"Ich versuche jeden zu retten"

"Retter in Uniform" - Wilm Hosenfeld | Foto: Aus dem Buch "Der Pianist" auf Seite 188 entnommen.
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  • "Retter in Uniform" - Wilm Hosenfeld
  • Foto: Aus dem Buch "Der Pianist" auf Seite 188 entnommen.
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Wir erinnern uns heute an den Beginn des 2. Weltkrieges vor 70 Jahren. Für jeden ist dieser heutige Tag und die Zeit bis zum Ende des Krieges mit negativen Erinnerungen ausgefüllt. Daher ist es auch notwendig an einen Menschen zu erinnern, der als Wehrmachtsoffizier in Warschau mehrere Verfolgte vor dem Tod rettete - Wilm Hosenfeld. Unter den Geretteten war auch der polnische Pianist Wladyslaw Szpilman.

Der deutsche Wehrmachtsoffizier Wilm Hosenfeld war von 1940 bis zum Ende des Krieges Leiter einer Sportschule für deutsche Soldaten in Warschau. Hier beschäftigte er mehrere Verfolgte Polen und Juden unter falschem Namen und verhinderte so, dass sie in die Hände der SS fielen. Dem kranken und hilflosen Wladyslaw Szpilman verhalf er mit Nahrung und Kleidung sich in den Ruinen des Warschauer Ghetto `s zu verstecken und somit der Verhaftung zu entgehen. Szpilman hat später in seiner Autobiografie mit dem Titel "Mein wunderbares Überleben" über diese Zeit und die Hilfe des deutschen Wehrmachtsoffiziers berichtet. Einer breiten Öffentlichkeit ist das Buch erst durch den Film von Roman Polanski "Der Pianist" bekannt geworden.

In Mackenzell (Rhön) erblickte Wilm Hosenfeld im Jahre 1895 das Licht der Welt. Er wurde Lehrer und unterrichtete zunächst als Referendar von 1918 bis 1921 an der Volksschule in Roßbach (heute Biebergemünd-Roßbach). Von 1921 bis 1927 unterrichtete er an der Schule in Kassel (heute Biebergemünd-Kassel), nachdem er seine zweite Lehrerprüfung bestanden hatte. Mit seinen "neumodischen" Lehrmethoden fand der engagierte Reformlehrer viel Resonanz bei seinen Schülerinnen und Schülern jedoch nicht bei den älteren Lehrern. Selbst Jahrzehnte später erinnern sich die Ehemaligen noch an ihren Lehrer und so war es nicht verwunderlich, das sich der Geschichtsverein mit der Person Wilm Hosenfeld beschäftigte und Informationen und Unterlagen sammelte. Im Jahr 2008 wurde auf Anregung des Geschichtsvereins und im Beisein von den drei noch lebenden Kindern und der Schwiegertochter von Wilm Hosenfeld der Platz vor dem Bürgertreff in Biebergemünd-Kassel in
"Wilm - Hosenfeld - Platz"
benannt. Die Gemeinde ehrte mit der Einweihung des Platzes einen ehemaligen engagierten Bürger, der während des zweiten Weltkrieges sich als "Retter in Uniform" um Verfolgte kümmerte.

Im Januar 1945 geriet Wilm Hosenfeld in russische Kriegsgefangenschaft. Die von ihm Geretteten, unter ihnen auch Szpilman, konnten selbst durch ihre Fürsprache seine Verurteilung zu 25 Jahren Zwangsarbeit nicht verhindern. In einem Lager bei Stalingrad verstarb Wilm Hosenfeld im Jahre 1952 nach mehreren Schlaganfällen.

Während seiner Dienstzeit führte Wilm Hosenfeld ein Tagebuch. In einem 1.200-seitigen Buch mit dem Titel "Ich versuche jeden zu retten - Das Leben eines deutschen Offiziers in Briefen und Tagebüchern" sind Auszüge aus seinen Tagebuchaufzeichnungen und den Briefen an seine Familie veröffentlicht.

Posthum erhielt Wilm Hosenfeld für sein Verhalten folgende Auszeichnungen:
- die "Polonia-Restituta-Medaille", eine der höchsten polnischen Orden, verliehen durch den Präsidenten Lech Kaczynski
- den Ehrentitel "Gerechter unter den Völkern" durch den israelischen Botschafter in Deutschland Ilan Mor.

Bürgerreporter:in:

Hans-Christoph Nahrgang aus Kirchhain

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