Der Monolog der Molly Swann - Doc Grille - Hannover

Der Monolog der Molly Swann

Ich steh am Abgrund und möchte fliegen,
um gleich hinterm Mond rechts abzubiegen.
Richtung Pluto und Neptun -
wie Daisy Duck in roten Schuhn.

Eigentlich will ich mich runter stürzen,
um mir dies Leben abzukürzen,
in dem ich keine Rolle spiele.
Obwohl ich hässlich bin und schiele,
fett bin und auch noch bescheuert,
hat mich noch niemand angeheuert
für einen großen Monolog.
Ich bin die Sau vorm leeren Trog.

Dass ich mich noch nicht richtig traue,
mich zu stürzen in das Graue,
liegt sicher daran, dass das Blaue
dort oben mir den Mut noch nimmt.
Und weil in mir noch Hoffnung glimmt,
dass ich zwischen den Planeten
im Feuerwerke von Raketen,
gut zu erkennen von der Erde,
meinen Auftritt haben werde
als die in Nichts mit roten Schuhn
zwischen Pluto und Neptun.

Ich falle gerade, es geht mir gut.
Beim Sprung verlor ich meinen Hut.
Er ist leicht, ich bin sauschwer.
Er segelt mir jetzt hinterher
und wird auf meinem Grabe landen,
in einer Schlucht, hier in den Anden.

Doch freut euch nicht zu früh, ihr Leute,
noch nicht hier und auch nicht heute.
Denn für meine Beerdigung.
bin ich statistisch noch zu jung.
Ich bin gerade zwanzig geworden.
Man altert langsamer im Norden.

Au, Backe, jetzt wird es Zeit abzuheben
sonst wird es gleich ein Unglück geben,
und anstatt emporzuschweben,
werde ich am Boden kleben
wie ein Fliegenschiss.
Das ist ganz gewiss
nicht das, was ich erwarte.
Molly, tue etwas, starte!
Starte durch! ...Es ist zu spät.
Ich eigne mich nicht als Fluggerät.
Das Graue dort unten bekommt schon Konturen,
das Blaue dort oben verliert seine Spuren.
Der Weg nach unten ist nicht mehr weit.
Ich nutze wohl besser die bleibende Zeit,
um meinen Monolog zu proben.
Unten ist auch immer oben.

Und vielleicht lande ich weich
dort im grauen, harten Reich.
Vielleicht liegt dort ein Kissen.
Ich werde es gleich wissen.

...die Daisy! Wer sonst? Aus Entenhausen!
Ich werde durch das Weltall sausen
bis zu Pluto und Neptun
mit blankgeputzten roten Schuhn...

Gelandet. Stop. Nichts gebrochen.
Stop. Fettschicht schützte Knochen.
Mein Hut ist irgendwo hängengeblieben.
Ich denke an Euch, an Euch, meine Lieben.
Schwermut muss sein. Zum Eingewöhnen
in a-Moll in tiefen Tönen.

So, kaum bin ich wieder in Dur
stellt sich die Frage: Was mache ich nur
hier unten an diesem düsteren Ort?
Ich setzte am besten die Probe fort,
ich hänge noch manchmal im Monolog...

...die Daisy, die Donald mit Gustav betrog,
mit Dagobert und mit Knecht Franz
beim Entenhausener Maientanz,
während die gute Oma Duck
Mühle spielte mit Tick,Trick,Truck...

Kommt da mein Hut? Nein, kann ja nicht sein,
vorher kommt erst noch der Felsenstein,
um mich zu erschlagen.
Schicksal, geht es mir jetzt an den Kragen?
Ja!? Nein!
Halt ein!

Gib mir noch ein halbes Jahr
hier an des Lebens Cocktailbar,
dann bin ich Daisy Superstar
auf dem Milchstraßenboulevard,
ein Stern für alle Ewigkeit
wie keiner leuchtend weit und breit
zwischen Pluto und Neptun
die im Nichts in roten Schuhn.

Bürgerreporter:in:

Doc Grille aus Hannover-Mitte

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