Der Kärntner Herzogstuhl – Reichssymbol des mittelalterlichen adeligen Lehenswesens

Der Kärntner Herzogstuhl( Maria Saal)
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Maria Saal (Landkreis Kärnten; Reg.-Bezirk Klagenfurt-Land/Gmd.: Maria Saal)
Koordinaten: 14°20'46.56"O ( Östlicher Länge),
46°41'27.35"N (Nördlicher Breite) - in Google-Earth.

Kultureller und historischer Hintergrund:
Das Zollfeld – die historische Zentrallandschaft Kärntens – wird umfasst von 3 markanten Erhebungen, die mit der Marktgemeinde Maria Saal im unmittelbaren Zusammenhang stehen. Dies ist zum einen – der Magdalensberg (keltischen Ursprunges und später von Römern genutzt), dem Ulrichsberg – und dem Maria-Saaler-Berg.
Dieses Kernland bildete seit jeher den historischen Hintergrund der regionalen Landesgeschichte – in Verbindung zur deutschen Geschichte des Mittelalters und deren Dynastien. Das mittelalterliche Lehenswesen, ausgehend von der Dynastie der Karolinger – (ab dem 8.Jhdt n.Chr.) über König Arnulf von Kärnten (9.Jhdt.) über die Salier bis hin zu den Staufern, sowie Babenbergern bildete in der Folge im 12.Jhdt. die Entstehung der ehemaligen Ostmark Ostarrichi im Jahre 1156 n.Chr. Durch den Staufer Friedrich I., röm.-deutscher Kaiser über das Heilige Römisches Reich (lateinisch Sacrum Romanum Imperium), wurde die Aufteilung des Herzogtums von Bayern an Heinrich dem Löwen (*1129-†1195 in Braunschweig) und der Ostmark (Ostarichi – dem heutigen Österreich), welches Friedrich I. (Barbarossa) als Markgrafschaft von Bayern abtrennte und an den Babenberger Heinrich Jasomirgott (Nachfolger von Leopold II.; Markgraf von Österreich) übergab. Durch diesen Akt wurde mit diesem besonderen Privileg Österreich zum erblichen Herzogtum erhoben.

War im Frühmittelalter die weltliche Macht in der heutigen Ortschaft Karnburg (karolingische Pfalz) lokalisiert, so wurde danach die Ortschaft Maria Saal zum späteren geistigen Kristallisationspunkt auserwählt. Die Christianisierung der urspr. (keltischen) Karantanen und später der Südslawen, erfolgte durch die Missionierung des Chorbischofs „Modestus“ ab 753 n.Chr. Dies lag wohl daran, daß auch die in unmittelbarer Nähe gelegene (ursprünglich) römische Hauptstadt „VIRVUNUM“ der röm. Provinz Noricum, als antiker Bischofssitz diente. Karnburg und Maria Saal werden indirekt schon 860 n.Chr. in einer Königsurkunde genannt; König Ludwig der deutsche schenkte dem Salzburger Erzbischof Adalwin den Besitz eines „curtis“ (Königshofes) lautend auf den Namen „ad Carantanam ecclesiam sanctae Mariae“ was zum überwiegenden Teil der Forschung mit dieser Ortschaft Maria Saal identifiziert wird.
Karnburg behielt in Verbindung zur Herzogseinsetzung bis zur 1.Hälfte des 13.Jhdt. seine politische Bedeutung, obwohl bereits die im Norden liegende Ortschaft St.Veit/Glan zur landesfürstlichen Residenz- und Hauptstadt aufgestiegen war. Aus diesem weltlichen und religiösen Zusammenspiel bildete sich in dieser Landschaft dann das politische Zusammenspiel dieser Gegend zwischen Karnburg, Maria Maal/Zollfeld, St. Veit/Glan und Völkermarkt. Ein berühmter Landesfürst - Herzog Bernhard von Sponheim ((* 1176 oder 1181; † 4.Jan 1256 in Völkermarkt) entstammte dem ursprünglich rheinfränkischen Geschlecht der Spanheimer und war einer der bedeutendsten Herzöge von Kärnten. ) wurde 1202 als Nachfolger seines Bruders Ulrich II. von Spanheim Herzog von Kärnten. Anfänglich war er Anhänger Philipps von Schwaben, dann Ottos IV., und ab 1213 wieder des Staufers Friedrich II. Herzog Bernhard bezeichnete sich selbst als „princeps terre“ (Landesfürst) und bildete das herzogliche Städtedreieck St. Veit an der Glan–Klagenfurt–Völkermarkt. Er wird daher oft auch als Städtegründer bezeichnet. So verlegte er etwa auch die Stadt Klagenfurt von der Glan an den heutigen Ort um den Alten Platz. (Seine Statue steht heute noch in der Landeshauptstadt Klagenfurt in unmittelbarer Nähe des Neuen Platzes). Er baute eine starke Dienstmannschaft auf und förderte Handel und Verkehr..

Die Herzogseinsetzung:
Dieser historische Akt stellt den bedeutendsten verfassungsrechtlichen Akt der Kärntner Landesgeschichte dar, und wurde bis ins Jahr 1414 nChr. (Herzog „Ernst der Eiserne“) in seiner ursprünglichen Form beibehalten.
Originaltext: „Darnach wie ein pure uff dem veld in seinem stein in stul siczt und ein hertzog och in purr(isch) kleid fur inn kummt mit einem stier und mit einem feldross und mit zwein lantzherren“ Übersetzung: Danach wie ein Bauer auf dem Feld in einem Stein im Stuhl sitzt und ein herzog auch im bäuerlichen Kleid von ihn kommt (=hintritt) mit einem Stier und mit einem Feldross und mit zwei Landsherren.) (Burgerbibliothek Bern, Cod. A45, S.133).

Erste Hinweise zur diesem Brauchtum führen bis 870 n.Chr. zurück (conversio) wonach im alpenslawischen Fürstentum Karantanien die Bewohner das Recht benutzen, einem der Ihren zum Fürsten zu bestimmen. Die ersten namentlich Aufgeführten waren der Sohn des Fürsten Borut, „Cacatius“ und der Neffe Boruts – „Cheitmar“, die beide im Kloster Herrenchiemsee christlich erzogen wurden.

Die zweite Quelle stammt aus 1161 vom kaiserlichen Notar Burkhard v. Köln – „er habe im keyserlichen Auftrag“ in Kärnten nach dem Tod Herzog Heinrich V. (1106-1125) dessen Bruder – Herzog Hermann von Spanheim“ als neuen Herzog inthronisiert.

Die dritte Quelle führt auf die steirische Reimchronik „Ottokars aus der Gaal(Geul)“ die erstmals eine genaue Schilderung der Ereignisse zum 1.September 1286, der Einsetzung von Herzog „Meinhard von Görz-Tirol“ zum Herzog von Kärnten schildert. Dieser beschreibt zwei Zeremonien – zuerst der Zeremonie am „Fürstenstein“ (ursprünglich Karnburg); heute im Wappensaal von Klagenfurt ausgestellt. Erst danach am sogenannten „Herzogstuhl“ (Maria Saal) – auf dem dann ein freier Bauer (Edlingbauer) mit überkreuzten Beinen – einem vor ihn tretenden Herzog und zweien begleitenden Landsherren sich einem Frage- und Antwortritual unterwirft. „Ob er christlichen Glaubens sei, ob er als ein Herzog ein gerechter Richter sein wolle, das Land, die Witwen, Waisen und Priesterschaft beschützen werde etc. Der vor ihn tretende Herzog führt dann auch einen Stier und ein Feldpferd mit sich, die nach vollzogenem Platzwechsel dem „Edlinger“ übergeben, der dann dem Herzog einen leichten Backenstreich versetzt und von ihm 60Pfennig erhält. Danach besteigt der Herzog den Stuhl – teilt die Luft in alle 4 Windrichtungen, und nimmt dann einen Trunk aus der Quelle, die der Karnburger Schulchronik zufolge „Kraljec-Brunnen (=Königsbrunnen slow. Kralj – König) bezeichnet wird.

Die vierte und deutlichste Darstellung der Kärntner Herzogseinsetzung liefert der gelehrte Abt und Geschichtsschreiber „Johann von Viktring“ in seinem Werk „Liber certarum historiarum“ dem Buch verbürgter Geschichten aus der zeit um 1340 n.Chr. Dieser beschreibt den Vorgang als 3-teiligen Akt. Der „Fürstenstein-Zeremonie“ in Karnburg, wo der Edlinger „slavice“ (=slawisch) spricht. Danach der „kirchlichen Zeremonie“ mit Festmahl in Maria Saal, als „Lehens- und Huldigungszeremonie“. Und danach als endlicher Rechtssprechung am „Herzogstuhl“ auf den „Saaler Wies’n“. (prata Soliensia). Johann von Viktring bezeichnet den Herzogstuhl auf dem Zollfeld als „sedes tribunalis“ (=Richtersitz), den Fürstenstein lokalisiert er bei der Peterskirche unter dem Ulrichsberg („sub monte Karinthiano“ – in Karnburg).

Die vierte und deutlichste Darstellung der Kärntner Herzogseinsetzung liefert der gelehrte Abt und Geschichtsschreiber „Johann von Viktring“ in seinem Werk „Liber certarum historiarum“ dem Buch verbürgter Geschichten aus der Zeit um 1340 n.Chr. Dieser beschreibt den Vorgang als 3-teiligen Akt. Der „Fürstenstein-Zeremonie“ in Karnburg, wo der Edlinger „slavice“ (=slawisch) spricht. Danach der „kirchlichen Zeremonie“ mit Festmahl in Maria Saal, als „Lehens- und Huldigungszeremonie“. Und danach als endlicher Rechtssprechung am „Herzogstuhl“ auf den „Saaler Wies’n“. (prata Soliensia). Johann von Viktring bezeichnet den Herzogstuhl auf dem Zollfeld als „sedes tribunalis“ (=Richtersitz), den Fürstenstein lokalisiert er bei der Peterskirche unter dem Ulrichsberg („sub monte Karinthiano“ – in Karnburg).

Diese beiden wichtigsten frühmittelalterlichen Rechtsdenkmäler des Landes Kärnten – stammen ursprünglich aus der römischen Vergangenheit dieser Landschaft. Der „Fürstenstein“ stellt eine verkehrt in die Erde gerammte „ionische Säule“ dar, in deren Sitzfläche wahrscheinlich im 14.Jhdt. das Kärntner Wappen eingemeißelt wurde. Der „Herzogstuhl“ setzt sich aus verschiedenen römischen „Spolien“ (Bauteile und andere Überreste wie Teile von Reliefs oder Bauten), - Bruchstücken aus der unmittelbar naheliegenden, ehemaligen römischen Hauptstadt VIRVNVM zusammen. Spätestens im 15.Jhdt. unter der Dynastie der Habsburger, begann sich dieser Brauch dann aufzulösen, nachdem die teilweise Fortführung bis ins 17.Jhdt. zu einiger (sprachlicher) Verwirrung führten. In eingeschränkter Form wurden diese Zeremonien am Herzogstuhl/Zollfeld bis 1651 durchgeführt, später durch landesfürstliche Komissäre vertreten, und in noch späterer Zeit danach endgültig dieser Huldigungsakt in die heutigen Landeshauptstadt – Klagenfurt – verlegt. Dieses ehemalige Ritual der „Herzogshuldigung“ trug damit wesentlich zum Kärntner Landesbewusstsein und Verständnis der Kärntner Bürger als besonderer Teil Österreichs bei.

Literaturquellen/Hinweise:
Alfred Ogris: Karnburg, Maria Saal und die Kärntner Herzogseinsetzung, Marktgemeinde Maria Saal Klagenfurt 2007; ISBN 978-3-900531-66-9; Kärnter Landesarchiv

Alfred Ogris: Fürstenstein und Herzogstuhl,, Mythos und geschichtliche Hintergründe, in: Karantanien. Mutter von Kärnten und Steiermark, hg. von Wilhelm Richard Baier und Dieter Kramer, Studia Carinthia 22. Klagenfurt 2002, S. 105 ff.

Claudia Fräss-Ehrfeld: Geschichte Kärntens 1: Das Mittelalter; II: Die ständische Epoche, Klagenfurt (1984 und 1994) 343 ff.

Heinz Dopsch: ..in sedem Karinthani ducatus intronzavi... zum ältesten gesicherten Nachweis der Herzogseinsetzung in Kärnten, in: Regensburg, Bayern und Europa. hg. von L. Kolmer und P.Segl, (Regensburg 1995, S. 103 ff.) - Festschrift für Kurt Reindl.

Ausführliche Bild-/Text-Beschreibung sind zu finden auf der Lechrain-Website http://www.lechrain-geschichte.de unter der Rubrik:

http://www.lechrain-geschichte.de/HiO_UeReg_NOR%20...
oder:
http://www.lechrain-geschichte.de/SRV_Aktuelles.ht...
gez. Alfred Platschka
(webmaster@lechrain-geschichte.de)

Bürgerreporter:in:

Alfred Platschka aus Igling

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