Damals in Döhren: Als es noch keine Verkehrsinsel für den Turm gab

Döhrener Turm: Etwas über 35 Jahre liegen zwischen der Aufnahme und dem heutigen Betrachter.
  • Döhrener Turm: Etwas über 35 Jahre liegen zwischen der Aufnahme und dem heutigen Betrachter.
  • hochgeladen von Jens Schade

Seit den 70ger Jahren gehe ich mit der Kamera auf Pirsch und begleite das Geschehen im späteren Stadtbezirk Döhren-Wülfel fotografisch. Einige der Aufnahmen von damals scanne ich jetzt nach und nach ein, um sie ins digitale Zeitalter herüber zu retten. Unter der Überschrift "Damals in Döhren" möchte ich den myheimat-Usern kleine Einblicke in mein Fotoarchiv geben. Vielleicht erinnert sich ja der eine oder andere Leser selbst noch an die damaligen Ereignisse.

Heute: Ein altes Bild vom Döhrener Turm

Ein Dia aus den 70ger Jahren. Da verkehrten noch die alten Üstra-gelben Straßenbahnen mit Schienen im Straßenpflaster und der Döhrenr Turm wachte noch am Straßenrand. Heute steht er verkehrsumtost auf einen schmalen Verkehrsinsel inmitten der ausgebauten und beträchtlich erweiterten Hildesheimer Straße.

Der Turm ist schon uralt. In der Mitte des 14. Jahrhunderts begannen die hannoverschen Bürger, in Form von Landwehren einen zweiten Befestigungsring um ihre Stadt herum anzulegen. An großen Handels- und Heerwegen errichtete man Bergfriede, deren Besatzung das Herannahen von Feinden frühzeitig melden konnten.

Eine dieser militärischen Vorposten war der Döhrener Turm. Die Landwehr an der Grenze zu Döhren dürfte bereits als einer der ersten Anlagen vor Hannover entstanden sein. Denn schon 1355 gibt es in der Überlieferung einen Hinweis darauf. Ob damals allerdings schon ein Turm bestand ist unklar. Sicher belegt ist aber, dass 1382 der Turm der „Dornder Landwere“ erstmals oder neu errichtet wird. Dieser Turm zerstörte 1486 Herzog Heinrich der Ältere von Braunschweig bei einem Überfall auf Hannover. Das jetzige Bauwerk stammt aus dem Jahr 1488. Ein Inschriftenstein mit dieser Jahreszahl ist erhalten. 1490 wurde die Landwehr wieder Schauplatz einer Auseinandersetzung mit dem Braunschweiger Herzog. Man erzählt sich hiervon die Sage von den „sieben Spartanern.“ Angeblich sollen diese sieben tapferen Verteidiger des Turmes damals umgekommen sein.

Zug um Zug wird die Landwehr - größtenteils mehrfache mit Buschwerk bewachsene Wallgräben - nach 1355 weiter ausgebaut. 1361 liest man von der Landwehr Bischofshol, 1373 entstand der Kirchröder Turm, 1385 der Bergfried bei der Ricklinger Mordmühle, 1387 der Lister Turm und der Pferdeturm, 1392 das Warthaus „Stürendeif“ (Steuerndieb) und der Turm auf dem Lindener Berg, 1441 der Rote Turm am Calenberger Steinweg. Auch in Seelze wird ein Bergfried der hannoverschen Landwehr genannt.

Der heutige Döhrener Turm von 1488 - früher auch einmal nach einem Wärter „Keller-Turm“ genannt - ist auf den kreisförmigen Fundamenten seines Vorgängers erbaut. Der dreigeschossige Turm hat einen Durchmesser von etwa 7 m und 1,5m starke Mauern. Das Fachwerkgeschoss und die Ritterfigur erhielt er erst 1888 bei einer „Renovierung“; zuvor trug er ein spitzes Dach direkt auf dem Ziegelmauerwerk.

Sieben Gräben und sieben Brustwehren sind beim Döhrener Turm erwähnt. Das Wall-Graben-System begann an der Leine und verlief bis zur nächsten Warte Bischofshol. Westlich vom Landwehrturm bis zum Brunnen ist ein Teil des Walles erhalten, auf der anderen Seite in der Eilenriede bei Waldhausen zeichnen sich einige der Wälle noch schwach am Boden ab.

Der militärische Wert der Wehrtürme verschwand mit der Zeit. Um 1720 wohnte ein Holzwärter im Gehöft am Turm, das aus einem Wohnhaus, Pferdestall, Backhaus, Wagenhaus, Hof und Garten bestand. 1780 wurde noch ein Wegehaus errichtet, um von den aus Hildesheim kommenden Frachtwagen Wegezoll zu erheben. Auch eine Schankwirtschaft gesellte sich zu dem Wachturm. Vor ungefähr 35 Jahren konnte der Döhrener Turm dank einer Privatinitiative restauriert werden. Sogar ein Kamin und der Schornstein sind nun wieder vorhanden.

Bürgerreporter:in:

Jens Schade aus Hannover-Döhren-Wülfel-Mittelfeld

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