Damals in Döhren: Die erste Straßenbahnlinie fuhr zum Döhrener Turm

Seit Mitte der 70iger Jahre gehe ich mit der Kamera auf Pirsch und begleite das Geschehen im späteren Stadtbezirk Döhren-Wülfel fotografisch. Einige der Aufnahmen von damals scanne ich jetzt nach und nach ein, um sie ins digitale Zeitalter herüber zu retten. Unter der Überschrift "Damals in Döhren" möchte ich den myheimat-Usern kleine Einblicke in mein Fotoarchiv geben. Vielleicht erinnert sich ja der eine oder andere Leser selbst noch an die damaligen Ereignisse.

Heute: Die erste Straßenbahnlinie fuhr zum Döhrener Turm

Diesmal entführe ich meine Leser erneut in ein Gebiet, dass nicht mehr zu Döhren gehört, aber mit der Geschichte des Stadtteils doch eng verknüpft ist.

Am 14. September 1872 war der Döhrener Turm Ziel einer historischen Reise. Pferde zogen ein feierlicher Zug von vier Wagen auf nagelneuen Gleisen Richtung Süden. Hannovers erste Pferdestraßenbahnstrecke wurde eröffnet. Vom Steintor bis zur Grenze des damaligen Dorfes Döhren führte nun Hannovers erste Straßenbahn. Zwei Tage später wurde die Strecke endgültig dem Verkehr übergeben. Seither fahren Straßenbahnen der Linie 1 nach und durch Döhren. 1890 baute die Straßenbahngesellschaft eine neue Strecke vom Döhrener Turm bis nach Laatzen.

Damals gab es den Stadtteil Waldhausen noch nicht. Aber am Döhren Turm wartete eine Ausflugsgaststätte auf Gäste.

Schräg gegenüber am Eilenriederand entstand der erste Betriebshof der „Continental Pferdeeisenbahn-Actiengesellschaft". Die rund sechs Meter langen Waggons der Linie 1 mit Plüschsitzen wurden in einer Wagenhallte abgestellt und die Pferde fanden in Ställen eine Unterkunft. Die Arbeiter der Gesellschaft hatten es weniger komfortabel. Ihre Werkswohnungen sollen sehr winzig gewesen sein. 1901 wurde der Bahnhof um Gütergleise erweitert, denn die Straßenbahn bot seit 1899 auch Güterverkehr an. Ab 1927 diente dieser älteste Straßenbahnhof Hannovers nur noch zum Abstellen von Waggons, ein neues Depot an der Peiner Straße hatte die Nachfolge angetreten. Im Krieg brannte die Wagenhalle 1944 aus. 1951 schloss die Üstra den Betriebshof endgültig. Zwei Gebäude blieben seinerzeit stehen (Hildesheimer Str. Nr. 187 und 191), die ehemalige Direktorenvilla existiert heute noch. Bis vor ein paar Jahren gab es daneben auf einen kleinen Garagenhof alte Schienen im Pflaster zu sehen. Dann sollte das Grundstück bebaut werden und ein Stück hannoversche Nahverkehrsgeschichte verschwand für immer. Die Bauherren hatten übrigens kein Glück. Bislang gähnt hier nun eine Baugrube.

Bürgerreporter:in:

Jens Schade aus Hannover-Döhren-Wülfel-Mittelfeld

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