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Das darf nie wieder passieren, nie wieder (3): Gedenkveranstaltung am 15. 12. 2011 abends, Neues Rathaus Hannover

  • Bürgermeister Bernd Strauch eröffnet die Ausstellung "Abgeschoben in den Tod"
  • hochgeladen von Bernd Sperlich

1001 brennende Kerzen in Form eines Davidsterns vor dem Neuen Rathaus in Hannover, aufgestellt von Schülerinnen und Schülern der Humboldt-Schule Hannover zur Erinnerung an 1001 jüdische Mitbürger, die am 15. 12. 1941 in das Ghetto Riga deportiert wurden. Gleichzeitig wurden die Namen aller Verschleppten verlesen. So begann die Abendveranstaltung des Projekts „Erinnerungskultur“ der Landeshauptstadt Hannover.
Danach eröffnete Bürgermeister Bernd Strauch die Ausstellung „Abgeschoben in den Tod“, die bis zum 27. Januar im Bürgersaal des Neuen Rathauses zu sehen sein wird. Ausstellungskuratoren sind Dr. Karljosef Kreter, Leiter des Projekts „Erinnerungskultur“ und Julia Berlit-Jackstien, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Projekts. Zur Ausstellung gibt es eine Publikation, 352 Seiten stark, mit vielen Fotos zum subventionierten Preis von nur 10 Euro, sehr empfehlenswert!!!
Zum Abschluss der Gedenkveranstaltung führte der Journalist Matthias Horndasch (ursprünglich war Lea Rosh vorgesehen- warum sie nicht kam, erfuhr man nicht) ein Zeitzeugengespräch im Hodlersaal des Neuen Rathauses mit den Ghetto-Überlebenden Henny Simon geb. Rosenbaum, eigentlich Henny Markiewicz-Simon, Lore Oppenheimer geb. Pels und Gerda Wassermann geb. Rose. Letztgenannte steht wohl noch immer unter dem Eindruck der unfassbaren Geschehnisse des Holocausts. Sie berichtete, dass sie das Victoria-Lyzeum in der Sedanstraße besucht hätte, die Schule 1935 verlassen musste, Unterkunft bei ihrem Onkel in Höxter fand….dann stockte sie und konnte nicht fortfahren. Auch eine spätere Gesprächsaufnahme war nicht mehr möglich.
Lore Oppenheimer kann sich noch gut an die damalige Zeit erinnern: Besuch der jüdischen Schule in der Lützowstraße, dort auch Wohnung im neu eingerichteten Judenhaus (September 1941), sie berichtet weiter über unmenschlichen Zustände im Lager Riga-Kaiserwald „es ist unglaublich was die uns angetan haben, wir haben ihnen nichts getan“, nach der Befreiung Emigration - über Amsterdam - in die U.S.A.
Die Biografie von Henny Simon, damals Rosenbaum, verläuft ähnlich. Sie berichtete: „Zunächst bis 1935 Volksschule Alemannstraße, kurzer Besuch einer Privatschule (List), danach in die jüdische Schule Lützowstraße und Wohnung im „Judenhaus“, Ohestraße 9.
Besonders eindrücklich schilderte Henny Simon die Vorbereitungen zur Deportation nach Riga (frei wiedergegeben): „Zusammen mit meiner Mutter Jenny (Rosenbaum) wurde ich, nur mit einem Koffer und einem Rucksack ausgestattet, nach Ahlem in ein Sammellager (Anm: jüdische Gartenbauschule) beordert. Dort mussten wir drei Tage unter entsetzlichen Zuständen in einer Turnhalle bleiben, danach Transport in einem Lastkraftwagen zum Bahnhof Fischerhof, von dort aus weiter in einem „regulären“ Zug. Wir wussten nicht, wohin es ging. Nur der Sonnenstand verriet uns, es geht nach Osten“.
Die folgenden Schilderungen von Henny Simon sollen hier, stark verkürzt, zusammengefasst werden: 1944 Ermordung der Mutter Jenny im Wald von Bikernieki „Menschen wurden noch lebend in eine Grube geworfen und dann erschossen“, „Aufenthalt“ in den Lagern Strasdenhof und Stutthof, 1945 zurück mit ihrem Mann Avram Markiewicz (Heirat in Polen) nach Hannover. Hier in der Herschelstaße von 1945 bis 1949 Inhaber eines kleinen Geschäftes „An- und Verkauf“, November 1949 Erteilung eines Visums und Auswanderung nach Amerika. Erst viel später, nach dem Tod ihres ersten Mannes und Wiederverheiratung, wurde in der Familie über die schrecklichen Ereignisse gesprochen. Die Anfrage einer Schule, ob sie nicht etwas über den Holocaust erzählen wolle, was dann Frau Simon auch tat, löste eine intensive Aufarbeitung der Geschehnisse aus. Auch heute noch, 86-jährig, (das Alter sieht man ihr nicht an), berichtet Henny Markiewicz-Simon in High Schools über ihre Erlebnisse in der Zeit des Nationalsozialismus.
Zum Schluss soll noch angemerkt werden: Von Henny Simon und Lore Oppenheimer gibt es Tagebuch- Aufzeichnungen, die in der „Schriftenreihe Ahlem“ erschienen sind:
Band 1: Lore Oppenheimer, „…und eigentlich wissen wir nicht, warum wir leben“.
Band 4: Henny Markiewicz-Simon, „mein Herz friert, wenn ich Deutsch höre…“
Beide Bände kann man für eine Schutzgebühr von lediglich 2,50 Euro unter Tel: 0511/6162256 oder im Bürgerbüro der Region Hannover, Hildesheimerstraße 20, erwerben.

  • Bürgermeister Bernd Strauch eröffnet die Ausstellung "Abgeschoben in den Tod"
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  • Kulturdezernentin Marlis Drevermann begrüßt die Teilnehmer der Gesprächsrunde, v.l.: Gerda Wassermann, Henny Simon, Moderator Matthias Horndasch und Lore Oppenheimer. Ganz rechts Dr. Karljosef Kreter
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  • Installation in der Ausstellung, die Intention ist klar.
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  • Ausstellungseröffnung: Die Ghetto-Überleben Lore Oppenheimer, Henny Simon und Gerda Wassermann nehmen in der 1. Reihe Platz (von links).
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  • Gerda Wassermann und Henny Simon hören aufmerksam zu, Moderator Horndasch wendet sich an Lore Oppenheimer, die...
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  • ... von Ihren Erlebnissen im Ghetto Riga berichtet.
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  • Hodlersaal mit dem Fresko "Einmütigkeit" des Schweizer Künstlers Ferdinand Hodler (1)
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4 Kommentare

Danke für eure Hinweise!

Ich schreibe hier den Kommentar für alle 3 Beiträge, es sind wirklich Klasse Beiträge zu einem Thema was nie vergessen werden darf.

Es ist bedrückend, dass es immer noch Leute gibt, die zu der Gruppe "Ewiggestrigen" gehören und sich die Zeiten zurück wünschen als das Braune hier in Deutschland herschte.

Noch schlimmer ist es, dass es solche Parteien (egal wie man sie nennt) in die Landes und Regionalparlamente schaffen.

>"Noch schlimmer ist es, dass es solche Parteien (egal wie man sie nennt) in die Landes und Regionalparlamente schaffen."< Lars, meine Bitte an jeden aufrechten Demokraten: DIESE PARTEIEN NICHT WÄHLEN!

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