myheimat.de setzt auf dieser Seite ggf. Cookies, um Ihren Besuch noch angenehmer zu gestalten. Mit der Nutzung der AMP-Seite stimmen Sie der Verwendung von notwendigen und funktionalen Cookies gemäß unserer Richtlinie zu. Sie befinden sich auf einer sogenannten AMP-Seite von myheimat.de, die für Mobilgeräte optimiert ist und möglicherweise nicht von unseren Servern, sondern direkt aus dem Zwischenspeicher von Drittanbietern, wie z.B. Google ausgeliefert wird. Bei Aufrufen aus dem Zwischenspeicher von Drittanbietern haben wir keinen Einfluss auf die Datenverarbeitung durch diese.

Weitere Informationen

Tanzen, Singen, Weinen auf engstem Raum: Der Schwanenburg-Komplex in Limmer

  • Manfred Wassmann begrüßt die Teilnehmer der gut besuchten Veranstaltung.
  • hochgeladen von Bernd Sperlich

Heute heißt das Areal „Stichweh Leinepark“. Es ist ein moderner Gewerbekomplex der Stichweh-Franchise-Group mit Einzelhandelsgeschäften, Büroflächen (u. a. Polizei) und Tagesgastronomie - verbunden mit einem 8000 m² großen Park entlang der Fösse.

Wie sah es früher auf dem Geländekomplex aus?

Der fast 88-jährige Lindener Heimatforscher und frühere Reiseverkehrskaufmann Horst Bohne referierte am 23.11.2017 in der Bücherei Decius, Falkenstraße 10, über den Themenkomplex „Schwanenburg“. Eingeladen hatte das erfolgreiche Internet-Portal „Lebensraum Linden“, dessen Protagonisten Michael Jürging und Manfred Wassmann beide anwesend waren. Letztgenannter übernahm die Moderation.

Der Aufschwung der „Schwanenburg“, so Bohne, begann im Jahr 1896, als der Unternehmer Max Rüdenberg den Komplex, an der Leineinsel gelegen, kauft. Das Etablissement mit 2 großen Sälen im Erdgeschoss und 1. Etage sowie einer großen Garten-Bewirtschaftung erlebt in den Jahren vor und nach der Jahrhundertwende einen großen Aufschwung (siehe Fotostrecke), der bis zum Beginn des 1. Weltkriegs andauern sollte. Rüdenberg verpachtet das Lokal und errichtet dort fast gleichzeitig eine Bettfedernfabrik, die, wie die benachbarte Färbefabrik Stichweh, unmittelbar an der Leine liegt. Die exponierte Lage war zwar ein großer Vorteil für den Fabrikbesitzer, jedoch nicht für alle Anderen, da der Fluss durch das Waschen der Federn sehr stark verschmutzt wurde. Die Bettfedernfabrik Werner & Ehlers, nur wenige 100 Meter flussabwärts entfernt und die „Döhrener Wolle“ machten es genau so, heute würden die Umweltschützer auf die Barrikaden gehen.

Nach dem 1. Weltkrieg geht es mit dem Etablissement „Schwanenburg“, so erzählt uns Horst Bohne, langsam, aber stetig bergab. Bis zum Beginn
des 2. Weltkriegs wird die Gastwirtschaft mit einem großen Bier-und
Kaffeegarten zwar weitergeführt, aber die großen Veranstaltungen
bleiben aus.

Einen breiten Raum widmete Horst Bohne der Familie des jüdischen Fabrikanten Max Rüdenberg.
.

Max Rüdenberg, geboren am 9. April 1863 in Bad Oeynhausen, wirkte sehr segensreich in Hannover und Limmer. Von 1909 bis 1919 ist er Bürgervorsteher im Rat der Stadt Linden für Limmer, anschließend bis 1925 Mitglied im Rat der Stadt Hannover, 1916 gehört er zu den Gründungsmitgliedern der Kestner-Gesellschaft.

Nach den Nürnberger Rassegesetzen der Nationalsozialisten (1935) wird der Alltag auch für die jüdische Familie Rüdenberg immer gefährlicher. 1936 emigriert Sohn Ernst mit Ehefrau nach Kapstadt, drei Jahre später flüchtet Tochter Eva, verheiratete Rheinhold, mit ihren drei Kindern nach London, darunter ist auch Sohn Werner, der später unter dem Namen Vernon Reynolds ein bekannter Professor in London werden sollte.
1941 wird das das Haus des Ehepaares Max und Margarethe Rüdenberg, Wunstorfer Straße 16a, zum Judenhaus deklariert, 1942 Beschlagnahme des gesamten Vermögens einschließlich einer großen Kunstsammlung. Am 23. Juli 1942 Deportation von 24 Bewohnern des Hauses Wunstorfer Straße 16a nach Theresienstadt, darunter auch die Rüdenbergs. Max verliert dort noch im gleichen Jahr sein Leben, Margarethe folgt ihm 1 Jahr später.

Nach dem 2. Weltkrieg

Nach Ende des 2. Weltkriegs beginnt ein neues Zeitalter der „Schwanenburg“. Es etablieren sich dort die Schwanenburg-Lichtspiele, viele Bürger aus Limmer werden das Kino noch kennen und das Kleinkunst-Theater „Komödie“. 1959/60 kommt durch den Bau des Westschnellwegs das „Aus“ für die Traditions-Gaststätte. Nur einige Rüdenberg-Fabrikgebäude an der Wunstorfer Straße bleiben stehen.

Am 13. November 2008 verlegt der Aktionskünstler Gunter Demnig im Stichweh-Leinepark zur Erinnerung an das Ehepaar Max und Margarethe Rüdenberg zwei Stolpersteine, initiiert vom neu geschaffenen Büro der Landeshauptstadt Hannover „Netzwerk Erinnerung und Zukunft“.
An der Gedenkfeier nimmt auch Enkel Vernon Reynolds mit Ehefrau teil.

In diesem Jahr kommt es zu einer erneuten Ehrung der Familie Rüdenberg.
Am 22. September 2017 wird der vorher namenlose Platz an der Straßenbahn- Wendeschleife  zwischen Tegtmeyer- und Brunnenstraße zum  Margarethe-und-Max-Rüdenberg-Platz. Zur Einweihung reisen aus London Vernon Reynolds mit Familie an.

Knapp 2 Stunden dauerte das Horst-Bohne-Referat, das ihm großen Beifall der über 25 Besucher bescherte. Anschließend gab es noch einige Wortmeldungen. So berichtete eine Teilnehmerin von Märchenvorstellungen, die sie in der „Schwanenburg“ besucht habe, und der Lindener Heimatforscher Horst Deuker erinnert sich, dass Aufführungen in der „Komödie oft eine schlechte Kritik bekommen hätten.

Wer noch mehr wissen möchte, der klicke hier
http://www.lebensraum-linden.de/stationen/bauwerke...

  • Manfred Wassmann begrüßt die Teilnehmer der gut besuchten Veranstaltung.
  • hochgeladen von Bernd Sperlich
  • Bild 1 / 21
  • Collage der Gastwirtschaft "Schwanenburg". Im 1. Weltkrieg als Lazarett eingerichtet (links unten).
  • hochgeladen von Bernd Sperlich
  • Bild 2 / 21
  • Horst Bohne in seinem Element. Auf der Leinwand sind Teile des neuen "Stichweh-Leinepark" zu sehen.
  • hochgeladen von Bernd Sperlich
  • Bild 3 / 21
  • Buchhandlungschefin Manuela Banse hört aufmerksam zu.
  • hochgeladen von Bernd Sperlich
  • Bild 4 / 21
  • Umgebung "Schwanenburg-Komplex", Karte Adressbuchverlag, 1939.
  • hochgeladen von Bernd Sperlich
  • Bild 5 / 21
  • Anzeige aus: Hannoverscher Anzeiger, 1895. Der Dampfer fuhr "Ihmebrücke-Schwanenburg", legte auch am "Mühlenpark" an.
  • hochgeladen von Bernd Sperlich
  • Bild 6 / 21
  • Auf geht's zur "Schwanenburg" empfiehlt der "Führer durch Hannover", 1896.
  • hochgeladen von Bernd Sperlich
  • Bild 7 / 21
  • Gaststätte "Mühlenpark", nicht weit vom Etablissement "Schwanenburg" entfernt.Das Bildchen links oben ist eine Lithografie (Jahrhundertwende), rechts oben und unten, Aufnahmen um 1930.
  • hochgeladen von Bernd Sperlich
  • Bild 8 / 21
  • Haus "Mühlenpark" heute. Keine Gastwirtschaft mehr, Künstler unterschiedlichster Couleur sind dort anzutreffen.
  • hochgeladen von Bernd Sperlich
  • Bild 9 / 21
  • TANZEN-------- "Hannoverscher Anzeiger", 7. Mai 1903: Gartenkonzert, Tanzunterhaltung im unteren Saal und Brillant-Feuerwerk bei eintretender Dunkelheit. "Ordentlich was los, oder?", fragt der Beleg-Einsteller.
  • hochgeladen von Bernd Sperlich
  • Bild 10 / 21
  • SINGEN-------- Hannoverscher Anzeiger, 3. März 1912. Viele heitere Musikstücke (Possen, Operetten) entstehen 1912, Lieder daraus werden "Gassenhauer", wie zum Beispiel: "Puppchen, Du bist mein Augenstern". Wie zu lesen, wurden Texte verteilt und die Besucher zum Mitsingen aufgefordert.
  • hochgeladen von Bernd Sperlich
  • Bild 11 / 21
  • Horst Bohne (links) berichtet, dass die alte Limmer-Brücke 1895 zusammengestürzt ist.
  • hochgeladen von Bernd Sperlich
  • Bild 12 / 21
  • Nicht weit von "Schwanenburg" und "Mühlenpark" entfernt, vor dem 1. Weltkrieg, nach 1908.
  • hochgeladen von Bernd Sperlich
  • Bild 13 / 21
  • Konzert-, Bier- und Kaffeegarten "Schwanenburg". Hüte und Frisuren verraten den Zeitpunkt der Aufnahme. Es sind die "goldenen" 20-er Jahre.
  • hochgeladen von Bernd Sperlich
  • Bild 14 / 21
  • ...und heute im "Stichweh-Leinepark".
  • hochgeladen von Bernd Sperlich
  • Bild 16 / 21
  • Weinen------- Stolpersteine, Landeshauptstadt Hannover, Städtische Erinnerungskultur, 2016, Internet.
  • Foto: Privatbesitz Familie Rüdenberg
  • hochgeladen von Bernd Sperlich
  • Bild 17 / 21
  • Gebiet um "Schwanenburg" mit Westschnellweg. Die Aufnahme entstand in der Umbauphase, nach 1960.
  • hochgeladen von Bernd Sperlich
  • Bild 19 / 21

Weitere Beiträge zu den Themen

DeportationHannover entdeckenAnno dazumalAlte FotosHeimatbilderSchwanenburgHannover-LimmerFamilie Max Rüdenberg

6 Kommentare

Klasse Fotos und eine tolle Reportage.
LG Volker

Lieber Horst, ich bewundere Dich, was Du als Senior für die Allgemeinheit, insbesondere für Deinen Heimatkiez Linden, leistest, ist schier unglaublich, weiterhin Gesundheit und Schaffenskraft!!

Volker, danke für Deinen Kommentar, 96 scheint ja im Augenblick etwas die Luft auszugehen.

Beteiligen Sie sich!

Hier können Sie nur eine begrenzte Anzahl an Kommentaren sehen. Auf unserer Webseite sehen Sie alle Kommentare und Ihnen stehen alle Funktionen zur Verfügung.

Zur Webseite