Döhrener Stadtteil-Historiker auf den Spuren einer Sensation: Wer ist der Mann mit dem Schwedenhut?

Günter Porsiel ist sich sicher: Er hat das Rätsel um den Mann mit dem Schwedenhut fast gelöst.
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Der Döhrener Heimatforscher Günter Porsiel ist sich sicher. Er hat das Geheimnis um den „Mann mit dem Schwedenhut“ gelüftet. Trifft die Theorie von Günter Porsiel zu, hätte er eine historische Sensation aufgedeckt. „Herzog Georg war eine Zeit lang in Döhren bestattet“, ist Porsiel überzeugt.

Doch erst einmal der Reihe nach: An der östlichen Außenwand der St. Petri-Kirche ist ein uralter Grabstein angebracht. Die Zeit hat ihre Spuren hinterlassen. „Der Stein müsste dringend saniert werden“, sagt Günter Porsiel und deutet auf deutliche Zeichen der Verwitterung. Der Stein zeigt in Seitenansicht einen knieenden Mann. Ganz offensichtlich handelt es sich nicht um einen Döhrener Bauern. Er trägt ein Schwert, vornehme Kleidung und Reiterstiefel. Neben ihm liegt ein sogenannter „Schwedenhut“. Das Feld für die Inschrift ist leer. Kein Name wurde hier eingemeißelt.

Erste Nachrichten von diesem Stein stammen aus dem Jahr 1782. Bei Bauarbeiten in der Kirche kam er wieder zu Vorschein. Schon damals konnte niemand mehr sagen, an wen das Grabmal erinnern sollte. Man brachte den Gedenkstein außen an der Kirchenmauer an und das war es dann.

Günter Porsiel sagt nun, er wisse, wer hier begraben wurde. Das Bildnis hat eine gewisse Ähnlichkeit mit Herzog Georg von Braunschweig und Lüneburg. Der am 17. Februar 1582 in Celle geborene Fürst war eine schillernde Persönlichkeit. Er machte Hannover zu seiner Residenz und legte damit den Grundstein zur späteren Landeshauptstadt. Im 30jährigen Krieg wechselte er oft die Fronten. Mal war er mit den Dänen verbündet, mal stand er auf Seiten des Deutschen Kaisers, dann war er Feldherr für schwedische Truppen. Zu Döhren schien der Herzog aber eine besondere Verbindung zu haben. 1636 als er Hannover zu seiner neuen Residenz erkor, stieg der Herzog in dem Dorf vor Hannover auf ein Ross und ließ sich von Döhrener Bauern zu Pferd bis zu den Stadttoren von Hannover begleiten.

Am 2. April 1641 verstarb der Herzog 59jährig überraschend in Hildesheim nach einem Bankett. Günter Porsiel: „Wahrscheinlich wurde er dort vergiftet.“

Was aber geschah dann mit der Leiche des so Gemeuchelten? Nachrichten aus jener Zeit besagen, dass er zusammen mit seinem zwischenzeitlich ebenfalls verstorbenen Bruder Wilhelm in Celle beigesetzt werden sollte. Aber die unruhigen Kriegszeiten ermöglichten dies erst rund zwei Jahre später. Wo ist die Leiche so lange geblieben? „In Döhren“, sagt Günter Porsiel.

„Schon am 1. Juni 1641 fasste der „Stammrath der Stadt Hildesheim“ den Beschluss, dass der fürstliche Tote wegen der unruhigen Kriegszeiten zunächst „nach Hannover“ und von dort aus später nach Celle zur Bestattung gebracht werden solle", erzählt Günter Porsiel. „Das katholische Hildesheim wollte den Leichnam des protestantischen Herzog Georg schnellstens loswerden.“ Porsiel ist sich sicher. Der Herzog wurde nicht nach Hannover gebracht, sondern in Döhren „zwischengelagert“.

Eine passende Gruft war gerade frei. Der Hofbesitzer Ziegenmeyer hatte sie sich anlegen lassen. Als er aber starb, wurde er in Hannover beigesetzt. Weshalb? Porsiel vermutet, weil seine Gruft schon durch die herzogliche Leiche belegt war. Porsiel weiter: „Wenn nun diese vorübergehende Bestattung des bedeutenden Herzog Georg in dem kleinen Dorfe Döhren geheim bleiben sollte, sie blieb es! So ist es nicht erstaunlich, dass es ab 1641 in den sonst permanent und exakt geführten Kirchenunterlagen von St. Petri eine breite Lücke im Archiv gibt! Warum fehlen darin ausgerechnet auch die Angaben aus den Monaten Mai 1641 bis Februar 1642? Das war die fragliche Zeit der Überführung und Unterbringung, wie ich es behaupte, hier von Herzog Georg in St. Petri Döhren. " Günter Porsiel nickt bekräftigend. "Innerhalb der Döhrener Kirche fand der Leichnam des Herzog Georg in der Gruft von Ziegenmeyer seine vorübergehende irdische Ruhestätte; dort wurde er von den „Freien der drei Dörfer“ in aller Stille bewahrt, bis zu seiner geplanten Umbettung nach Celle im Jahre 1643. Für mich erscheint dies durchaus plausibel, zumal ja seine Witwe im Jahre 1641, eine umgehende Bestattung angemahnt hatte und „die Hildesheimer den Leichnam des Herzog Georg loswerden wollten". Sicher ist, dass damals in Döhren für diese Gruft in der St. Petri-Kirche eine Grabsteinplatte (Epitaph) gefertigt und namenlos auf eine Gruft gelegt wurde“, sagt er.

Mit Hilfe des früheren Stadtarchivars Helmut Zimmermann, Bruno Hanne vom Heimatbund Gruppe Döhren und dem langjährigen Vorsitzenden des Kirchenvorstandes der St. Petri-Kirche in Döhren, Rolf Ebritsch, wollte Günter Porsiel, so erzählt er, in Archiven nach Indizien für seine Theorie suchen. Doch dann verstarb Rolf Ebritsch plötzlich. Günter Porsiel: „Wer wird nun bei der Aufklärung mithelfen?“

Günter Porsiel ist sich sicher: Er hat das Rätsel um den Mann mit dem Schwedenhut fast gelöst.
Der geheimnisvolle Grabstein an der St. Petri-Kirche in Döhren
Bürgerreporter:in:

Jens Schade aus Hannover-Döhren-Wülfel-Mittelfeld

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