Spaziergänge in der Leineaue: Nur ein Straßenname erinnert noch an die alten Wasserräder

Die Gedenktafel erinnert an die Erneuerung der Döhrener Mühle durch Johannes Duve
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Das Naherholungsgebiet Südliche Leineaue erstreckt sich von der Haustür in Döhren, Wülfel und Ricklingen bis hin zum Schulenburger Berg mit dem Schloss Marienburg hoch oben als krönenden Abschluss. Die Leinemasch bietet sich dabei nicht nur als eine wunderschöne Landschaft für Ausflüge ins Grüne an; sie steckt auch voller Geschichte. In den vergangenen 20 Jahren habe ich in loser Folge interessante historische Details und Ausflugsziele im MASCHSEEBOTEN – das ist eine Stadtteil-Zeitung in Döhren und Wülfel - vorgestellt. Die Hefte mit den einzelnen „Spaziergängen in die Leineaue“ sind längst vergriffen. Daher sollen nach und nach die einzelnen Beiträge nun bei myheimat einem weiteren Leserkreis bekannt gemacht werden. Und vielleicht findet sich ja ein Verleger, der die gesammelten Geschichten in einer Broschüre oder einen Büchlein veröffentlicht.

Heute: In Döhren klapperten einst Mühlräder

„Döhrener Mühle“ - Heute ist es nur noch ein Straßenname im Neubaugebiet der ehemaligen Döhrener Wolle. Doch Jahrhunderte lang prägte hier ein „Industriebetrieb“ das Bild der Leine; die alte Wassermühle mit ihren verschiedenen Mahlgängen.

Die Döhrener begangen schon früh, sich die Wasserkraft der Leine dienstbar zu machen. Bereits 1402 wird die Mühle erstmals erwähnt, als Graf Otto V. von Hallermund sie einem gewissen Bertold von Ilten zu Lehen gibt. Das Eigentum an dem wirtschaftlich wichtigen Betrieb fiel dann später zusammen mit dem gesamten hallermundschen Besitz an den Landesherrn. Aber 1652 verkaufte Herzog Christian Ludwig sie wieder an den hannoverschen Unternehmer Johann Duve.

Es muss damals ein umfangreicher Betrieb gewesen sein, den Duve erwarb. Im Kaufvertrag sind neben dem Mühlenhof eine Mahlmühle, eine Flutmühle, eine Sägemühle, eine Ölmühle und eine Kupfermühle aufgeführt. Die Döhrener Wassermühle bestand also aus mehreren einzelnen Mahlwerken. Das technische Wunderwerk blieb trotz der menschlichen Ingenieurkunst aber von der Natur abhängig. So notierte der Döhrener Pastor Mauritius Feseke in der Zeit von 1667 bis 1673 im Kirchenbuch mehrmals, daß die Leine Hochwasser führte und die Mühle ihren Betrieb einstellen mußte.

Johann Duve erneuerte 1667 das Grundwerk der Mühle; die zur Erinnerung angebrachte Gedenktafel liegt Zeit verpackt im Keller des Historischen Museums.. Im Museumskeller dämmert auch ein zweiter Überrest der Mühle vor sich hin: ein Wappenstein mit dem hannoverschen Kleeblatt vom ehemaligen Mühlengebäude. Und im Stadtarchiv finden sich noch Bauzeichnungen über einen Neubau der Mühle sowie andere Dokumente. Zwischenzeitlich wurde am Döhrener Leinewehr aber eine Replik der Gedenktafel aufgestellt.

Nach Duves Konkurs und Tod hat die Mühle verschiedene Besitzer gehabt bis sie schließlich 1697 in die Hände der Stadt Hannover gelangte. Der Rat von Hannover läßt 1722 die Anlage erneuern; 1751 wird zusätzlich geplant, den Antrieb umzustellen. Die Bauzeichnungen und Entwürfe dieses Projektes sind noch heute im hannoverschen Archiv einzusehen.

Damit sind aber schon alle Überbleibsel der Mühle genannt. Die Müllerfamilie Fiedeler verkaufte die Mühle 1872 an die Döhrener Wolle. Bis 1911 sollen dort noch die Wasserräder geklappert haben. Dann wurde die Anlage stillgelegt.

Bürgerreporter:in:

Jens Schade aus Hannover-Döhren-Wülfel-Mittelfeld

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