle, wo der Ringweg um die Angerwiese in die Fenthgasse mündete. Von weitem tauchte in der Mitte der linken Seite der Gasse der kleine Steinmetzbetrieb Fälbl auf. Daneben der Hof mit den unzähligen ausgestellten Grabsteinmodellen.
Einige Minuten später betrat der Zug die Gasse. An ihrem baldigen Ende fiel bereits der Blick auf die zweite Station des Umzuges: das Vizebürgermeisterhaus. Genauer, das Wohnhaus auf dem Gehöft von Vizebürgermeister Pfand. Nahezu verschwunden hinter Unmassen von Birkengrün war das Gebäude auf der Ostseite der quer laufenden Znaimerstraße. Im Zentrum der Grünaufbauten befand sich wieder der Altar. Er ähnelte dem ersten ziemlich.

Kapitel 28. 1. 7.: Zweite Station: Znaimerstraße

Nur wenige Augenblicke später war die Fenthgasse auch schon wieder durchquert. Die Znaimerstraße tat sich auf. Mit ihren zweistöckigen Bauernhäusern auf der Ostseite, mit den einstöckigen auf der Westseite. Rechts erschienen die niedrig gelegenen Dächer der Westseite. Mit ihnen die kurz unter der Dachkante angebrachten Strommästchen, wie auch am Beginn der Fladnitzerstraße. Von Haus zu Haus zogen sich diese entlang. Wie immer etwas windschief hingen zwischen ihnen die Stromleitungen in der Luft.
Rechterhand tauchten ganz am Ende der Straße die Spitzen des Znaimertores und des Rathausturmes auf. Halb versteckt hinter den Dächern der Ostseite lagen sie von diesem Standpunkt aus gesehen.
Links des Aufmarsches stand mitten auf der Straße wieder ein Gendarm. Er riegelte den Verkehr aus Richtung Ortsausgang ab.
Mehr und mehr verteilten sich die Prozessionsteilnehmer auf der Straße vor dem Anwesen des Vizebürgermeisters. Währenddessen wurden am Altar einige Vorbereitungsarbeiten geleistet. Deren Ablauf konnte ich allerdings aufgrund der vor mir stehenden Massen nicht genau erkennen. Kurz darauf stimmte der Gemischte Chor des Männergesangsvereines auch schon wieder sein Eröffnungslied an.

Kapitel 28. 1. 8.: Durch die Znaimerstraße

Der Chor hatte sein obligatorisches Abschlusslied gesungen. Wieder entstand allgemeiner Aufbruch. Die an der Spitze des Zuges marschierenden Gruppen begannen sich in Richtung Stadtinneres zu postieren. Rasch fand sich dahinter auch die lange Schlange der übrigen Teilnehmer zusammen. Die Stadtkapelle begann eine weitere Melodie zu spielen, worauf sich die Prozession wieder in Gang setzte.
Gleich nach dem Vizebürgermeisterhaus tauchte auf der linken Straßenseite eine lange Reihe geöffneter Fenster auf. Geschnitzte Urbanusfiguren **, Leuchter mit brennenden Kerzen, kleine Altäre, Heiligenbilder und -figuren befanden sich in ihnen. Fast alle Fenster, die in irgendeiner Weise feierlich geschmückt waren, standen nach außen hin offen, damit man den Schmuck besser sah.
Auf der Straße davor machte sich währenddessen der Beginn einer langgestreckten Abflussrinne bemerkbar. Wie so viele Pflasterungen in der Stadt war diese wieder einmal aus Schattauer Ziegeln errichtet worden.
Links tauchte die enge Florianigasse auf, welche in die Mitte der Wieden führte. An ihrem Ende konnte man im Vorbeigehen direkt auf den Florianibrunnen sehen.
Der Fiat-Handel Kellner schloss sich an. Auf der gegenüberliegenden Seite kam gleichzeitig die Praxis von Stadtarzt Dr. Berg am Ende des Straßenzweiges in Sicht. Gleich dahinter folgte das alte Haus, über dessen Tür sich noch immer die aus verschnörkelten, alten Metallziffern gebildete Hausnummer 115 befand, die seit der Zeit da hing, als es in der Stadt noch keine Straßennamen gab und statt dessen sämtliche Häuser durchnummeriert waren.
Der Zug erreichte das Bauernhaus vor dem "Poseidon". Die riesige, grüne, senkrecht zur Wand stehende Pappweinflasche über dem Tor tauchte auf. An ihr hängend das Schild mit der Aufschrift "Flaschenweine. Rot – Weiß", auf den Ab-Hof-Verkauf in dem Anwesen aufmerksam machend. Dem Gehöft folgte das Langhaus vom "Poseidon" und schließlich das "Poseidon" selbst.
Gleich darauf zog auch die Pfarrgasse neben dem Café vorbei. Die Prozession war damit wieder an der Kreuzung Znaimerstraße/Fladnitzerstraße angelangt. Die Stelle, an der sie eine knappe Stunde zuvor den Weg über die Fladnitzerstraße eingeschlagen hatte. Der Zug kam daraufhin kurz zum Stillstand. Der Gendarm, der die Fladnitzerstraße abriegelte, ließ gerade eine Kolonne Autos durch. Eine Wolke Weihrauch war mit einem Male in der Luft vernehmbar. Ich vermutete, dass sie von den Ministranten an der Spitze des Zuges zurückgelassen worden war.

Kapitel 28. 1. 9.: Dritte Station: Dreifaltigkeitssäule

Etwa zehn Minuten später durchquerte die Prozession das Verderbertor und betrat den Hauptplatz. Währenddessen wechselte in der Stadtkapelle wieder einmal das Spiel von den Blechbläsern zu den Trommlern über. Begleitet vom Trommelrhythmus und dem undefinierbaren Metallgeräusch, das mir schon zu Beginn der Veranstaltung aufgefallen war, bewegten sich die Massen zur dritten Station hin. Es handelte sich um die der Post zugewandten Seite der Dreifaltigkeitssäule.

Kapitel 28. 1. 10.: Vierte Station: Vinzenziplatz

Bereits als der Zug von der Kremserstraße in die Klostergasse einbog, hörte man schon von weitem die Glocken der Dominikanerkirche schlagen. Links zogen der Gendarmerieposten und das "Vinzenz Liebl" vorbei.
Bald darauf war auch schon wieder das Ende der Straße erreicht. Rechts tauchte die schmale Bäckergasse auf. Die Sicht an ihrem Ende wurde wieder ganz und gar von der Südfront des Rathauses eingenommen.
Die Prozession erreichte schließlich die Kirchenapsis. Mit ihr die Natursteintreppe davor, wo die Straße nach rechts abbog und auf dem Vinzenziplatz mündete.
Die Stadtkapelle an der Spitze des Zuges kam auf der Höhe des ersten Hauses auf der Westseite des Platzes an. Es war das, welches eine ähnliche "potjemkiensche" Fassade wie etliche Häuser auf dem Hauptplatz aufwies. Die Kapelle nahm wieder ihre Standposition ein. Worauf wie schon bei den anderen Stationen die ganze übrige Prozession hinter ihr zum Stillstand kam. Geradeaus kam daraufhin der vierte und letzte Altar in Sicht. Er befand sich bei der Statue des Heiligen Vinzenz Ferrer mit den Engelsflügeln und der nach oben weisenden rechten Hand.

Schließlich war auch die vierte Andacht nach dem Schema der drei vorherigen fast bis zu Ende zelebriert worden. Nach dem Eingangslied des Männergesangsvereines hatte Stadtrat Stallmeier die Fürbitten vorgetragen. Anschließend folgte das noch ausständige Johannes-Evangelium, nachdem in der Znaimerstraße ein Evangelium nach Markus und an der Dreifaltigkeitssäule eines nach Lukas verlesen wurde. Danach war plötzlich Paula aus meiner Klasse vor den Prozessionsteilnehmern erschienen, um die zweiten Fürbitten zu verlesen.
Nachdem sie ihren Platz wieder verlassen hatte, trat Kulturstadtrat Wiesmann an ihre Stelle und begann zu erklären: "Wir befinden uns hier vor der Statue des Dominikanerheiligen Vinzenz Ferrer, welche sich seit dem Jahr 1770 an dieser Stelle befindet. Vinzenz Ferrer wurde um 1350 in Valencia in Ostspanien als Sohn eines Notars geboren und trat 1367 in den Dominikanerorden ein. Er studierte Philosophie und Theologie in Lérida und Barcelona, erwarb die Doktorwürde und lehrte in Valencia. Vinzenz Ferrer gilt als einer der größten Bußprediger des Mittelalters. Wie kaum ein anderer konnte er die Zuhörer ganz in den Bann seiner flammenden Rede schlagen. Dadurch und durch seinen unerschütterlichen Glauben und sein vorbildliches Leben konnte er viele Menschen bekehren. Von 1399 bis 1409 unternahm er seine berühmte Wanderreise von Spanien nach Frankreich, Oberitalien, der Schweiz und Deutschland. In freimütigster Offenheit tadelte er die Zeitgenossen und scheute sich auch nicht, Fürsten und Geistlichen genauso schonungslos die Wahrheit zu sagen wie dem 'gemeinen Volk'. Er nannte sich selbst 'legatus a latere Christi' – das 'alter ego', das zweite Ich Christi. Er zog als Bußprediger durch Frankreich und starb am 5. April 1419 in Vannes in der Bretagne. Im dortigen Dom wurde er bestattet. Papst Calixtus III. sprach ihn am 19. Juni 1455 heilig.
Der Heilige Vinzenz Ferrer ist Schutzpatron von Valencia und Vannes sowie der Dachdecker, Holzarbeiter, Ziegelmacher und Bleigießer. Er wird um Beistand angerufen bei drohenden Gefahren, Fieber, Kopfweh und Epilepsie. Die Gläubigen wandten und wenden sich an ihn um eine gute Heirat und einen guten Tod.
Die Verehrung des Heiligen verbreitete sich rasch; besonderer Beliebtheit erfreute er sich in Spanien und Deutschland.
Dargestellt wird der Heilige Vinzenz Ferrer als predigender Dominikaner mit Buch, oft mit einem Kreuz oder einer Sonne mit dem Monogramm Christi IHS auf der Brust; besonders häufig mit Flügeln an seinen Schultern als Engel der Apokalypse.
Informiert über das Leben und Wirken des Heiligen Vinzenz Ferrer wurden wir maßgeblich durch einen Mann, dessen Name auch in engem Zusammenhang mit diesem Platz hier steht, nämlich Pater Ignaz Lamatsch.
Ignaz Lamatsch, geboren am 8. Februar 1797 in Lemberg, wurde Geschichtsprofessor und trat 1826 in das Retzer Dominikanerkloster ein, wo er unter anderem als Klosterchronist wirkte. Von 1832 bis 1834 war er Prior, verzichtete dann aber auf dieses Amt, da seine großen Stärken offensichtlich in der Forschung und Wissenschaft lagen. Er machte sich in verschiedenster Weise um Retz verdient. Die Ignazigasse, welche vom nordwestlichen Ende dieses kleinen Platzes in Richtung Klosterbrückl abzweigt, sowie das daran anschließende Ignazibrückl über den Stadtgraben hinweg, entstanden beide maßgeblich auf seine Initiative hin und tragen daher auch seinen Namen.
In dem um 1855 in Ödenburg von Lamatsch verfassten Werk 'Die Seeligen und Heiligen des Predigerordens' finden sich neben vielen anderen Lebensläufen auf insgesamt 50 Seiten auch detaillierte Schilderungen über Wirken und Schaffen des Heiligen Vinzenz Ferrer.
Pater Lamatsch verstarb am 8. Mai 1863." ***

Kapitel 28. 1. 11.: Schlusssegen in der Dominikanerkirche

Nach dem Ende der vierten Andacht hatten sich die Teilnehmer noch zum Schlusssegen in der Dominikanerkirche eingefunden. Dort spielte bereits beim Eintreten die Orgel. Nachdem alle ihre Plätze eingenommen hatten, wurde irgendein mir unbekanntes Lied gesungen. Danach kam ein langes Gebet von Pfarrer Groll. Nach dessen Ende wiederum trat der Vorsitzende der örtlichen Katholischen Männerbewegung an den Altar. Dort angekommen, hängte er dem Pfarrer die Stola für den Segen um.
"Bevor wir nun zum Ende kommen", verkündete Pfarrer Groll daraufhin, "möchte ich zunächst all jenen danken, die in irgendeiner Weise zum Zustandekommen dieser Prozession beitrugen. So etwa der Stadtkapelle und dem Gemischten Chor des Männergesangsvereines für ihre musikalischen Beiträge. Den Lesern der Fürbitten und Evangelien, den Gestaltern der Altäre, den Vorbereitern der anschließenden Agape. Und natürlich Ihnen allen, meine Damen und Herren, für das Mitfeiern. Abschließend darf ich Ihnen allen noch eine schöne Agape und ein paar schöne Feiertage wünschen.
Ein allerletzter Hinweis noch: Im Anschluss an den Segen werden wir während des Auszuges das Lied 'Großer Gott, wir loben dich' singen."
Danach hielt er sich wieder die Monstranz vors Gesicht und stellte sich in Richtung Hochaltar, um den Schlusssegen zu sprechen.

Kapitel 28. 1. 12.: Agape auf dem Vinzenziplatz

Der Segen war vorüber. Pfarrer Groll verließ samt Gefolge den Altarraum in die angrenzende Sakristei. Die Prozessionsteilnehmer strömten den beiden Kirchenschiffausgängen zu. Dabei sangen sie von Zetteln, die zu Beginn der Messe ausgeteilt worden waren, das Lied "Großer Gott, wir loben dich".

Die Agape war bereits in vollem Gange, als ich auf dem Vinzenziplatz ankam. Entlang der Westseite des Platzes und der Ostseite hatte man je eine lange Reihe Holztische aufgebaut. Teilweise standen diese in den beiden abschüssigen, aus Bruchsteinen errichteten Abflussrinnen. Mineralwasser, Dopplerflaschen mit Rotwein, Weißwein, rotem und weißem Traubensaft und geflochtene Körbchen mit Nussbrot aus der Bäckerei Gold befanden sich auf ihnen.

Die Uhr des Rathausturmes, der hinter dem Platz emporragte, zeigte Dreiviertel Zwölf. Ich hatte inzwischen mehrere Gläser Traubensaft und Wein genommen, jeweils von beiden Sorten. Dazu hatte ich ein paar Scheiben Nussbrot gegessen.
Auf dem Platz war der Andrang inzwischen etwas weniger geworden. Stattdessen hatten sich überall auf den Tischen ganze Batterien leerer Gläser angesammelt. Unbemerkt waren am Ausgang des Platzes zur Klostergasse hin die Männer des Städtischen Bauhofes mit einem ihrer Fahrzeuge aufgetaucht. Sie waren gekommen, um das Birkengrün, das nun nicht mehr gebraucht wurde, auf die Ladefläche des Klein-Lkw zu werfen.
In meinem Glas befand sich noch bis zur Hälfte roter Traubensaft. Ich trank dieses in einem Zug leer und stellte das Glas zurück auf den Tisch. Danach machte ich mich auf den Nachhauseweg.

Kapitel 28. 2.: Die Eröffnung der Retzer Weinwoche

Kapitel 28. 2. 1.: Am frühen Nachmittag auf dem Hauptplatz

Der Zeiger der Rathausturmuhr war auf Halb Drei gerückt.
Ich überquerte bei Optiker Sulzbergers Geschäft die Wienerstraße in Richtung Hauptplatz. Vor der Pension "Zum weißen Löwen" hatte sich bereits ein Riesenaufmarsch an Ehrengästen gebildet, bemerkte ich dabei von weitem. Ein Stück daneben in Richtung Hauptplatzmitte hin war die Stadtkapelle angetreten und spielte Märsche.
Ich blieb am Rand der Ansammlung stehen. Zahlreiche Bekannte fielen mir unter den Ehrengästen auf. Nur wenige Meter vor mir standen Umweltstadtrat Stallmeier, Bezirkshauptmann-stellvertreter Klammer und Stadtrat Pflügl zusammen. Ein Stück weiter der Obernalber Ortsvorsteher Kellner, Stadtrat Gebhardt, Gemeinderat Staudinger und Tourismusstadtrat Gruber. Daneben Rugensenior Emanuel Wiesmann, Finanzstadtrat Gold und Bürgermeister Schehr. Pfarrer Groll. Gemeinderat Drohmer. Kulturstadtrat Wiesmann. Daneben der lange, hagere, strohblonde Vorstandsdirektor Schröder von der Sparkassenzentrale in Hollabrunn, der, wenn er andere Leute ansprach, ihnen stets ins Ohr flüsterte. Altstadtamtsdirektor Bürr. Hannes Bauer, der Klubobmann der SPÖ im Niederösterreichischen Landtag, den seine Parteigenossen meistens den Bauer-Schani nannten ...
Eine Mitarbeiterin der örtlichen Bauernkammer tauchte vor mir auf. Kommentarlos heftete sie mir ein Strohblumensträußchen ans Revers von meinem Jackett. Als sie damit fertig war, fiel mir auf, dass auch die anderen Gäste bereits alle solch ein Sträußchen trugen.

Kapitel 28. 2. 2.: Der Festumzug in den Sparkassengarten

Eine unbestimmte Zeit war vergangen, als die Stadtkapelle plötzlich wieder zu spielen begann. Eine ganze Weile hatte sie pausiert. Zeitgleich mit dem Einsatz des Spieles bewegte sie sich langsam in Richtung Kremserstraße. Rasch formierten sich hinter den Musikern die anwesenden Ehrengäste zu einer langen Schlange. Nur wenige Augenblicke später setzte sich die Ansammlung auch schon in Bewegung.
Als Erstes tauchte rechts an der Kremserstraßenseite der Pension "Zum weißen Löwen" der Eingang zum "Löwenkeller" auf.
Links zog sich inzwischen vom Sgrafittohaus ausgehend über die zwei weiteren Häuser dahinter die Firma Steffl entlang.
Gegenüber folgte gleich auf das Gebäude des "Weißen Löwen" der Bauernladen. Vor der Tür des Selbstvermarktergeschäftes stand wieder die schwarze Tafel mit der Überschrift "Der Bauernladen empfiehlt heute: ..." Darunter befand sich irgendetwas mit Kreide Geschriebenes, das ich so schnell nicht entziffern konnte.
Die Trafik schloss sich dem Bauernladen an.
Hinter ihr kam das ehemalige Obstgeschäft Säher, dann die Kreuzung Brunngasse/Kremserstraße/Klostergasse.
Der Zug bewegte sich hindurch zwischen dem Modehaus Gründler auf der rechten Seite und der Blutplasma-Spendestation gegenüber.
Danach ging er links um die Ecke herum. Hindurch zwischen dem Babywarengeschäft 87 neben der Spendestation auf der linken Seite und dem rechts gegenüberliegenden Eckhaus der Katholischen Frauenbewegungs-Vorsitzenden Friederike Koran.
Das Nalbertor folgte direkt auf das Haus der KFB-Vorsitzenden. Die EDV-Handlung Himmelreich 88 an der Ecke zum Schloßplatz kam in dem Augenblick in Sicht.
Der Aufmarsch durchzog die gleich darauf folgende Rechtsabbiegung der Kremserstraße.
Rechterhand tauchte die Fußpflege auf.
Auf der linken Seite die EDV-Handlung. Direkt neben ihr die "Schlecker"-Filiale. Dem Drogeriemarkt folgte der Weg in den Stadtpark, mit dem das historische Viertel seinen schnurgeraden Abschluss fand.
Auf der Höhe des Sportwarengeschäftes, wo links die Bahnhofstraße abzweigte, stand auch wieder ein Gendarm, der kurzfristig den Verkehr hinter sich abriegelte.
Der Kreuzung schlossen sich links das SPÖ-Gebäude und rechts die Rosseggergasse an.
Zu beiden Seiten der Straße begann danach die lange Schlange der Autos von Weinwochengästen. Wie jedes Jahr zog sie sich wieder bis ans Ortsende.
Links tauchte die Abzweigung zur Puntschertstraße auf. Mit ihr der Beginn der langen Kastanienallee längs der Straße, die sich bis zum Seeweg entlang zog. Und in der bereits der Eingang zum Sparkassengarten lag.

Kapitel 28. 2. 3.: Ankunft vor dem Sparkassengarten

Kurz nach Passieren der Höhe Puntschertstraße bewegte sich die Spitze des Zuges bereits in den Sparkassengarten links der Straße hinein. Er lag noch ein ganzes Stück vor mir. Auf der Fahrbahn davor formierte sich währenddessen die Kapelle neu. Ihre Mitglieder machten kehrt, indem sie zunächst geradeaus weiter marschierten. Sie liefen dabei Reihe für Reihe in der Mitte durch die Reihen der bereits in Richtung Ehrengäste umgedrehten Kameraden. Diese befanden sich selbst wiederum im Marschschritt nach vorn. Am Ende der bereits nach vorn Marschierenden liefen sie abwechselnd nach links und rechts auseinander. Sie ordneten sich immer jeweils außerhalb der bereits Gedrehten ein.
Schließlich war dieser Vorgang abgeschlossen. Die Träger des Marienbildes, die gleich hinter der Kapelle hergelaufen waren, wurden nun aktiv. An der Spitze von vier langen Stangen hatten sie den ganzen Umzug über eine religiöse Darstellung getragen. Mit dieser gingen sie nun so lange im Kreis herum, bis sie eine stabile Position erreicht hatten. Schließlich blieben sie vor der angetretenen Kapelle stehen.
Mehr und mehr rückte der Zug in Richtung Sparkassengarten nach. Auf der rechten Straßenseite tauchten unmittelbar hinter den Häusern die Weingärten auf, die sich den Gollitsch hinaufschoben.
Eine kleine Treppe aus Granitwürfeln führte von der höher gelegenen Straße zunächst auf den Fußweg hinab. Links neben dem Ende der Treppe hatte ein Erdbeerverkäufer seinen Stand aufgebaut. Von einem einfachen Holztisch aus bot er Schälchen und ganze Spankörbe voll mit reifen Erdbeeren an.
Wenige Schritte hinter ihm, an der Grundstücksgrenze längs des Fußweges, lag bereits der Eingang zum Sparkassengarten. Seine Holztorflügel standen sperrangelweit auf. Die beiden breiten Pfeiler rückten ins Bild. Auf ihnen die zwei Steinlöwen. Symmetrisch liegend, die Köpfe beim Torinneren habend, in Richtung Straße sehend. Zwischen den Pfeilern der aus Metallbuchstaben gebildete, bogenförmige Schriftzug "Raymanngarten". Stück für Stück schob sich die Gästekarawane in das dahinterliegende Areal hinein.
Eine weitere Granitsteinwürfeltreppe, die ebenfalls wieder nur über ein paar Stufen verfügte, folgte. Sie führte dann schließlich in den Garten.

Kapitel 28. 2. 4.: Im Garten

Ein Gelände im Stil eines englischen Parks tat sich auf. Alle möglichen Bäume wuchsen wild durcheinander. Entlang der Ränder des weitläufigen Areals zogen sich blickdichte Gebüschreihen entlang. Überall zwischen den Bäumen waren die typischen Heurigentische und die fast genauso aussehenden dazugehörigen Bänke aufgestellt worden. Ihre verwinkelten Metallgestelle waren im klassischen Grasgrün gehalten. Die Platten darauf, sowohl auf den Tischen als auch auf den Bänken, sahen schon ziemlich abgewetzt aus. Unzählige private Gäste saßen bereits an den Tischen.
Gleich neben dem Eingang zogen zwei Fahnenmasten vorbei. Die blau-gelbe Flagge Niederösterreichs und die rot-weiß-rote Österreichs hingen von ihnen herab.
Wenige Meter geradeaus tauchte ein kleiner Springbrunnen auf. Zahlreiche Rosen in mehreren Farben blühten rings um das Objekt herum. Ein ganzes Stück dahinter erhob sich inmitten von Gebüsch ein zweistöckiger, gemauerter Pavillon im Jahrhundertwendestil.
Vom rechten Ende des Tores ausgehend wurde das Gelände vom Optischen her vertikal in zwei Hälften unterteilt. Links in eine sonnenbeschienenere. Hauptsächlich Gras und Gebüsch und auch der Brunnen und der Pavillon befanden sich auf ihr.
Rechts in eine etwas dunklere. Die Bäume standen in ihr besonders dicht und es herrschte eher Waldatmosphäre. In der Mitte bestand eine Art natürliche Grenze aus Bäumen und Sträuchern.
Rechts vom Eingang fiel mir daraufhin eine Hähnchengrillstation auf. Bratengeruch und das charakteristische Brutzelgeräusch verbreiteten sich von ihr aus weit über den Garten.
Der Zug machte einen Bogen nach rechts. Ein kleiner Pappkamerad-Koch mit breitgedrückter Kochmütze zog vorbei. Auf der schwarzen Tafel, auf die er sich stützte, pries er irgendetwas zum Essen an. Im Vorbeigehen konnte ich es allerdings nicht so schnell entziffern.
Geradeaus tat sich die schattigere Hälfte des Parks auf. An ihren Rändern war der Großteil der Holzhütten der Aussteller konzentriert.
Ein ganzes Stück vor mir tauchte eine einfache, überdachte Holzbühne auf. Davor eine quadratische Betonfläche im Boden. Etliche Reihen hölzerner Klappstühle befanden sich auf dem Beton. Die Spitze des Zuges hatte in diesem Augenblick bereits die Bühne erreicht. Dort begann sie sich aufzulösen und auf die ersten Reihen zu verteilen.

Kapitel 28. 2. 5.: Die Begrüßung der Gäste

Ich nahm auf dem Stuhl ganz links in der hintersten Reihe Platz. Danach begann ich, mein Schreibzeug auszupacken. Aus den Augenwinkeln bekam ich mit, wie sich unterdessen zu Füßen der Bühne ein Frauenchor zusammenstellte. Kurz darauf stimmten seine Mitgliederinnen ein Lied an.

Die Darbietung war beendet. Beifall ertönte. Ein älterer, graumelierter Mann trat hinter das Mikrophon. Nach einem kurzen Augenblick des Überlegens erkannte ich ihn wieder. Es war Johann Fürst, der Vorsitzende des Weinbauvereines des Landwirtschaftskammerbezirkes Retz. Auf seinem Weingut entstanden mit die besten Weine der ganzen Gegend, wie ich von Weinpräsentationen bei mehreren Presseterminen wusste.
"Meine sehr geehrten Ehren- und Festgäste! Meine Damen und Herren! Als Obmann des Bezirksweinbauverbandes ist es mir eine besondere Freude und Ehre, Sie heute zur 25. Retzer Weinwoche herzlich begrüßen zu können. Viele Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und dem öffentlichen Leben sind aus dem In- und Ausland zu uns nach Retz gekommen. Das Retzer Land mit seinen Hängen und Hügeln bringt alljährlich bekömmliche Weine mit hohem Qualitätsniveau hervor. Jahrhunderte lange Tradition im Weinbau, Sorgfalt und Erfahrung sind Merkmale, die unsere Weine kennzeichnen. Die Retzer Weinwoche bietet einen Überblick des Qualitätsangebotes des Jahrgangs 1993.
Unter unseren Ehrengästen, die ich alle herzlich willkommen heiße, begrüße ich ganz besonders den Landeshauptmann von Niederösterreich, Herrn Dr. Erwin Pröll."
Beifall.
"Eine besondere Ehre ist uns der Besuch des Präsidenten der Niederösterreichischen Landwirtschaftskammer, Herrn Rudolf Schwarzböck."
Beifall.
"Ein Gruß gilt Herrn Klubobmann Dr. Hannes Bauer."
Beifall.
"Ich begrüße Frau Nationalratsabgeordnete Rosemarie Bauer."
Beifall.
"Ebenso begrüße ich recht herzlich Frau Landtagsabgeordnete Marianne Lembacher."
Beifall.
"Ein besonderer Gruß gilt unserer Bundeswinzerkönigin Waltraud I. und Landeswinzerkönigin Anita I."
Beifall. Die Landeswinzerkönigin sieht ja besonders toll aus, fiel mir auf. Von ihr muss ich nachher unbedingt ein paar Aufnahmen für meine Ausstellungsmappe mit den Mädchenportraits machen, nahm ich mir vor.
"Den Bezirkshauptmann Hofrat Dr. Adolf Wegl, der immer großes Verständnis und Unterstützung für uns Weinhauerschaft entgegenbringt, heiße ich herzlich willkommen."
Beifall.
"Ich heiße herzlich willkommen die Herren von der Exekutive unter der Führung von Herrn Postenkommandant Erich Hammer."
Beifall.
"Für alle Kammer- und Weinbauvereinsobmänner heiße ich Herrn Landeskammerrat Vizebürgermeister Karl Pfand willkommen."
Beifall.
"Stellvertretend für alle Bürgermeister begrüße ich den Bürgermeister von Retz, Herrn Hofrat Adolf Schehr, als auch den Stadtamtsdirektor Herrn Andreas Piglmayr und alle Stadt- und Gemeinderäte."
Beifall.
"Ich begrüße die Tourismusobmänner Herrn Dir. Reinhard Gruber und Herrn Wiklicky sowie den Regionalmanager vom "Retzer Land", Herrn Mag. Fritz Stiedl."
Beifall.
"Einen herzlichen Gruß an unsere Nachbarn aus der Tschechischen Republik, besonders dem Bürgermeister der Stadt Znaim, Herrn Pavel Balek."
Beifall.
"Ich darf an dieser Stelle auch gleich darauf verweisen, dass wir im Verlauf der Weinwoche auch musikalische Gäste aus unserer Nachbarstadt jenseits der Grenze begrüßen dürfen. Wie Sie ja wissen, steht jeder der restlichen neun Tage der Weinwoche ganz im Zeichen einer bestimmten Gemeinde, deren Winzer hier teilnehmen. Dies kommt unter anderem durch den Auftritt von jeweils einem Kulturensemble, einer Musikervereinigung oder einer Trachtentanzgruppe aus dieser Gemeinde zum Ausdruck. Und der Mittwoch nächste Woche ist in diesem Sinne der Großgemeinde Znaim gewidmet. Als musikalisches Aushängeschild der Stadt hinter der Grenze wird an diesem Tag eine Gruppe in Erscheinung treten, die einmal ein wenig einen Kontrapunkt setzen wird zu dem eher auf traditionelle Volksmusik ausgerichteten Programm der Weinwoche, und zwar die 'Big Band Znojmo'. Eine Musikformation, von der ich Ihnen bereits jetzt Jazz-Melodien in Vollendung versprechen kann."
Er suchte kurz auf seiner Unterlage und fuhr dann fort: "Ich freue mich über den Besuch des Direktors der Sparkasse, Herrn Dir. Dr. Walter Pangratz und sage Dank für die jährliche Bereitstellung dieses schönen Gartens."
Beifall.
"Ich begrüße weiters die Herren Direktoren der Raiffeisenkassa, Herrn Schausenberger und Herrn Grünauer, von der Volksbank Herrn Pokuristen Behdorf und von der Hypobank Herrn Kurz."
Beifall.
"Als Vertreter der Medien darf ich Herrn Christoph Altrogge von den 'Bezirksnachrichten Hollabrunn' recht herzlich begrüßen und bitte wie immer um positive Berichterstattung."
Beifall. Fast alle drehten sich auf ihren Plätzen zu mir herum. Ich stand auf, nickte kurz in alle Richtungen und setzte mich wieder.
"Einen besonderen Gruß richte ich an die Gebietsbäuerinnenobfrau Ökonomierat Rudolfine Säher mit dem Bäuerinnenchor Retz-Haugsdorf. Ebenso an die Stadtkapelle Retz unter der Leitung von Kapellmeister Rudolf Neumayr. Beiden darf ich bereits jetzt für die musikalische Umrahmung dieser Veranstaltung danken."
Beifall. Noch während die Zuschauer klatschten, stellte sich wieder der Bäuerinnenchor vor der Bühne zusammen.

Kapitel 28. 2. 6.: Die Eröffnungsreden der Prominenten

Im Anschluss an die Darbietung setzte Vorsitzender Fürst wieder seine Moderation fort:
"Sehr geehrte Damen und Herren! Vor über 25 Jahren kam ein mutiger Bezirksweinbauverbandsobmann, Herr Franz Schally, auf die Idee, beste Weine unseres Gebietes nicht nur in tiefen Kellern zu verkosten, sondern einem Publikum aus Weinkennern und Weininteressierten zu präsentieren. Ökonomierat Anton Sommer als sein Nachfolger baute dieses Fest immer mehr zu einer lokalen Weinmesse aus, so dass wir heute die Retzer Weinwoche als repräsentative Leistungsschau der besten Weine aus den Kammerbezirken Retz, Haugsdorf, Eggenburg und Hollabrunn bezeichnen können.
Diese traditionelle Veranstaltung lockt immer mehr Gäste, sogar aus dem Ausland, an und hat eine wichtige Bedeutung. Sie bietet nicht nur Orientierung und Vergnügung, sondern zeigt den hohen Stand der Weinbereitung. Jeder, der hier ein paar Stunden verbringt, kann aus dem Besten wählen, was das Weinviertel zu bieten hat. Trotz aller Liebe zum Wein, trotz aller Kenntnisse, qualitativ höchststehende Weine zu keltern, sind alle der anwesenden Weinhauer gefordert, die Verkaufsstrategie dieser Qualität, sowohl im In- als auch im Ausland, ständig zu verbessern.
Um dieses Bemühen zu erreichen, darf ich auch die verantwortlichen Vertreter der Öffentlichkeit ersuchen, dieses zu unterstützen. Doch verkosten und genießen Sie zunächst im Anschluss dieser Feierlichkeiten, sehr geschätzte Festgäste, die 500 Spitzenweine unserer Region."

Kurze Zeit später machte er auf die musikalischen Programme während der reichlichen Woche aufmerksam. "Jeder Tag der Weinwoche, meine Damen und Herren, rückt eine der teilnehmenden Weinbaugemeinden in den Mittelpunkt. Ihren Wein und ihre Winzer, genauso aber auch ihre musikalischen Stärken. Aus der jeweiligen Stadt, die vorgestellt werden wird, tritt am selben Tag eine Blasmusikkapelle auf. So wird uns heute noch im Laufe des Tages Tanz und Unterhaltung mit der 'Burgmusik Kaja' aus Niederfladnitz geboten werden.
Morgen, Freitag, den 3. Juni, übernimmt dies die 'Trachtenkapelle Zellerndorf'.
Samstag, 4. Juni: Die 'Retzbacher Buam'.
Sonntag, 5. Juni: 'Trachtenkapelle Pulkau'.
Der Montag ist wie immer veranstaltungsfrei.
Dienstag, 7. Juni, wieder die 'Retzbacher Buam'.
Am Mittwoch, 8. Juni, wie schon erwähnt, die 'Big Band Znojmo'.
Donnerstag, 9. Juni: 'Dorfmusik Hadres'.
Freitag, 10. Juni: 'Grenzlandkapelle Hardegg'.
Samstag, 11. Juni: 'Lederhosentrio'.
Und als Abschluss am Sonntag, dem 12. Juni: 'Obermarkersdorfer Musikverein'."
Er ordnete kurz seine Unterlagen, bevor er fortfuhr: "Verkehrssicherheit ist ein Thema, das den Organisatoren der Retzer Weinwoche sehr am Herzen liegt. So steht ab diesem Jahr das 'Weinwochen-Taxi' zur Verfügung. Damit Sie hier ohne Sorgen das eine oder andere Achtel trinken können und danach trotzdem verkehrssicher nach Hause kommen.
Machen Sie Gebrauch von diesem kostengünstigen Angebot und tragen Sie so zur Sicherheit auf unseren Straßen bei!"
Danach wies Fürst darauf hin, dass im Vorfeld der Veranstaltung alle Standteilnehmer der Weinwoche dazu aufgerufen worden waren, im Sinne der Förderung des Fahrradtourismus zumindest eine fahrradfahrerfreundliche Speise sowie ein solches – vor allem alkoholfreies – Getränk in ihr Angebot aufzunehmen.
"Ich darf nun unsere Bundeswinzerkönigin Waltraud I. um die Grußworte bitten."
Beifall.
Die Angesprochene erhob sich aus der ersten Reihe und nahm den Platz von Vorsitzenden Fürst hinter dem Mikrophon ein. "Herr Landeshauptmann, geschätzte Fest- und Ehrengäste, liebe Winzerinnen und Winzer, sehr geehrte Damen und Herren!
Ein herzliches Grüß Gott Ihnen allen! ..."

"Wie beliebt die Retzer Weinwoche auch im Ausland ist", wies die Königin eine ganze Weile später im Verlauf ihrer Rede hin, "das zeigt die Tatsache, dass sich seit dem Fall des Eisernen Vorhangs Jahr für Jahr auch Gäste aus der Tschechischen Republik die Ehre geben, und diese möchte ich ganz kurz auf Tschechisch begrüßen. Ich darf dazu anmerken, dass ich Studentin an der Fachhochschule für Internationale Wirtschaftsbeziehungen in Eisenstadt bin. Es ist dies eine Bildungseinrichtung, die sich in ihrem Lehrplan sehr stark auf den Handel mit den Ländern Mittel- und Osteuropas spezialisiert hat. Daher wird an ihr auch Tschechisch als Unterrichtsfach gegeben." Danach fuhr sie auf Tschechisch fort. Ich horchte auf.
Starker Beifall folgte nach dem Ende ihrer fremdsprachigen Begrüßungsworte. "Zum Schluss darf auch ich Sie einladen", führte sie ihre Ansprache auf Deutsch weiter, "die guten Weine hier zu verkosten, und ich möchte Ihnen noch ein paar schöne Stunden im Sparkassengarten wünschen." Mit diesen Worten verließ sie die Bühne.
Beifall.
Vorsitzender Fürst trat wieder ans Mikrophon. "Ich darf mich bei der Winzerkönigin recht herzlich bedanken und möchte ihr ein kleines Präsent überreichen. Ich hoffe, wir haben da richtig geraten. Und zwar bekommen Sie einen Ihrem Geburtsjahrgang entsprechenden Riesling Sylvaner."
Beifall.
"Ich bitte nun unseren geschätzten Landeskammerrat Karl Pfand um seine Grußworte. Er hat ebenfalls uns Weinhauer sehr unterstützt und sich immer für uns eingesetzt."
Beifall.
Der Bauernfunktionär und Vizebürgermeister, vor dessen Haus am Vormittag noch eine der Andachten stattgefunden hatte, kam nach vorn. Er hielt eine längere Rede über die Situation der Landwirtschaft im Kammerbezirk Retz und im politischen Bezirk Hollabrunn.

Anschließend erfolgte die Verleihung der Ehrenmedaillen der Retzer Weinwoche. Sie gingen in diesem Jahr an die Nationalratsabgeordnete Rosemarie Bauer und den "Retzer Land"-Regionalmanager Fritz Stiedl, jeweils in Anerkennung ihres Einsatzes für die regionalen Bauern. Vorsitzender Fürst erläuterte vor jeder der beiden Überreichungen ausführlich die Verdienste der Geehrten. Nach dem Umhängen der Medaille bekamen beide von Fürst noch eine geschnitzte Urbanusstatue überreicht, was ich beides mit der Kamera festgehalten hatte. Als letzter Teil dieses Programmpunktes schlossen sich die Dankesreden der Ausgezeichneten an, zuerst die der Abgeordneten, dann die des Managers.
Noch während ich mich auf dem Weg zurück zu meinem Platz befand, trat Vorsitzender Fürst wieder hinter das Rednerpult. "Nun möchte ich unseren geschätzten Herrn Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll um einige Worte bitten und ersuche ihn, die Retzer Weinwoche zu eröffnen."
Beifall erklang. Der Politiker betrat die Bühne.

Pröll redete noch, als im Hintergrund Männer bereits einen Tisch hereinräumten und darauf etliche Auszeichnungen aufbauten.
Nach dem Ende der Rede des Politikers übernahm Vorsitzender Fürst wieder seine Moderatorenfunktion. "Es findet nun die Ehrung der Top-Ten-Winzer statt", kündigte er an. "Ich bitte alle Winzer, die mit ihren Weinen diese Auszeichnung verdienen, in der Reihenfolge meiner Aufzählung zu uns auf die Bühne zu kommen."
Er begann, die Namen zu verlesen, die genannten Winzer betraten die Bühne. Auch ich ging wieder vor, um Bilder zu machen. Gegenüber am anderen Ende der Bühne stand auch wieder Hermann Neumayr vom Stadtamt mit seiner Kamera.

"... das Weingut Burgstaller aus Pulkau, vertreten durch Herrn Achim Burgstaller."
Ich horchte auf, als der Name inmitten der langen Reihe von Namen plötzlich auftauchte. War das nicht der Vater von Wilhelm? überlegte ich.
Die Vermutung bestätigte sich, als der genannte Winzer seitlich der Stuhlreihen nach vorn eilte.

"Die 25. Retzer Weinwoche stellt wieder einen Querschnitt der besonderen Weinqualitäten unserer Region dar", moderierte Fürst nach dem Ende des Vorgangs. "Es werden 500 Weine ausgestellt, davon 30 Prozent Rotweine. Jeder zweite der Weißweine wurde in der Qualitätsstufe Kabinett produziert, jeder fünfte als Prädikatswein, davon wiederum sind 16 Eisweine. Neben all dem werden auch fünf Winzersekte angeboten.
71 Prozent all dieser Weine wurden mit Gold ausgezeichnet. Von dieser großen Auswahl wurden wieder die besten unter den Sorten als Sortensieger ermittelt.
Folgende Weinhauer, die diese Ehrung erhalten, bitte ich in gleicher Weise zu mir."

"... das Weingut Burgstaller aus Pulkau, vertreten durch Herrn Achim Burgstaller", hörte ich es kurz darauf ein zweites Mal. Abermals kam Wilhelms Vater eiligen Schrittes nach vorn.
Der gesamte Vorgang nahm wieder eine gewisse Zeit in Anspruch. Einer nach dem anderen kam nach vorn. Als schließlich alle da waren, bat Fürst: "Ich ersuche nun Herrn Landeshauptmann Dr. Pröll, die Ehrungen und Überreichungen der Urkunden vorzunehmen, und zwar für folgende Sortensieger: ..."
Es folgte eine Aufzählung von Weinsorten mit den jeweiligen Qualitätsstufen, Jahrgängen und den Weingütern, auf denen sie produziert wurden. Pröll ging daraufhin jeweils zu dem genannten Weinbauer, gratulierte ihm und übergab ihm die Urkunde.
Als die Zeremonie vorüber war, nahm Vorsitzender Fürst vom Tisch mit den Auszeichnungen eine Holzstatue, welche als einzige dort stehengeblieben war. Mit ihr trat er dem Landeshauptmann gegenüber und sagte zu ihm: "Herr Landeshauptmann, du sollst selbstverständlich nicht leer ausgehen für deine Mühen, die du dir hier im Rahmen dieses Festaktes gehabt hast. Ich darf dir für deinen Einsatz hier, und auch ganz generell dafür, wie du immer wieder bemüht bist, in der Landespolitik Möglichkeiten zu finden, wenn es darum geht, uns Weinbauern in unserer nicht immer leichten Arbeit zu unterstützen, und nicht zuletzt auch als Erinnerung an die Retzer Weinwoche, diesen geschnitzten Buttenträger überreichen."
Beifall. Ich lief bis zur Mitte des Platzes vor der Bühne. Dort gab ich den beiden Männern ein Winkzeichen, dass sie mal mit der Figur in der Hand zu mir hersehen sollten. Danach machte ich etliche Aufnahmen und verschwand dann wieder aus dem Geschehen.
Fürst trat danach wieder ans Rednerpult und äußerte in Richtung Publikum: "Ich darf nun im Anschluss alle Ehrengäste zu einem Rundgang zum Verkosten unserer Weine einladen. Bevor wir doch dazu übergehen, werden wir zuvor noch, begleitet von der Retzer Stadtkapelle, gemeinsam die niederösterreichische Landeshymne singen. Mir selbst bleibt nun nur noch übrig, allen Besuchern ein schönes Weinerlebnis und allen Weinbauern einen guten Jahrgang 1994 zu wünschen."
Tosender Beifall setzte ein. Noch während des Klatschens erhoben sich die Gäste für die anschließende Hymne.
Wenige Augenblicke danach spielten die Musiker die ersten Töne der Hymne an, worauf die versammelten Ehrengäste mit dem Text einfielen.

Kapitel 28. 2. 7.: Nach dem Festakt

Der offizielle Teil war vorüber. Die Gäste erhoben sich von ihren Plätzen und schwärmten zu den Hütten aus. Innerhalb kurzer Zeit waren die Stuhlreihen vor der Bühne bis auf wenige Ausnahmen völlig verwaist. Ich beschloss, zunächst erst einmal den Vorsitzenden Fürst um die Liste mit den Namen der Ehrengäste zu bitten.
Als ich nach ihm Ausschau hielt, fand ich ihn bei der Runde Ehrengäste. Sie hatte sich um den Landeshauptmann am ersten Stand rechts neben der Bühne gebildet. Von dort aus würde sie sich wie schon im letzten Jahr wieder von einem Stand zum anderen durchkosten.

Kapitel 28. 2. 8.: Rundgang durch das Festgelände

Ich hatte das Gewünschte bekommen und noch einiges mehr an Fakten. Ich ging damit zum Rand der Bühne. Auf ihr stellte ich die Tasche ab, öffnete das hinterste Fach und verstaute die Zettel in dem leeren Hefter darin.
Hinter mir begann man bereits die hölzernen Klappstühle wegzuräumen. Aus den Augenwinkeln beobachtete ich, wie man sie in einem Arbeitsgang auf der Bühne wieder aufstellte.
Als Nächstes nahm ich mir vor, im Uhrzeigersinn eine Runde durch den Park zu drehen, um mir dabei für einen Info-Kasten neben dem Zeitungsartikel die Namen der Ortschaften oder Vereine von den Schildern an den Holzhütten abzuschreiben, die diese betrieben.
Ich begann damit gleich rechts neben der Bühne, an der sich nach wie vor die Runde um den Landeshauptmann aufhielt. Der Stand wurde von der Gemeinde Röschitz betrieben, wie ich dem Holzschild an der Vorderfront entnahm.
Die Zellerndorfer Katastralgemeinde Platt folgte. Auf der Bühne hatten sich unterdessen die Musiker der Stadtkapelle niedergelassen und zu spielen begonnen. Das Betonviereck davor war inzwischen völlig leer geräumt worden und diente als Tanzfläche. Stadtrat Gruber gab zusammen mit einer mir unbekannten Frau darauf den ersten Tanz. Nach und nach folgten auch andere Paare.
Pillersdorf schloss sich in der Reihe der Stände an.
Arbeitsgemeinschaft der Bäuerinnen.
Schrattenthal.
Obermarkersdorf.
Kleinriedenthal.
Kleinhöflein.
Unternalb.
Obernalb.
"Weinstadt Retz" lautete die Aufschrift auf dem Schild der breitesten aller Hütten.
Das Innere vieler der Stände war mit volkskundlichen Gestecken aus Naturmaterialien geschmückt worden, fiel mir auf.
Unterretzbach folgte.
Mitter- und Oberretzbach.
Damit war ich am Anfangsbereich des schattigen Teils vom Park angelangt, in dem sich die Hütten der Weinausschänker befanden. Haugsdorf folgte als erster Anbieter in der Reihe nach der eingangsbedingten Lücke.
Die "Bregenzerwälder Käsestraße" mit vielen urtümlich wirkenden Käseleibern und zurechtgemachten Käsekostproben schloss sich an.
Zellerndorf folgte als Nächstes.
"Sekt vom Winzer".
"Matthias Corvinus".
"Obernalber-Untermarkersdorfer Weinfreundschaft".
Eggenburg.
Pulkau.
Leodagger.
Bauernladen Retz.
Göllersdorf.
Damit stand ich wieder an der Bühne, von wo aus ich meinen Rundgang begonnen hatte. Diesmal jedoch am linken Rand.

Kapitel 28. 2. 9.: Der Artikel über die Veranstaltung

Da ich den dienstlichen Teil erledigt hatte, beschloss ich, mir erst einmal von einem der Stände etwas zu Essen und zu Trinken zu holen. Ich erinnerte mich, dass ich beim Bauernladenstand eine recht breite Auswahl an belegten Broten mit verschiedenen hausgemachten Zutaten gesehen hatte. Ich ging die paar Schritte zurück bis zu dem Stand und legte die Schreibmappe auf einem Tisch gleich davor ab. Nachdem ich das getan hatte, entnahm ich das Portemonnaie aus der Brusttasche des Oberhemdes und begann, mir das Angebot näher anzusehen.

Ich hatte gleich zwei Brote und dazu ein Glas Traubensaft gekauft. Mit den Sachen setzte ich mich an den Tisch, auf dem bereits meine Mappe lag. Als Nächstes holte ich die Tasche zu mir herauf, öffnete das hinterste Fach. Aus ihm entnahm ich die Unterlagen, die ich von Fürst bekommen hatte, um sie mir etwas näher anzusehen.
Gleich zuoberst lag die Übersicht mit den Top-Ten-Winzern. Auf Platz Drei sah ich dann auch schriftlich vor mir, was mir zuvor schon bei der Preisverleihung aufgefallen war: Weingut Familie Burgstaller, Pulkau.
Ich legte das Blatt auf die Seite, nachdem ich es durchgelesen hatte. Als Nächstes folgte die Liste der Sortensieger mit Kategorie, Weinsorte, Name des herstellenden Weingutes und dem Ort, in dem es sich befand.
Ich begann zunächst erst einmal die Spalte mit den teilweise exotisch klingenden Weinkategorien zu überfliegen. Kategorie Veltliner klassisch, las ich da.
Kategorie Veltliner kräftig stand als Nächstes in der Reihe.
Weißburgunder. Weißburgunder 2000, Weingut Familie Burgstaller, Pulkau, war im weiteren Verlauf der Spalte zu lesen.
Riesling.
Der Welschriesling-Sieger schloss sich an.
Chardonnay. Abermals las ich ein Stück daneben: Weingut Familie Burgstaller, Pulkau. Die räumen ganz schön ab, dachte ich.
Seltene Sorte weiß folgte.
Amorareiche Sorten.
Blauer Portugieser.
Blauburger.
Zweigelt.
Cuvée.
Seltene Sorte rot.
Und schließlich Prädikatsweine.
Nachdem ich alles durchgelesen hatte, schlug ich wieder die Ledermappe mit den leeren Zetteln auf und begann zu schreiben:
"Großer Andrang herrschte anlässlich der Eröffnung der 25. Retzer Weinwoche im stimmungsvollen Ambiente des Sparkassengartens. Als Stargast der Veranstaltung war Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll eingeladen, welcher auch die Eröffnungsrede vornahm. 'Wir wollen in den nächsten fünf bis zehn Jahren weintouristisch zu den Top-Regionen in Europa aufschließen', gab der Politiker darin für Landwirtschaft und Tourismus die Marschroute für die nähere Zukunft vor.
Zu den Höhepunkten gehörten auch wieder die traditionellen Preisverleihungen, die in diesem Jahr von Landeshauptmann Pröll persönlich vorgenommen wurden (Näheres siehe Info-Kasten).
Im Anschluss an den offiziellen Teil erwartete die Anwesenden dann noch ein vielfältiges und abwechslungsreiches Nachmittagsprogramm. Mit Hausgemachtem vom Bauernladenstand, Käsekostproben von der 'Bregenzerwälder Käsestraße', musikalischer Unterhaltung durch die Stadtkapelle, Informationen rund um die 'Weinviertler Weinstraße', Betreuung der Jüngsten durch Tagesmütter vom NÖ Hilfswerk Retz und nicht zuletzt natürlich 500 verschiedenen Weinen von 217 Winzern aus dem gesamten Bezirk Hollabrunn schaffte man es wieder einmal, trotz großer Gästescharen und eines ausgedehnten Areals eine Feier auf die Beine zu stellen, bei der Familienfestatmosphäre vorherrschte.
Geöffnet hat die größte Präsentationsschau regionaler Weine noch bis zum 24. Juni."
Ich ließ eine Zeile frei und vermerkte darunter "Namen der Aussteller, Top-Ten-Winzer und Sortensieger für Info-Kasten abschreiben."

Kapitel 28. 2. 10.: Späterer Nachmittag

Inzwischen war es späterer Nachmittag geworden. Aus dem Erdgeschoss des Pavillons, in dem die Katholische Frauenbewegung ihren Basar aufgebaut hatte, drang das Geräusch von Teller- und Löffelklappern. Es erinnerte mich an die Atmosphäre, die früher bei uns daheim immer geherrscht hatte, wenn Sonntag Nachmittag Gäste gekommen waren. Wenn dann der Tisch in Großmutters Wohnzimmer mit allen möglichen Kuchentabletts und dem noblen Rosenmotiv-Service gedeckt wurde. Ich beschloss, mir ein Stück Torte und eine Tasse Kaffee zu holen.
Eine Rosenrabatte erstreckte sich rings um das Gebäude, welche gerade zu blühen begann.
Ich betrat das Haus, in dem es im Vergleich zu draußen angenehm kühl war. Rechts tat sich ein langgezogenes Kuchenbuffett auf. Verschiedenste hausgemachte Kuchen und Torten befanden sich darauf. Eine Kaffeemaschine blubberte auf einem Tisch an der Wand hinter dem Buffett.
Links war der Flohmarktsteil des Basares aufgebaut worden. Alle möglichen Schmuck- und Haushaltsgegenstände verteilten sich dort über die Tische des Raumes. In einigen Metern Entfernung entdeckte ich inmitten des Trödels etliche Kisten antiquarischer Bücher. Bei dem Anblick beschloss ich, das Essen erst einmal zu verschieben. Wie ich bereits von etlichen Flohmärkten mit Büchern im Angebot aus Erfahrung wusste, konnte man bei so etwas, wenn man nur geduldig genug war, äußerst gründlich zu suchen, sehr gute Sachen zu Spottpreisen erstehen.
Eine Papptafel, welche in der Mitte der Kisten lehnte, bestätigte daraufhin gleich wieder meine Erfahrung, was die Preise betraf. Mit rotem Filzstift stand auf ihr geschrieben: "Kleine Bücher 10,-- bis 20,-- Schilling, Bildbände 100,-- bis 200,-- Schilling."

Ich hatte wahrscheinlich schon etwa eine halbe Stunde lang mir den Inhalt einer Bücherkiste nach der anderen angesehen. Plötzlich hielt ich ein Buch im Taschenbuchformat unter dem Titel "Gespräche mit Seth" in den Händen. Seth, erinnerte ich mich an das, was ich im Verlauf von Jahren bereits über das alte Ägypten gelesen hatte, das war der damalige Gott der Wüste, des Chaos, des Unwetters und des Unfriedens. Gleichzeitig aber auch Schutzgott der Asiaten und der Fremden allgemein. Das christliche Prinzip des absolut Guten und absolut Bösen kannte man damals ja noch nicht. Stattdessen schrieb man allen Göttern in unterschiedlicher Gewichtung Eigenschaften in beide Richtungen zu.
Ich schlug das Buch auf und begann das Inhaltsverzeichnis zu überfliegen. "Wie Gedanken Materie erzeugen – Koordinationspunkte", las ich da. "Schlaf, Traum, Bewusstsein." (...) "Schöpfungsmythen und der multidimensionale Gott." "Reinkarnationszivilisationen, Wahrscheinlichkeiten und mehr über den multidimensionalen Gott." "Wahrscheinliche Systeme, Menschen und Götter." (...) "Verschiedene Bewusstseinszustände, Symbolik und Facetteneinstellung." (...) "Aspekte der multidimensionalen Persönlichkeit aus meiner Sicht." (...) Ich beschloss, das Buch zu kaufen, da mich solche Dinge schon immer interessiert hatten.

Ich trug das Erworbene zu einem der Tische im helleren Grasbereich des Gartens und setzte mich selbst dahinter. Bevor ich zu Essen begann, holte ich wieder das Schreibzeug aus der Tasche. Ich notierte mir zur Erinnerung für mich selbst unter den Artikelentwurf: "KFB-Vorsitzende anrufen. Nach der Höhe des Erlöses aus dem Basar erkundigen. Und danach, für welchen gemeinnützigen Zweck er diesmal verwendet wird." Danach legte ich die Mappe auf die Seite und nahm den ersten Schluck aus der Kaffeetasse.
Es war eine etwas ruhigere Ecke, in die ich gekommen war, wie ich gleich darauf feststellte. Die meisten Tische um mich ringsherum waren bereits von den Gästen verlassen worden. Batterien leerer Weinflaschen hatten sich auf ihnen angesammelt. Ein paar Uniformkappen und Instrumente der Stadtkapelle standen ein paar Meter vor mir im Gras herum. Die Kapelle selbst hatte gerade eine Pause eingelegt. Ein Stück weiter links tollten Kinder auf der Wiese herum. Teilweise rannten sie auch in dem wilden Gelände mit dem vielem Strauchwerk herum, das die Rückfronten der Häuser der Laurenz-von-Kurz-Gasse verdeckte. Ein kleines, blondes Mädchen machte an einen Baum angelehnt Kopfstand. Zwei kleine Jungen daneben sahen auf das Äußerste interessiert dabei zu. Was eventuell weniger mit den recht beachtlichen turnerischen Leistungen des vielleicht gerade mal achtjährigen Kindes zusammenhing. Sondern wohl eher damit, dass sein Kleid bis zum Hals herunterfiel. Darunter hatte es nichts weiter als ein knappes, weißes Höschen und zwei kurze, weiße Söckchen an, so dass es praktisch nackt vor ihnen turnte.
Ein Mitarbeiter einer der Stände verließ das Holzgebäude durch die Hintertür. Draußen begann er, an einer kleinen, kaum sichtbaren Wasserleitung mitten im Gras zu hantieren. Mit einem Male spritzte sie fürchterlich los, so dass die Leute ringsherum zur Seite sprangen.

Kapitel 28. 2. 11.: Gegen Abend

Unmerklich kehrte der Abend ein. Die Sonne senkte sich allmählich hinter den Bäumen. Mit zunehmender Dunkelheit hatte sich die Anzahl der Gäste noch einmal merklich erhöht. Fast verdoppelt hatte sie sich im Vergleich zum Nachmittag.
Mein Klassenlehrer und Schuldirektor Brodesser tauchte inmitten der Gästemassen an einem der Stände auf.
Mit einem Male gingen die Lichterketten an, die durch den ganzen Park von Baum zu Baum gespannt waren. Ebenso die Parklaternen.

Kapitel 28. 2. 12.: Nach Sonnenuntergang

Bald darauf war die Nacht über dem Park hereingebrochen. Ich hatte keine Ahnung, wie spät es war, da ich die Uhr nicht bei mir hatte. Ich trank das Glas weißen Gschpritztn vor mir leer. Danach stand ich von meinem Platz auf. Im Vorbeigehen gab ich das leere Glas am Göllersdorf-Stand ab, von woher ich es mir mit Inhalt geholt hatte. Dann trat ich den Nachhauseweg an.

* Hinweis für nichtösterreichische Leser: Kurzform für "Österreichischer Kameradschaftsbund". Kriegsveteranenvereinigung, deren Ursprünge bis in die Zeit nach den innereuropäischen Konflikten um das Jahr 1870 zurückgehen. Die Vereinstätigkeit besteht in heutiger Zeit vor allem in der Pflege der Geselligkeit innerhalb der Mitglieder. Eine nicht unwesentliche Rolle spielen darüber hinaus auch die Pflege und Instandhaltung von Soldatendenkmälern, die finanzielle Unterstützung von Kriegsgräberfürsorgeorganisationen, die materielle und finanzielle Unterstützung unverschuldet in Not geratener Kameraden und deren Familien sowie die Förderung sozialer und karitativer Einrichtungen und kultureller Veranstaltungen.

** Patron der Winzer. Papst der Jahre 222 – 230. Als Kirchenfürst Urban I. später heilig gesprochen. Der Legende nach soll er, als er einmal von Widersachern verfolgt wurde, Zuflucht in einem Strohhaufen gesucht haben. Eine mitgebrachte Traube gab ihm rettende Nahrung. Eine Weintraube wird daher heute noch als Attribut bei der Darstellung des Heiligen verwendet. Aufrecht erhalten wird das Andenken an den Heiligen in einigen katholischen Regionen auch durch das nach ihm benannte "Fest des Heiligen Urbanus" am 25. Mai.
Quelle: Bezirksweinbauverband Retz

*** Quelle: Helmut Wieser: "Der Heilige Vinzenz Ferrer und Retz." Retzer Schriften 2/2000. Herausgegeben von der Volkshochschule der Stadt Retz und den "Retzer Sammlungen". Retz 2000.

Bürgerreporter:in:

Christoph Altrogge aus Kölleda

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